Logistikpark „LogPoint Ruhr“ Anwohner wütend wegen fehlender Infos und leeren Versprechen

„LogPoint Ruhr“: Anwohner klagen über unerfüllte Versprechen
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Der Unmut unter den Anwohnern ist groß. „In einer Schauveranstaltung hat man uns Beruhigungspillen verabreicht, die jetzt nicht kommen“, sagt Klaus Langanki. Ortstermin mit unserer Redaktion am Langenacker in Dortmund-Oestrich.

An der Einfahrt zum künftigen Gewerbe- und Industriegebiet „LogPoint Ruhr“ steht der Bauzaun offen. Auf dem fast 60 Hektar großen ehemaligen Kraftwerksgelände an der Stadtgrenze zu Castrop-Rauxel laufen erste Arbeiten für den Bau der Planstraße. Kürzlich haben die Unternehmen Hagedorn und Segro den Baubeginn für den „LogPoint Ruhr“ bekannt gegeben.

Die Anwohner sind skeptisch. „Man kann denen nicht trauen“, sagt Langanki. Und meint damit nicht nur die Investoren, sondern auch die Städte Dortmund und Castrop-Rauxel. Sie beziehen sich auf Informationsveranstaltungen und auf das Beteiligungsverfahren im Rahmen der Bauleitplanung.

Lastwagen-Fahrer haben Ausrede

Vom Ausbau der Straßen Langenacker und Königshalt sowie des Autobahnanschlusses Dortmund-Bodelschwingh war da die Rede. Von einer Sperrung der Oestricher Straße auf Castrop-Rauxeler Seite, die den Durchgangsverkehr verhindern soll. Und: Die Anwohner sollten profitieren, indem sie Glasfaser-Anschlüsse und damit schnelles Internet bekommen.

Die Realität bei Baubeginn sei eine andere. Vom Ausbau der Straßen sei noch nichts zu sehen. Völlig unklar sei auch, wie sie künftig bei hohem Verkehrsaufkommen aus der Siedlung heraus kommen sollen, wo Fuß- und Radwege herlaufen, die Kinder für den Schulweg nutzen.

Sie klagen über Lastzüge, die vom Gewerbegebiet Deininghauser Weg über die Oestricher Straße und Langenacker zur Autobahn fahren. Dabei ist die Durchfahrt für Fahrzeuge über 7,5 Tonnen Gesamtgewicht schon heute verboten. Allein: Niemand kontrolliert das Verbot.

„Wenn wir Lkw-Fahrer anhalten und darauf ansprechen, erklären sie seit Kurzem, dass sie zum Baugebiet wollen“, berichtet Klaus Langanki. Eine Ausrede. Regelmäßig fordern sie die Berufskraftfahrer zum Umdrehen auf. Eine rechtliche Handhabe haben die Anwohner indes nicht.

Skizze mit einem Vorschlag für eine mögliche Sperrung der Oestricher Straße.
Die Anwohner kritisieren nicht nur. Sie machen auch Vorschläge, wie etwa die Oestricher Straße gesperrt werden könne. © Uwe von Schirp

Im Verkehrsgutachten für den „LogPoint Ruhr“ sei der heute schon starke Verkehr aus dem Gewerbegebiet Deininghauser Weg gar nicht berücksichtigt, moniert Andreas Birkholz. Hinzu komme der Lärm vor ihren Haustüren, wenn Lastwagen und Anhänger über die marode Schlaglochpiste donnern. Die Bitte einer Geschwindigkeitsbegrenzung auf 10 oder 20 km/h lehnte die Dortmunder Stadtverwaltung ab.

Im Herbst 2021 hatten die Anwohner von Kreuzloh und Langenacker zumindest die Hoffnung auf schnelles Internet. Viele unterzeichneten bei einer Informationsveranstaltung in einer Hauseinfahrt Verträge mit dem Dortmunder Kommunikationsunternehmen Dokom21.

Es dauere nur kurze Zeit, hieß es. Schließlich stünde der Bagger für den Leitungsbau bereits um die Ecke. Die Hauptleitungen liegen mittlerweile, berichten die Anwohner. Zu den Häusern gebe es bislang aber nur Leerrohre. Schnelles Internet sei weiterhin Zukunftsmusik.

Anwohner bei einer Informationsveranstaltung zum Glasfaser-Ausbau in einer Hauseinfahrt im Kreuzloh in Dortmund-Oestrich.
Viele Anwohner hofften im Oktober 2021 auf schnelles Internet. Bis heute haben sie es nicht. © Uwe von Schirp

Eine Menge Enttäuschung, Wut und Verunsicherung hat sich bei den Anrainern aufgestaut. Im Juli hatte Hagedorn-Revital-Geschäftsführer Rick Mädel gegenüber unserer Redaktion für den September eine Informationsveranstaltung angekündigt. „Findet die überhaupt statt?“, fragt Jörg Sandmeier. „Wir haben noch keine Einladung bekommen.“

Ihren Ärger schilderten die Anwohner in E-Mails an Bezirksbürgermeister Axel Kunstmann. 35 besuchten eine Versammmlung der Grünen. Eine Delegation wies in der Einwohner-Fragestunde der Bezirksvertretung (BV) auf die Situation hin.

Einstimmig brachten die Bezirksvertreter einen Antrag der Grünen auf Überwachung des Durchfahrtsverbots für den Langenacker auf den Weg. In zwei Anfragen bittet die BV um Informationen über den Planungsstand für den Straßenausbau und die Sperrung der Oestricher Straße.

Mit „Beruhigungspillen“ wollen sich die Anwohner nicht weiter zufrieden geben. „Wir müssen mehr Druck machen“, sagt Klaus Langanki. „Und häufiger an die Öffentlichkeit gehen.“

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