Krankheitswelle überrollt Dortmund Arzt berichtet von „Massen an Erkrankungen“ - aber kaum Grippe

Krankheitswelle in Dortmund: Viele Erkältungen - aber kaum Grippe
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Von „rappelvollen Arztpraxen“ spricht Dr. Prosper Rodewyk hinsichtlich der momentan auftretenden Krankheitswelle in Dortmund. Der Arzt, der in Hörde als Hausarzt praktiziert, ist Bezirkssprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe. Er behandelt selbst täglich viele Menschen mit Erkältungssymptomen.

„Jeden Tag kommen zusätzlich zu den Patienten mit den üblichen Erkrankungen etwa 15 bis 20 Menschen mit einer Erkältung zu mir in die Praxis“, sagt Dr. Rodewyk. Seine Kollegen berichten von ähnlichen Zuständen. „Wir haben momentan Massen an Erkrankungen“, sagt der Ärztesprecher.

Die Krankenkasse BIG mit Sitz in Dortmund teilt die Einschätzung zur aktuellen Krankheitswelle von Prosper Rodewyk. Laut Sprecher Ralf Steinbrecher ist derzeit jeder elfte Versicherte der Krankenkasse in Dortmund krankgeschrieben. „Dramatisch ist die Situation aber noch nicht“, so seine Einschätzung.

Mehr Corona-Infektionen

Jahreszeitlich bedingt sind derzeit also viele Menschen krank. Dabei unterscheidet sich die aktuelle Krankheitswelle von der, die Dortmund im November 2022 erlebte. Im vergangenen Jahr waren viele Erkrankungen einfache Infekte. Corona spielte erstmals nach zwei Jahren keine große Rolle. Das hat sich nun jedoch geändert.

Noch immer haben die meisten Menschen einfache Atemwegserkrankungen und Erkältungen, so Rodewyk. Die häufigsten Symptome seien Husten, Schnupfen und Heiserkeit. Aber auch Corona-Fälle treten momentan wieder vermehrt auf.

Die Hausärzte selbst testen nicht mehr auf eine mögliche Corona-Infektion. „Wir haben keine Möglichkeit mehr, die Tests abzurechnen“, erklärt Rodewyk. Der Gesetzgeber übernehme die Kosten nämlich nicht mehr. Ein guter Test koste sechs bis sieben Euro: „Den Schnelltest müssen Patienten jetzt selbst in der Apotheke kaufen.“

Häufig kämen Patienten mit Symptomen und einem positiven, derartigen Schnelltest zu ihm in die Praxis. Auf diesem Ergebnis beruht dann die Diagnose. Die Symptome der aktuellen Welle seien vor allem jene, die auch bei anderen Atemwegsinfekten auftreten. Der wichtigste Unterschied: Bei Corona komme oft Kurzatmigkeit hinzu.

Kaum „echte“ Grippe

Grippe-Fälle mit dem Influenza-Virus treten in der aktuellen Grippesaison bis jetzt seltener auf. Dies war auch schon zu Beginn der vergangenen Saison so: Damals hatte der Ärztesprecher im Gespräch mit unserer Redaktion ähnliches berichtet. Eine Prognose für die kommenden Monate lasse sich nicht aufstellen. Mag also sein, dass da noch etwas nachkommt.

Für gewöhnlich beginnt die Grippesaison laut Rodewyk Anfang Oktober und dauert den gesamten Winter – etwa bis Karneval im Februar.

Auch damals waren es vermehrt normale Infekte, die festgestellt wurden. Denn nach dem Maske-Tragen in der Pandemie war das Immunsystem vieler Menschen geschwächt.

Nicht ganz so angespannt ist die Situation derzeit bei Dortmunder Kinderärzten.

Im vergangenen Jahr – die Krankheitswellen zogen sich sogar lange bis in den März 2023 hinein – waren Kinder besonders stark betroffen. Viele waren teils schwer an Influenza erkrankt, es gab viele Fälle mit dem RS-Virus.

„Dieses Jahr ist es mit dem RS-Virus nicht ganz so schlimm. Bisher habe ich noch nicht von den Kinderärzten gehört, dass es dramatisch wird“, sagt Rodewyk und mahnt gleichzeitig: Häufig würden Eltern mit ihren Kindern aus ärztlicher Sicht unnötigerweise den Kinderarzt aufsuchen.

„Wenn Kinder mal etwas Husten, Schnupfen und ein bisschen Fieber, also kurzfristig 39 Grad, haben, müssen sie nicht gleich zum Arzt“, meint der Mediziner. Ein Wadenwickel über Nacht reicht laut dem Ärztesprecher in manchen Fällen schon aus. „Bei stärkeren Symptomen und hohem oder langanhaltendem Fieber, gilt das natürlich nicht“, sagt er.

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