Leere Zimmer prägen momentan das Bild in der Dortmunder Jugendherberge. Die Coronakrise hat das Gästehaus voll erwischt. © Björn Reschabek
Coronavirus
Leere Betten: Dortmunder Jugendherberge muss um ihre Existenz bangen
Seit dem 17. März ist das Jugendgästehaus in der City geschlossen. Ob in diesem Jahr noch Klassenfahrten stattfinden, ist ungewiss. Doch nun erscheint ein Silberstreif am Horizont.
Die Probleme der Dortmunder Hoteliers in Corona-Zeiten kennt fast jeder, die der Kneipiers und Restaurantbetreiber sowieso. Aber es gibt es noch ein Unternehmen aus dem Bereich Unterkunft und Gastronomie, dem das Wasser bis zum Hals steht - das jedoch weitaus weniger Beachtung findet: die Jugendherberge an der Silberstraße.
Einnahmen auf null gesunken
„Unsere Einnahmen sind über Nacht auf null gesunken“, sagt Maike Braun, Sprecherin des Landesverbands Westfalen-Lippe des Deutschen Jugendherbergswerks (DJH), „für uns ist es eine existenzbedrohende Krise.“
Denn seit dem 17. März ist die Herberge in der City komplett dicht, zuvor waren bereits Klassenfahrten - ein wichtiges Standbein des DJH - verboten.
Die Jugendherberge an der Silberstraße hat schwere Wochen hinter und eine ungewisse Zukunft vor sich. © Maranso GmbH, Peter Mautsch
18 Mitarbeiter sorgen normalerweise dafür, dass sich die Gäste in Dortmund wohl fühlen; alle 18 befinden sich momentan in Kurzarbeit. Ein paar Tätigkeiten wie Kundenkommunikation oder das regelmäßige Aufdrehen der Wasserhähne erfolgen noch, ansonsten herrscht Funkstille an der Silberstraße.
Von einem satten Besucherplus auf Null
Und das, obwohl die Herberge zuvor eine Erfolgsgeschichte geschrieben hatte: Von 44.278 Übernachtungen im Jahr 2018 stieg die Zahl auf 49.585 im Jahr 2019. Ein sattes Plus von zwölf Prozent. An diese Zahl wird das Haus 2020 kaum anknüpfen können, zumal beim Verband noch niemand genau weiß, wie und wann das Gästehaus wieder seine Pforten öffnet.
„Beim ersten Rettungsschirm waren die Jugendherbergen nicht dabei“, sagt Maike Braun. Sprich: Es gab keine Fördermittel. Für das Jugendherbergswerk eine geradezu katastrophale Nachricht, denn als gemeinnützige GmbH darf die Gesellschaft keine größeren Rücklagen bilden; das eingenommene Geld wird zumeist zeitnah in Modernisierungsarbeiten oder pädagogische Programme gesteckt. „Noch sind wir liquide“, erläutert Braun, „aber ohne Hilfe nur wenige Monate.“
Gruppen bleiben aus
In dem Haus an der Silberstraße stehen den Gästen Ein- bis Sechsbettzimmer zur Verfügung - und hier zeigt sich gleich ein weiteres Problem der Unterkunft. Denn wann die Mehrbettzimmer wieder von Gruppen belegt werden, ist noch völlig ungewiss. Eine denkbar ungünstige Situation, denn auf Klassen, Firmen oder Freizeitgruppen fielen zuletzt jährlich rund 20.000 Übernachtungen.
DJH-Sprecherin Maike Braun hofft auf finanzielle Unterstützung für die deutschen Jugendherbergen. © DJH-WL
„Wir müssen davon ausgehen, dass das Gruppengeschäft noch länger schwach ausfallen oder in naher Zukunft gar nicht stattfinden wird“, sagt Braun. Selbst wenn Klassenfahrten wieder erlaubt seien, hätten die Schulen derzeit andere Probleme: „Man kann fast davon ausgehen, dass es dieses Jahr keine solcher Fahrten mehr gibt.“
Zu welcher Kategorie von Unterkünften zählen Jugendherbergen
Am 18. Mai dürfen die Hotels in Nordrhein-Westfalen wieder Besucher empfangen, neun Tage später sind laut Verordnung die außerschulischen Bildungsorte an der Reihe. Doch zu welcher Kategorie gehören die Jugendherbergen - und welche Bestimmungen gelten für sie?
„Wir warten jetzt erst einmal auf die Konkretisierungen des Landes“, sagt die DJH-Sprecherin. Erst, wenn es verbindliche Vorgaben beispielsweise zur Zimmerbelegung gebe, könne in einer Wirtschaftlichkeitsprüfung berechnet werden, ob sich eine Öffnung überhaupt lohnt. „Ob wir alle Standorte und das gesamte Personal halten können, wissen wir jetzt noch nicht genau.“
Ein Bild aus vergangenen Tagen: Gäste machen es sich im Bistro-Bereich der Dortmunder Jugendherberge gemütlich. Fast 50.000 Übernachtungen zählte das Haus im Jahr 2019. © DJH-WL
Allerdings gehe das Jugendherbergswerk davon aus, denn es gibt einen Silberstreif am Horizont: Der Appell an Land und Bund scheint Früchte zu tragen. „Es gibt positive Signale, dass die Jugendherbergen Hilfe bekommen“, sagt Braun, „und wir hoffen, dass die Vorgaben des Landes so gestrickt sind, dass wir sie auch umsetzen können.“
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