Wenn die Temperaturen steigen, füllen sich die Tische vor den Cafés und Restaurants des Kreuzviertels. Normalerweise ist „Froilein Meier“ auch so eine Kandidatin, doch in diesem Mai bleibt die Eingangstür bislang zu.
„Wir können leider aufgrund krankheitsbedingter Ausfälle nicht öffnen“, ist am großen Fenster zu lesen. Datiert vom 1. Mai, hieß es zunächst: „Von daher bleibt diese Woche das Geschäft geschlossen.“ Die Auswirkungen ziehen sich jedoch auch mindestens in die folgende Woche – Ende aktuell offen.
Betreiber René Pudlik ist selbst einer dieser Ausfälle, wegen einer Schulterverletzung muss er einen Arm ruhigstellen und kann weder Tabletts tragen noch Kaffee wie gewohnt zubereiten. Für eine genaue Diagnose wartet er noch auf einen Untersuchungstermin, zwei weitere Kräfte stehen außerdem aktuell nicht zur Verfügung.
„Wir sind schon eins der größeren kleinen Cafés“, sagt er. Durch die Ausfälle könne der Betrieb einfach nicht aufrecht gehalten werden. „Frühstück, Mittag und Kaffee: Froilein Meier produziert hier alles selbst allein.“ Und professionelle Unterstützung sei wegen des allgemeinen Personalmangels nicht in Aussicht. Ein Stellenangebot ist an der Eingangstür ausgehängt.
„Die Profis kommen nicht“
„Jeder, der hier arbeitet, braucht nur den einen Job“, sagt Pudlik. Das Team zahle mehr als den Mindestlohn. In den vergangenen acht Jahren seit der Eröffnung habe man immer Wert auf Vollzeitangestellte gelegt, aber: „Die Profis kommen gerade einfach nicht.“
Mit den Sorgen ist das Team bei Weitem nicht allein. Die Betreiberin des nahegelegenen Cafés Sonntag hatte vor drei Monaten bereits mit einem bewegend offenen Instagram-Beitrag auf die Thematik hingewiesen: „Es gibt Tage, an denen wächst mir alles über den Kopf.“ Wenn sie erkältet sei, könne sie nicht einfach zu Hause bleiben, um sich auszukurieren.
„Nicht dauerhaft schließen“
„Man bekommt keine Festangestellten, und nur mit Aushilfen ist das nicht zu stemmen“, hat auch der Betreiber der Grünen Bude an der Kuckelke zur Schließung seines Lokals im Februar gesagt. Viele Studierende seien beispielsweise nicht für Freitage und Samstage zu verpflichten.
Die aktuelle Schließung „tut uns allen in der Seele weh“, sagt René Pudlik. Aber weil eine Trendwende auf dem Arbeitsmarkt nicht absehbar sei, müsse „Froilein Meier“ überlegen, ob das Konzept des Cafés auf die Herausforderungen angepasst werden muss. Vielleicht muss man also dauerhaft mit weniger Personal planen, aber: „Es ist ein gutgehender Laden. Wir werden nicht dauerhaft schließen.“
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