Der Künstler Jan Bormann (83) hat in den 70er-Jahren ein umfassendes Kunstkonzept für die gewerbliche Schule in Dortmund-Hacheney umgesetzt. Sein Gesamtentwurf gewann einen Wettbewerb zur Gestaltung der acht Pausenhöfe und stand in Verbindung mit Wandmalereien im Innern des riesigen Schulkomplexes.
Inzwischen sind die Natursteinskulpturen im Außenbereich des Berufsschulzentrums verkommen, verrückt und zerstört. Viele Elemente wurden aus ihrer künstlerischen Anordnung gerissen, einige davon werden seit Jahren als Absperrpoller am Rande des Parkplatzes missbraucht. Die Wandbilder der Maler Otto Bahrenburg und Erich Ludwig sind ganz verschwunden.
Werke sollen instand gesetzt werden
Der in Dortmund geborene und in Castrop-Rauxel lebende Bildhauer kämpft seit 20 Jahren für eine Reinigung und Instandsetzung seiner Werke. Inzwischen ist er einigermaßen verzweifelt. Es schmerzt zu sehen, wie respektlos und fahrlässig mit seiner Kunst umgegangen wird.
Für die Schüler des Paul-Ehrlich-Berufskollegs sind die verdreckten und aus dem Zusammenhang gerissenen Steinskulpturen nicht mehr als eine wirre Anordnung von Absperrblöcken. „Das soll Kunst sein?“, fragen sie ungläubig. Die Komposition ist eben nicht mehr erkennbar, ebenso wenig wie die Besonderheit des Materials. Bormann setzt Anröchter Granit ein, hellgelben Donaumuschelkalkstein, Rotlava und Schwarz-Schwedischen Granit.

Seine Skulpturen sollten die acht Höfe des komplexen Gebäudes an der Hacheneyer Straße verbinden, sollten sie wiedererkennbar machen und Ruhepunkte schaffen. Schüler können auf halbkreisförmig angeordneten Quadern am meditativen Brunnen sitzen, durch den Wasser leise durch ringförmige Rillen rinnt. Nicht in der Installation vorgesehen war der Mülleimer direkt neben dem Brunnen.
An einer zweiten länglichen Skulptur mit geradem Wasserlauf ist der Zufluss schon lange abgedreht. Der optische Schutzwall am äußeren Schulhof ist nur noch ein Rudiment, die Einzelteile liegen wahllos verteilt herum, zwei dienen als Absperrungen.


Die „Feindlichen Brüder“, eine Installation aus zwei facettierten Würfeln aus verschiedenfarbigem Naturstein, wurden durch einen Zaun getrennt und der sinngebende Bezug ist damit zerstört. Nur ein einziges der acht durchdachten und auf ihren jeweiligen Standort Bezug nehmenden Werke ist noch in der vorgesehenen Position und Verfassung.
Die Objekte wurden von dem anerkannten Bildhauer bewusst auf den Kontakt, die Nutzung als Sitzgelegenheit und auf eine lange Lebensdauer angelegt. Aber auch sie müssen von Zeit zu Zeit gereinigt und gewartet werden, sonst setzen Moos und Flechten den Oberflächen zu, Wasserläufe versickern. Geschehen ist das in den vergangenen 50 Jahren ein einziges Mal.
Ein Verrücken oder Herausnehmen einzelner Elemente, wie es bei den meisten in Hacheney geschehen ist, zerstört das Werk und bedeutet damit auch einen Verstoß gegen das Urheberrecht.


„Was soll ich noch machen?“, fragt Jan Bormann. Er habe bei allen möglichen Stellen in Dortmund Hilfe gesucht – erfolglos. Die Bezirksvertretung Hörde hat vor Jahren einen Instandsetzungsauftrag beschlossen, doch auch daraufhin ist nichts passiert.
Jan Bormann würde sich gern selbst um die Wiederherstellung kümmern. Steine müssten abgeschliffen, gereinigt und viele Elemente mit schwerem Gerät an ihre ursprünglichen Plätze zurückversetzt werden. „Das könnte ich auch samstags machen, außerhalb des Schulbetriebs.“ Ein solcher Auftrag, mit dem eventuell auch Etatreste für 2022 ausgeschöpft werden könnten, wäre ihm in mauen Corona-Zeiten eine willkommene Unterstützung. Von der emotionalen Seite ganz abgesehen.
Allein 30 Werke in Dortmund
Von dem Diplom-Designer und Bildhauer-Meister sind Dutzende Werke im gesamten Ruhrgebiet zu finden, rund 30 allein in Dortmund. Zu seinen letzten Arbeiten für die Stadt gehört die Flüsterbrücke am Phoenix-See. „Ein Dirigent kann sein Pult verlassen, wenn während des Konzerts ein Handy klingelt. Aber was kann ich schon tun?“
Katrin Pinetzki, Sprecherin der Stadt, bestätigt, dass sich einige Werke von Jan Bormann „in der Tat in einem unbefriedigenden Zustand“ befinden. Das Ressort „Kunst im öffentlichen Raum“ stehe aber in engem Austausch mit dem Künstler.
Kleinere Probleme seien bereits behoben worden, sagt die Stadt-Sprecherin. „Größere Projekte müssen derzeit warten, da von Jan Bormanns Werken keine Gefahren für die Verkehrssicherheit ausgehen. Das Ressort Kunst im öffentlichen Raum hat in diesem Jahr keine Kapazitäten mehr für den von ihm gewünschten Umfang der Restaurierung. Im kommenden Jahr ist geplant, die Reinigung mehrerer seiner Arbeiten en bloc in Angriff zu nehmen.“
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