Der kuriose Ortswechsel von Appelrath Cüpper Erst monatelange Hängepartie, dann Umzug im Eiltempo

Appelrath Cüpper: Erst monatelange Hängepartie, dann Umzug im Eiltempo
Lesezeit

In Handelskreisen gilt Peter Graf, österreichischer Eigentümer von Appelrath Cüpper, als Unternehmer, den so schnell nichts aus der Ruhe bringt. Obendrein sagen ihm Gesprächspartner nach, er sei jemand, der regelmäßig anders agiere als allgemein erwartet werde. Aachener Grundvermögen, Vermieter der früheren Appelrath-Filiale am Westenhellweg, kann davon ein Lied singen. Bereits im Frühsommer 2023 lässt ihn Aachener Grundvermögen wissen, dass der am Jahresende auslaufende Mietvertrag nicht verlängert werde und Appelrath die Geschäftsräume am Westenhellweg verlassen müsse. Das werde er nicht, soll Graf schon damals nach angekündigt haben.

Das vorherige Ladenlokal am Westenhellweg hat Appelrath Cüpper nach langem Hin und Her geräumt.
Das vorherige Ladenlokal am Westenhellweg hat Appelrath Cüpper nach langem Hin und Her geräumt. © Thomas Thiel

Noch im Juni erklärt Graf, einer der größten Modeunternehmer Österreichs, unserer Redaktion per Telefon: „Das kann sich der Eigentümer vielleicht wünschen, aber kommen wird es so nicht.“ Es werde alles bleiben, wie es ist. So läuft es über Monate. Der Vermieter drängt auf den Auszug, um den Umbau für den Nachmieter Deichmann/Snipes vorzubereiten. Doch das Modehaus rührt sich nicht.

Im Gegenteil: Appelrath Cüpper lässt es auch noch drauf ankommen, als Aachener Grundvermögen eine Räumungsklage auf den Weg bringt, die vom Dortmunder Landgericht bestätigt wird. Spätestens bis 31. Dezember 2023 müsse Appelrath die Immobilie räumen, so das Urteil. Graf reagiert zweigleisig: Um Zeit zu gewinnen, lässt er Berufung einlegen. Gleichzeitig läuft die Suche nach einem neuen Standort an - garniert mit der nicht unwichtigen Botschaft: Appelrath Cüpper werde in Dortmund bleiben! Nur wo?, fragen sich alle.

Überraschung im Februar

Im Januar 2024 aber sitzt Appelrath noch immer am Westenhellweg. Der Verkauf geht unverdrossen weiter. Dem Vermieter platzt der Kragen – Aachener Grundvermögen beantragt beim Dortmunder Amtsgericht die Zwangsräumung. Der Termin dafür soll in wenigen Tagen festgelegt werden, heißt es Mitte Januar. Er wird schließlich auf "Ende Februar" festgelegt. Für Appelrath Cüpper wird es eng.

Mitte Februar, die Mietzeit am Westenhellweg ist um eineinhalb Monate überzogen, kündigt man den "letzten Verkaufstag" an - um dann doch ein paar Tage länger geöffnet zu bleiben. Kundinnen, die nach dem neuen Standort in der City fragen, sehen Schultern zucken. Die Beschäftigten bleiben bis zuletzt im Unklaren, wohin es nun gehen soll. Auch Handelsexperten rätseln.

Unterdessen setzt sich Graf mit einem Unternehmen der taumelnden Signa-Gruppe des österreichischen Immobilienmoguls Rene Benko in Verbindung. Graf will einen Umzug ins Ex-Kaufhofgebäude direkt gegenüber Appelrath Cüpper ausloten. Für die meisten Beobachter der Einzelhandelszene ist bis zuletzt klar: Das Modehaus wird in den Ex-Kaufhof ziehen. Doch sie sollen sich täuschen. Und Graf? Er schweigt, möchte sich vor Unterzeichnung des Mietvertrages nicht äußern.

Warum, wird spätestens am 21. Februar klar: Die Belegschaft wird offiziell informiert, dass ihr oberster Chef eben nicht mit Signa abschließt. Sondern mit Aroundtown – dem Eigentümer des Westfalenforums an der Kampstraße. Die Verblüffung ist groß: Appelrath zieht ins Westfalenforum? In das Einkaufscenter, das seit Jahren leersteht? In dem sich gerade mal die Postbank und ein Spieleladen verlieren und sich ein leeres Ladenlokal ans nächste reiht. Und das, nicht ganz unwichtig, abseits der großen Passantenströme des Westenhellwegs liegt? Ja, genau dort zieht es Appelrath Cüpper hin.

Sechs Wochen für den Umzug

Der Verkauf am Alt-Standort wird beendet. Anfang März ist der Umzug in vollem Gange. Die Mitarbeiterinnen tragen die Ware teils mit Händen, teils auf Umzugswagen, vom Westenhellweg ins Westfalenforum, in dem bereits Umbauarbeiten laufen. Binnen weniger Tage ist die Immobilie am Westenhellweg geräumt und Appelrath Cüpper erst einmal vom Markt verschwunden. Aber nur für kurze Zeit: Sechs Wochen nach Unterzeichnung des Mietvertrages meldet sich das Modehaus mit einer inoffiziellen Eröffnung am Donnerstag (11.4.) an der Kampstraße zurück.

Es ist ein großer Bahnhof mit hunderten geladener Gäste, die vor dem Eingang Schlange stehen. Mittendrin im Trubel: Appelrath Cüpper-Eigentümer Graf. Er spricht von einem „Wunder“ mit Blick auf das Rekordtempo, das seine Beschäftigten beim Umzug angeschlagen haben. Das Westfalenforum habe sich „in einem Dornröschenschlaf“ befunden, sagt Graf. Damit ist es wohl vorbei. Die vormals leeren Ladenlokale sind allesamt belegt. Neun Shops am Stück, nur unterbrochen von einem Cafe, das Appelrath Cüpper gleich mitbetreibt. Man bummelt von einem Store in den nächsten - und ist doch immer bei Appelrath Cüpper.

Der Modeanbieter hat sich im Erdgeschoss des Westfalenforums seine ganz eigene und durchaus elegante Welt geschaffen - und einer Immobilie, für die sogar mal der Abriss im Raum stand, unter kuriosen Umständen zu neuen Frequenzen verholfen. Zur Dauer des Mietvertrages schweigt Graf, kündigt aber an, Appelrath Cüpper werde in Zukunft „ein bisschen laut sein.“ Soll heißen: Es wird Aktionen geben, mit denen die Kundinnen von der klassischen Laufmeile Westenhellweg heruntergelockt werden sollen. Noch führen die Wege zu Appelrath Cüpper an Baustellen vorbei. Spätestens mit Fertigstellung des Bouelvards Kampstraße soll sich das ändern. Irgendwann.