Stephan Haack, Betreiber der Tankstelle am Asselner Hellweg 75, ist gegen den Lindner-Plan. Er will die Autofahrer anders entlasten. © Oliver Schaper

FDP-Vorschlag gegen hohen Benzinpreis

Dortmunder Tankstellen zu Tank-Rabatt: „Das darf auf keinen Fall kommen“

Bundesfinanzminister Lindner will Autofahrern wegen der hohen Spritpreise einen Tank-Rabatt gewähren. Sein Plan sorgt bei Dortmunds Tankstellen-Betreibern für Kopfschütteln und Entsetzen.

Dortmund

, 14.03.2022 / Lesedauer: 3 min

In der Folge des Ukrainekrieges sind die Preise für Diesel und Benzin rasant gestiegen. Da die Energiepreise schon vor dem russischen Angriff auf die Ukraine in die Höhe gegangen waren, kostet der Sprit mittlerweile über 2 Euro pro Liter.

„Die Leute tanken weniger, das merken wir deutlich“, sagt Jürgen Schröder, der die beiden Bavaria-Tankstellen an der Evinger Straße in Eving betreibt. Die Medienberichte vom Wochenende, nach denen Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) einen „Tank-Rabatt“ für Autofahrer plant, hat er verfolgt. Er räumt dem Ansinnen wenig Chancen ein.

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„Ich glaube nicht an diesen Rabatt-Plan“

„Da ist jemand forsch nach vorne gegangen. Nach meiner Meinung muss der Preis an der Zapfsäule zu sehen sein. Wenn die Steuern, die im Spritpreis enthalten sind, gesenkt würden, würden es alle sofort merken“, sagt Jürgen Schröder.

Den bürokratischen Aufwand, den Kunden einen Rabatt direkt an der Kasse vom Gesamtbetrag abzuziehen und die Kosten dann beim Finanzamt geltend zu machen, mag er sich nicht vorstellen. „Ich glaube nicht an diesen Rabatt-Plan“, sagt er.

„Tankrabatt“-Bürokratie erntet Kopfschütteln

Entsetzen auch bei Anja Schulze, die die SB-Tankstelle an der Borussiastraße in Kley betreibt. „Ich habe keine Ahnung, wie das funktionieren soll. Das würde ja irre viel Rechnerei und Schreiberei bedeuten. Wer soll das machen? Setzen die mir dann jemanden vom Finanzamt hier hin?“, sagt sie und fügt an: „Das darf auf keinen Fall kommen.“

Genauso reagiert auch Stephan Haack, Betreiber der Tankstelle am Asselner Hellweg 75. Er macht zwar im Sommer Schluss, hofft aber inständig, dass es für ihn und all seine Kolleginnen und Kollegen nicht zu der von Lindner vorgeschlagenen „Tankrabatt“-Bürokratie kommt.

„Wer denkt sich so etwas aus?“, fragt Stephan Haack kopfschüttelnd. Bei 200 bis 400 Kunden am Tag würde eine solche Abrechnungsform einen „irren Aufwand“ bedeuten. „Dabei machen gut die Hälfte des Spritpreises die Steuern aus. Da könnte man also direkt etwas machen“, sagt er.

Tankstellenverband: Vorfinanzierung nicht zu leisten

Dass er Tankquittungen einreichen soll, kritisiert auch Norbert Schulte, Pächter der Freien Tankstelle am Dollersweg in Wickede. „Ich denke, das ist für uns Pächter ein Mehraufwand. Es wird wieder teurer für uns als Pächter. Und man muss sehen, was für uns dann übrig bleibt - das rechnet sich nicht.“

Norbert Schulte betreibt eine Tankstelle am Dollersweg in Dortmund-Wickede und kritisiert den von Bundesfinanzminister Christian Lindner vorgeschlagenen Tankrabatt. © Daniel Immel

Mit dem Tankstellenverband ZTG weisen mehrere Pächter auch darauf hin, dass freie Tankstellenbetreiber die mit dem Rabatt-Konzept verbundene Vorfinanzierung gar nicht leisten können.

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Anders als die Pächter und der Tankstellenverband sehen aber viele Autofahrer in dem Tankrabatt durchaus ein willkommenes Kriseninstrument. „So kann man ja nicht mit dem normalen Gehalt leben, alles wird ja teuer. Deshalb sollte man so den Leuten entgegenkommen“, sagt zum Beispiel Jannik Wolf, als er gerade bei Norbert Schulte am Dollersweg in Wickede tankt.

Finanzminister verteidigt Rabatt-Plan gegen Steuersenkung

Dass über eine finanzielle Entlastung nachgedacht wird, ist für Frank Alexander Dehmel, der auch am Dollersweg tankt, richtig. „Ich finde den Vorschlag nicht schlecht“, sagt er, „aber ich würde das anders lösen. So, dass - wie im Ausland - die Preise von vornherein niedriger sind. Dass ich auf der Anzeige sehen kann, wie viel ich zahlen muss und nicht einen Rabatt bekomme.“

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Bundesfinanzminister Christian Lindner verteidigte seinen inzwischen auch vom FDP-Bundesvorstand angenommenen Rabatt-Plan am Dienstagmittag (14.3.) gegen eine Steuersenkung. Diese bräuchte zu viel Zeit, bis sie eingeführt werden könnte.

Bisher ist der Tank-Rabatt eine reine FDP-Initiative. Sie wird am Mittwoch im Bundeskabinett beraten. Eine Festlegung zur Höhe des Rabatts gibt es noch nicht. Sie soll jedoch mindestens 20 Cent pro Liter betragen.

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