Klaus räumt aus. Als unser Reporter die Kult-Kneipe am Mittwochabend (28.6.) betritt, erinnert nur noch wenig an die Kult-Kneipe im Kreuzviertel, an den obligatorischen Bier-Stopp auf dem Weg zum Westfalenstadion. Die Bilder sind abgenommen, Spül-Utensilien stapeln sich auf den Tresen, die Hocker sind aufgestuhlt.
Hinter den Stuhlbeinen lugt ein vertrautes Gesicht hervor: Wirt Klaus organisiert seine letzten Stunden in der Kneipe, die 35 Jahre lang sein Lebensmittelpunkt - und der vieler BVB-Fans, Studenten und Pils-Liebhaber - war. Seit dem 24. Juni ist die Kneipe an der Lindemannstraße Geschichte.
Ein Stadion-Bier wird man im „Bürgermeister Lindemann“ also nicht mehr trinken können. Es wird keine nächste Saison für den 63-jährigen Zapfmeister geben. Ausgewechselt - und die hoffnungsfrohen Nachfolger stehen schon Schlange, um den Laden an der Lindemannstraße zu übernehmen.
„Die Übergabe des Lokals findet am Freitag (30.6.) statt“, bestätigte Uwe Helmich, Sprecher der Dortmunder Brauereien auf Nachfrage, dem Unternehmen der Radeberger Gruppe, zu dem unter anderem auch Brinkhoff‘s gehört. Was eine Nachfolge angeht, sei man „guter Dinge“ und führe „Gespräche mit vielen Interessenten“.

Wirt Klaus hat sich am vergangenen Freitag mit einem (be)rauschenden Fest von seinen Gästen verabschiedet. Als halb NRW unterwegs in die Sommerferien war, schlitterte der 63-Jährige einem neuen, ungewissen Lebensabschnitt entgegen. Denn dass die Beendigung des Pachtvertrags nach 35 Jahren nicht sein Wunsch war, hatte er zuvor per Aushang deutlich gemacht. „Mit gebrochenem Herzen“ müsse er den „Bürgermeister Lindemann“ nun schließen.
Wie es für ihn weitergeht und wie er die Nichtverlängerung des Pachtvertrages verkraftet hat, darüber will er jetzt nicht reden. Ende Mai hatte er einem Stammgast auf der Lindemannstraße mit einer gehörigen Prise Galgenhumor noch zugerufen: „Du kannst dich ja mal melden, wenn du einen Job für einen 63-Jährigen hast!“
Menschentrauben vor dem Lokal
Die Dortmunder Brauereien hatten sich die Nichtverlängerung des Pachtvertrags nach eigener Darstellung auch nicht leichtgemacht. Dies sei „nicht leichtfertig“ geschehen, hatte Uwe Hellmich Mitte Mai unserer Redaktion erklärt. Der Wirt sei auf „mehrfach verzögerte Pachtzahlungen“ und den „Objektzustand“ hingewiesen worden. Damalige Hoffnungen, die Differenzen könnten beigelegt werden, erfüllten sich nicht.
Die Gäste haben Klaus am 23. Juni einen würdigen Abschied beschert: An diesem Freitagabend spielte wie zuletzt bei „Kreuzviertel live“ eine Band, Menschentrauben standen bis zur Bordsteinkante vor dem Lokal. Ein letzter Spieltag für den „Bürgermeister“ - danach erfolgte der Abpfiff.
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