„Manche Frauen sind hübscher als ich, manche dümmer“ Fünf schonungslose Wahrheiten über die Liebe

5 Dinge, die die Ausstellung „love/love“ über die Liebe lehrt
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„Die Liebe ist ein Mysterium und seit jeher unergründlich – trotz unzählbarer Lovesongs, Beziehungsratgeber und Datingshows im Reality-TV“, heißt es im Ankündigungstext der Ausstellung „love/love“. Ein Mysterium bleibt die Liebe wohl auch nach dem Besuch der neuen Ausstellung im Künstlerhaus am Sunderweg 1 in Dortmund.

Und gleichzeitig können Besucherinnen und Besucher dort jede Menge über die Liebe lernen, wie Kuratorin Dagmar Lippok weiß. Die Installationen, Malereien, Videos und Fotografien zeigen die Liebe aus ganz unterschiedlichen Perspektiven. Dagmar Lippok zeigt fünf Dinge, die Besucher in der Ausstellung über die Liebe lernen können.

1. Zu lieben heißt, sich zu schämen

Die Liebe kann uns ganz schön verunsichern, eine einzige Zurückweisung unser mühsam aufgebautes Selbstbewusstsein zerstören. Bin ich gut genug? Diese Frage scheint sich auch die Künstlerin Jody Korbach zu stellen. „Ich würde gerne allen Menschen auf der Welt etwas zu bedeuten“, ist auf einem ihrer Bilder zu lesen, neben dem Bild von einem kleinen Mädchen. „Manche Frauen sind hübscher als ich, manche dümmer“, steht auf einem anderen. Beide Werke zeigen den Schmerz und die Unsicherheit, die Liebe in uns auslösen können.

Mit Unsicherheit, Schmerz und Scham in der Liebe setzen sich die Bilder von Jody Korbach auseinander.
Mit Unsicherheit, Schmerz und Scham in der Liebe setzen sich die Bilder von Jody Korbach auseinander. © Marie Ahlers

2. In der Liebe ist jeder Mensch Experte

Es gibt wenige Themen, die alle Menschen gleichermaßen angehen. Fast immer gibt es jene, die sich besser auskennen und jene, die weniger Ahnung haben. In der Liebe ist das nicht so - diese Lehre zieht Dagmar Lippok jedenfalls aus den Bildern von Tina Herchenröther. „Alle Menschen sind Experten für die Liebe“, interpretiert Lippok die Bilder, die ganz unterschiedliche Menschen zeigen, die sich küssen. „Die Liebe ist ein Thema, das uns alle betrifft.“

Dagmar Lippok und Philip Michael vom Künstlerhaus Dortmund neben den farbenfrohen Bildern von Tina Herchenröther in der Ausstellung "love/love".
Dagmar Lippok und Philip Michael vom Künstlerhaus Dortmund neben den farbenfrohen Bildern von Tina Herchenröther in der Ausstellung "love/love". © Marie Ahlers

3. Liebe ist Wirtschaft

„Alle leben in einer Ehe, in der manchmal Liebe Teil des Lebens geworden ist und

manchmal nicht“, heißt es im Begleittext zu den Porträtfotos von Marlene Apmann und Anja Bohnhof. Sie zeigen indische Frauen, die in arrangierten Ehen leben. Doch die Fotos zeigen keine Opfer, sondern viel mehr selbstbewusste, stolze Frauen in edlen Kleidern und mit teurem Schmuck.

„Diese Ehen haben offenbar nichts mit Gewalt zu tun“, sagt Dagmar Lippok. „Für mich stellt sich das eher dar wie in Adelsdynastien - es geht darum, Familien zusammenzuführen.“ Ehen werden dazu genutzt, Reichtum zu erhalten oder zu vergrößern - ein weltweites Phänomen, das zeigt, wie Liebe zu einem Wirtschaftsfaktor werden kann.

Im zweiten Teil der Arbeit von Apmann und Bohnhof zeigen die Fotografinnen die Kulissen von pompösen Hochzeitsfeiern: „Für diejenigen, die zu den Wohlhabenden zählen, kennt die Illusionswelt der Hochzeitsindustrie keine Grenzen“, heißt es dazu im Begleittext. Etwas, das jedem, der schon mal auf einer Hochzeitsmesse war, wohl bekannt vorkommt.

Fotografien zeigen Frauen in indischen Gewändern
Die Fotografien von Marlene Apmann und Anja Bohnhof zeigen Frauen, die in arrangierten Ehen leben: selbstbewusst und stolz. © Marie Ahlers

4. Liebe gilt nicht nur Menschen

Der BVB-Slogan „Echte Liebe“ sagt im Grunde alles: Die Menschen geben ihre Liebe nicht nur anderen Menschen. Seit jeher gilt sie wahlweise auch ihren ganz persönlichen Göttern: dem religiösen Gott, dem Fußballverein, dem Popstar oder dem Influencer. Mit dieser Liebe spielt Carl Brandi in seiner Performance, die gleichzeitig ein Rollenspiel ist. „Idunas Äpfel“ „erzählt von wundersamen und erschreckenden Verbindungen zwischen germanischer Mythologie, Fussballromantik und Verschwörungstheorien“, heißt es im Ausstellungstext.

Am 3., 16., 17., 21., 22. und 23. September von jeweils 16 bis 19 Uhr haben Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit, an dem Live-Rollenspiel teilzunehmen und sich mit „ihren Gefühlen zu Zugehörigkeit, Verliebtsein, Jugendlichkeit, ihrer gesellschaftlichen Idealisierung“ und vielem mehr auseinanderzusetzen.

5. Liebe braucht Geduld

Drei Jahre lang morste Klara Hobza mit einer riesigen Konstruktion aus zum Schluss 1.200 Lichtern und 30.000 Watt in die New Yorker Nacht hinaus, bis sie eine Antwort bekam. Das gesamte Dachgeschoss eines Gebäudes verwandelte sie in eine riesige Nachrichtenmaschine, die scheinbar Botschaften ins Nichts schickte - wer beherrscht schon heutzutage noch Morsecode?

All das ist in einem Video im Keller des Künstlerhauses zu sehen. Die Künstlerin sendet einsam, aber eisern entschlossen Nachrichten in die Großstadt hinaus, die niemanden zu interessieren scheinen. Erst nach Jahren hielt sie erste Antworten: durch blinkende Autolichter, Autohupen, Taschenlampen, Lichter in Fenstern.

„Manchmal muss man in der Liebe Geduld haben“, zieht Dagmar Lippok als Lehre aus dem Werk von Klara Hobza. Es könne dauern, bis man etwas zurückbekommt.

Eine Frau kniet an einem Fenster, umgeben von Stromkabeln und Lichtern
Mit einer riesigen Lichtkonstruktion morste Künstlerin jahrelang in den New Yorker Nachthimmel - bis sie endlich eine Antwort bekam. © Klara Hobza

Die Ausstellung „love/love“ läuft noch bis 1. Oktober 2023 im Künstlerhaus Dortmund, Sundernweg 1, und ist donnerstags bis sonntags von 16 bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

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