
Kleine Bühne statt der großen Halle: Casper spielte sein neues Album am Montagabend (16.5) im Dortmunder FZW. © Joscha F. Westerkamp
„Leute, wir haben die Anlage zerstört“ - Rapper Casper im FZW Dortmund
Konzert in Dortmund
Die Clubtour zu seinem neuen Album brachte Casper ins Dortmunder FZW. Gleich zu Beginn des Auftritts macht dort jedoch der Ton schlapp. Das Publikum überbrückte die Musik-Pause kreativ.
Er hätte auch mühelos die Westfalenhalle voll machen können, um sein neues Album „Alles war schön und nichts tat weh“ zu präsentieren. Stattdessen spielte Casper am Montagabend (16.5.) im Dortmunder FZW - in kleiner Runde sozusagen.
Der Rapper ist bei seinen Fans bekannt als einer der besten Livekünstler im Deutschrap - in den kleinen Clubs vielleicht noch mehr als auf den großen Bühnen. Entsprechend begehrt waren die Tickets für die Show, die innerhalb kürzester Zeit ausverkauft war.
Caspers Fähigkeit, ein Publikum mühelos bei Laune zu halten, konnte offenbar auch die Zwangspause in der Pandemie nichts anhaben. Seine fast zweistündige Show hat keine Längen, zu keiner Sekunde wandern die Gedanken zur Bügelwäsche daheim. Stattdessen treibt der Rapper sein Publikum von einem Moshpit in den nächsten, ein energiegeladener Song folgt auf den anderen.
Innerhalb kürzester Zeit sind die Menschen in den vorderen Reihen schweißgebadet - wie sich das in einer echten Clubshow gehört.

Von seinem Publikum schien Rapper Casper genauso angetan wie umgekehrt. © Joscha F. Westerkamp
Liebevoller, sanfter, blumiger
Dabei gibt sich Casper auf seinem neuen Album lieber, sanfter, verspielter. Bekannt für Songtexte wie „Trage Schwarz, jeden Tag, bis es was Dunkleres gibt“, ließ er sich für seine neuen Musikvideos im Blumenmeer ablichten, das Vinyl-Album war in den Farben rosa, lila und orange erhältlich.
Doch eins hat sich nichts geändert: Es sind die ganz großen Gefühle, die der Rapper am Montagabend in Dortmund auf die Bühne bringt: Das Leben („Fabian“), die Liebe („Mieses Leben/Wolken“) und der Tod („Billie Jo“) - darunter macht Casper es nicht.
Das könnte anstrengend sein, würde er nicht genauso viel Humor und kindliche Freude mit auf die Bühne bringen. Ein scharfes Foto von ihm zu schießen ist schwierig am Abend, so schnell hüpft er von einem Bühnenende zum anderen.
Publikum rudert auf dem Boden wie bei Achim Reichel
Als kurz nach Beginn der Show der Ton ausfällt („Leute, wir haben die Anlage zerstört“), schlägt er dem Publikum vor, es könne doch währenddessen ein paar Tanzschritte vorführen. Dass die Dortmunder sich stattdessen zum gemeinsamen „Rudern“ wie bei Achim Reichels „Aloha Heja He“ auf den Boden setzen, verblüfft ihn dann allerdings doch. Zerstört war die Anlage im Übrigen nicht - nach einer kurzen Pause ging es weiter, mit dem passenden Track „Alles endet, aber nie die Musik“.

Als während des Konzerts die Musik ausfiel, rottete sich das Publikum spontan auf dem Boden zusammen. © Joscha F. Westerkamp
Von seinem Publikum wirkt der 39-Jährige genauso begeistert wie umgekehrt. Immer wieder verteilt er High Fives an die erste Reihe, lobt einzelne, besonders laute Jubelrufe und zeigt sich sichtlich gerührt, als das Publikum minutenlang das Intro zu „Hinterland“ singt.
Vielleicht sind das die Gründe, aus denen Casper sich gegen die große Bühne entschieden hat.
In Lippstadt aufgewachsen, zum Studieren nach Hessen ausgeflogen, seit 2018 zurück in der (erweiterten) Heimat bei den Ruhr Nachrichten.
