Acht Monate nach dem gewaltsamen Tod eines Libanesen in Oestrich werden im Prozess vor dem Schwurgericht nach und nach immer mehr Details bekannt - und das sowohl über die Blutnacht im April als auch über die Hintergründe der seit langem schwelenden Familienfehde.
Der Angeklagte, ein Libanese aus Marl, soll damals den Ex-Ehemann seiner Freundin erstochen haben. das Opfer hielt sich zur Tatzeit in der Wohnung seiner Schwester in Oestrich auf.
Opfer war bei Schwester
Der Angeklagte erklärte auf Nachfrage von Staatsanwalt Henner Kruse, dass es in den Wochen vor der Tat zahlreiche Gespräche zwischen den beiden Familien gegeben habe. Dabei sei es auch um Geldforderungen des späteren Opfers gegangen. „Er wollte 15.000 US-Dollar, die er angeblich für die gemeinsame Flucht mit seiner damaligen Frau über die Balkanroute gezahlt hatte“, so der Marler.
Doch nicht wegen des Geldes, sondern vor allem wegen der Trennung an sich sei die Familie des anderen Mannes wütend gewesen, sagte der Angeklagte weiter. Es habe gegenseitige Beleidigungen und Bedrohungen gegeben. „Das war auch nicht gut von mir.“
Angebliche Geldforderung
In den Stunden vor der Bluttat sei die Situation dann immer weiter eskaliert. Beide Männer sollen damals in verschiedenen sozialen Netzwerken Fotos und Drohschreiben veröffentlicht haben. Schließlich schalteten sich angeblich sogar Verwandte aus dem Libanon ein und forderten den Angeklagten auf, sich zurückzunehmen.
In der Nacht auf den 9. April fuhr der Libanese dann aber doch von Marl nach Dortmund, um „die Sache zu klären“. Dabei war er nicht allein. Zwei Männer saßen zusammen mit ihm im Auto und drangen später auch in die Wohnung der Schwester des Kontrahenten ein.
Zwei Mittäter?
Einer dieser Mittäter soll nach Angaben des Angeklagten während der Auseinandersetzung ein Messer gezogen und auf den anderen Mann eingestochen haben. „Ich habe das gesehen und noch versucht, ihn mit aller Kraft wegzuziehen“, so der Marler zu den Richtern.
Die Namen seiner Komplizen will der Angeklagte weder dem Gericht noch der Staatsanwaltschaft verraten. In seinen Ausführungen vor Gericht nennt er die beiden Unbekannten deshalb stets nur P1 und P2.
Namen werden nicht verraten
Ob sich hinter den Abkürzungen tatsächlich der wahre Mörder verbirgt, muss sich noch zeigen. Aktuell geht Staatsanwalt Kruse davon aus, dass der Marler die Bluttat verübt und eben nicht nur mit einem Schlagstock auf das Opfer eingeprügelt hat.
Das Schwurgericht hat für den Prozess daher schon jetzt noch acht weitere Verhandlungstage bis zum 9. März angesetzt.