„Du brauchst ein Fahrzeug, das zu dir passt. Mit Stil, eines mit Charakter. Verstehste?“ Im Prolog der Ruhrgebietskomödie „Bang Boom Bang“ philosophiert Schwerverbrecher Kalle Grabowski (Ralf Richter) über die Liebe zum Automobil.
So ein Auto mit Stil und Charakter besitzt auch Jörn Gaumann aus Dortmund. Der Unternehmer aus dem Teleshopping-Business fährt ein Original-Auto aus „Bang Boom Bang“. Zwar nicht den goldenen Mercedes 500 SEC von Kalle Grabowski, aber die wohl berühmteste vierrädrige Filmrequisite: den knallgrünen Ford Taunus GXL, mit dem der verpeilte Kiffer Keek (Oliver Korittke) durch Unna und Dortmund kurvt.
Keeks Auto wird nachts auf Unnaer Straßen nicht pfleglich behandelt. Bei einer Vollbremsung auf der Massener Bahnhofstraße kracht ein Tresor ins Heck, danach klemmt der Kofferraum. Aber Jörn Gaumann konnte einen Original-Ford ergattern, der den Dreh heil überstand. Für den Film hatten Produzent Christian Becker und Regisseur Peter Thorwarth nämlich mehrere Exemplare des Modells besorgt, das heute ebenso Kultstatus genießt wie „Bang Boom Bang“ selbst.
Gaumanns Exemplar, Baujahr 1975, gehörte vorher dem Unnaer Regisseur höchstpersönlich. Peter Thorwarth ist im aktuellen Fahrzeugbrief als ehemaliger Halter eingetragen. Das Wunschkennzeichen, das er wählte, lautet „UN-NA 471“, während das Auto im Film das Nummernschild „DO-PE 69“ trägt. Ein UN-Kennzeichen für Kiffer Keeks Karre, erklärte Thorwarth einmal, wäre ein „verschenkter Gag“ gewesen.
Auch 25 Jahre nach dem Kinostart befindet sich der Tresor-Taunus – mittlerweile als Oldtimer zugelassen („DO-PE 690H“) – in einem Top-Zustand. Das ist nicht nur Jörn Gaumann als Eigentümer zu verdanken, sondern auch Kjeld Keller, der sich in Gaumanns Auftrag um die Pflege und Wartung kümmert. „Nostalgie pur“, sagt Keller über das Fahrgefühl in den mit Lammfell geschonten hellbraunen Sitzpolstern.
Wenn Keller mit dem Wagen zum TÜV fährt, wird das berühmte Blech sofort als Filmstar erkannt. Im Laufe der Jahre wurde keine kleine Summe in die Erhaltung des Oldtimers investiert. Und so war es nie ein Problem, die TÜV-Plakette zu bekommen.
Als Keller den Motor bei geöffneter Motorhaube startet, ist der runde Sound der 88-PS-Maschine zu hören. „Knudsen-Ford“ lautet der Spitzname des Modells, benannt nach dem Ford-Chef Semon E. „Bunkie“ Knudsen. Der sorgte Ende der 1960er-Jahre für das typische Erkennungszeichen, den charakteristischen Vorsprung im Kühlergrill und auf der Motorhaube.
Auto in Party-Laune bei Ebay ersteigert
Das spätere Filmauto wurde erstmals im Januar 1975 zugelassen. Eine Frau aus Koblenz und ein Mann aus Arnsberg sind als weitere Vorbesitzer in den Papieren vermerkt. Durch einen lustigen Zufall gelangte das Filmauto schließlich nach Dortmund zu Jörn Gaumann.
Zusammen mit einigen Freunden befand er sich im Juli 2004 im Party-Urlaub auf Fuerteventura. „Irgendwann rief ein weiterer Kumpel bei uns an und sagte: „Ey, die Bang-Boom-Bang-Karre ist bei Ebay drin.“ Die Clique zögerten nicht und steigerte mithilfe des Anrufers aus der Ferne mit. „Wir waren gut drauf und irgendwann rief der Kumpel an und sagte: Wir haben das Ding“, erzählt Gaumann, heute Geschäftsführer der GMS Group in Dortmund.
Für 5150 Euro wechselte der Taunus damals den Besitzer, wie der Hellweger Anzeiger am 30. Juli 2004 berichtete.

Autogramme auf der Sonnenblende
Wer sich in die Sitze des Fords hineinfallen lässt, entdeckt mehr oder weniger versteckte Anspielungen auf den Film. Thorwarth hat auf der Innenseite der Fahrer-Sonnenblende unterschrieben – mit einer Widmung für „Olli“. Gemeint ist Jörn Gaumanns Schulfreund Oliver Riekenbrauk, der bei der Ersteigerung mit im Boot war und das Auto zunächst übernahm.
Auf der Beifahrer-Sonnenblende prangt die Unterschrift von Christian Kahrmann, der im Film Mark Kampmann spielt, den Sohn des zwielichtigen Spediteurs Werner Kampmann (Diether Krebs). Ralf Richters Autogramm prangt mitten auf dem Armaturenbrett. Ein Spedition-Kampmann-Feuerzeug liegt neben dem Schaltknüppel.
H-Blockx im Handschuhfach
Auf den Soundtrack zum Film braucht niemand bei einer Spritztour zu verzichten. Diverse CDs der Münsteraner Bands H-Blockx („Time of my life“) liegen griffbereit im Handschuhfach und in der Mittelkonsole. Nur das Abspielen von Videos gibt die Technik an Bord nicht her. Die weiße VHS-Kassette (Filmtitel: „Eingelocht“) auf der Hutablage muss anderswo für „90 Minuten Hardcore, echte Gefühle“ sorgen.
Crowdfunding für Neven-Subotic-Stiftung
Wenn das 25. Jubiläum von „Bang Boom Bang“ am Montag (26. August) im Kinorama in Unna gefeiert wird, bringt Jörn Gaumann den Original-Ford als Attraktion mit. Die Aufmerksamkeit für den Film möchte er auf ein Projekt der Well Fair Foundation/Neven-Subotic-Stiftung lenken, für die er als Botschafter aktiv ist. Dazu startet Gaumann eine Crowdfunding-Spendenaktion – mit dem Ziel, dass Bang-Boom-Bang-Fans mindestens 2500 Euro zusammenlegen – für den Bau von Brunnen und Sanitäranlagen in Schulen und Gemeinden in Äthiopien, Kenia und Tansania.
„Anlässlich des Jubiläums und der Tatsache, dass mir der originale Taunus aus dem Film gehört, wollte ich in diesem Rahmen auf unsere Stiftung hinweisen und habe mir eine besondere Aktion überlegt: Gemeinsam mit Euch möchte ich einen wichtigen Beitrag leisten, um für mehr globale Gerechtigkeit zu sorgen!“ Die Spendenseite ist unter p2p.n2s.ngo/25-jahre-bang-boom-bang zu erreichen.
Bang Boom Bang: Der Kultfilm des Ruhrgebiets wird 25 Jahre alt! Das Jubiläum wollen wir gebührend würdigen – mit Erinnerungen an die Dreharbeiten, Gesprächen mit Darstellern und einer großen Kino-Gala am 26. August 2024 in Unna. Mehr unter hellwegeranzeiger.de/bangboombang
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