Ein stattlicher Neubau ist an der Westfalia Straße ganz in der Nähe der Hafenbrücke entstanden. Der dreistöckige Modulbau ist das Baubüro für das ICE- Werk Dortmund Hafen. „Das ist gewissermaßen unser Leitstand“, sagt Maria Otte, die Gesamtprojektleiterin für den Neubau des ICE-Werks. Tatsächlich hat man von hier aus - insbesondere von der großen Dachterrasse - das 25 Hektar große Gelände des früheren Güterbahnhofs gut im Blick.
Dass das Baubüro deutlich schicker und solider ist als die üblichen Baucontainer, die man auf Baustellen gewohnt ist, hat seinen Grund. Schließlich hat man sich hier auf eine längere Zeit eingerichtet. Bis 2027 ist die Bauzeit für das 400 Millionen Euro teure ICE-Werk der DB AG gleich neben dem Dortmunder Hafen terminiert. Und vielleicht bleibt das Gebäude sogar über die Bauzeit hinaus stehen, deutet Maria Otte an.

Gebaut wird eigentlich erst ab Anfang 2025. Trotzdem wird auf dem Gelände schon kräftig gearbeitet, nicht nur im Planungs- und Baubüro an der Westfaliastraße, sondern auch auf der dahinterliegenden Fläche des früheren Güterbahnhofs selbst. Hier wird jede Menge Erde bewegt.
Die alten Gleise des Güterbahnhofs sind zum Großteil verschwunden. Schicht für Schicht wird nun das Erdreich abgetragen - immer verbunden mit der Suche nach möglichen Bomben-Blindgängern aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Kampfmittelsondierung heißt das offiziell. Und das ist eine Aufgabe, die sich über viele Monate zieht. Schließlich ist Dortmund zwischen 1943 und 1945 über mehr als zwei Jahre von alliierten Fliegern bombardiert worden. Bahnanlagen waren dabei ein wichtiges Ziel. Entsprechend gründlich wird sondiert.
Fündig ist man noch nicht geworden. Wahrscheinlich hat man schon beim Wiederaufbau des Güterbahnhofs nach dem Krieg sehr gründlich gearbeitet, vermutet Maria Otte. Trotzdem gab es beim Abtragen des Bodens schon Überraschungen. Unter einem Teil der Gleise habe man noch eine zweite Lage Gleise gefunden, die offensichtlich einmal überbaut worden war, berichtet Maria Otte.
Mehrere Meter Boden müssen abgetragen werden. Am Ende muss die Fläche komplett „plan“, also völlig eben sein. Denn anders als beim früheren Güterbahnhof darf es kein Gefälle geben, auf dem sich Züge in Bewegung setzen können. „Das ist eine besondere Herausforderung“, erklärt die Projektleiterin während nebenan ein Schwerlaster voller Erde zur Waage rollt. Zehn bis zwölf LKW pro Stunde sind hier im zwei Schichtbetrieb unterwegs, erklärt Maria Otte.

Zahlreiche Erdhaufen sind auf dem weitläufigen Areal aufgeschichtet, östlich des Baubüros auch bergeweise Schotter. Er stammt aus den alten Gleisanlagen und soll bei der Neuanlage des Gleisbetts für das ICE-Werk wieder genutzt werden. „Das sind allein 28.000 Tonnen“, sagt Maria Otte. Nachhaltigkeit ist ein großes Thema beim Bau des riesigen Werks, das unter anderem auch über Geothermie mit Energie versorgt werden soll.
Bis zum eigentlichen Baustart wird aber noch mindestens ein halbes Jahr vergehen. Mit den vorbereitenden Arbeiten und der Bombensondierung nutzt man gewissermaßen die Wartezeit auf die Plangenehmigung. Im Dezember 2022 wurden beim Eisenbahn-Bundesamt die Planfeststellungs-Unterlagen eingereicht. 2023 folgte die Offenlegung mit der Beteiligung von Bürgern und den sogenannten „Trägern öffentlicher Belange“ wie Naturschutzverbänden oder Behörden.
Private Einwendungen gab es gar nicht, freut sich Maria Otte. Tatsächlich ist davon auszugehen, dass von dem ICE Werk im Gewerbegebiet am Rande des Hafens keine Störungen ausgehen, weil es keine unmittelbaren Nachbarn gibt.
Genutzt wird die Wartezeit auch von den Planern. Anfang dieses Jahres wurde die Entwurfsplanung vollendet. Jetzt läuft die Ausführungsplanung mit allen Details für die Anlagen und Gebäude von der Lage der Steckdosen bis zu den Fenstern, bilanziert Maria Otte. Herzstück ist eine 480 Meter lange Werkshalle, in der mehrere hochmoderne ICE-Züge in kompletter Länger gewartet und bei Bedarf repariert werden können.

Aktuell läuft außerdem die Abstimmung mit der Stadt Dortmund und den von ihr beauftragten Planungsbüros zum Umgang mit den Brücken, die übers Gelände führen. Für die Hafenbrücke sollen zwei Auffahrten von der Westfaliastraße angelegt werden - logischerweise vor Eröffnung des ICE Werks. Und die Brücke an der Franziusstraße muss abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden.
Am Ende wird man so drei Baustellen in einer haben. Gut, dass man vom „Leitstand“ an der Westfaliastraße immer den Überblick behalten kann.
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