Kostenexplosion bei Bauarbeiten am Reinoldipylon Pläne für Boulevard Kampstraße werden immer teurer

Kostenexplosion bei Bauarbeiten am Reinoldipylon - 3,9 Millonen mehr
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Der „Boulevard Kampstraße“ soll eigentlich die City aufwerten und für Freude sorgen. Stattdessen sorgt er allerdings meist nur für Ärger. Und der bezieht sich nicht nur auf den extremen Zeitverzug beim Bau des geplanten Lichtboulevards, sondern auch auf die Kosten.

Besonders im Fokus steht dabei das Umfeld des Reinoldipylons, das mit Blick auf die Belastung unter anderem durch den Nachtbus-Verkehr einen neuen Untergrund bekommen soll. Ärgernis Nummer 1: Die bereits bewilligten Fördermittel des Landes über 2,3 Millionen Euro gingen verloren, weil die Stadt es nicht schaffte, mit dem Bau binnen sieben Jahren nach Bewilligung zu beginnen. Weil die Förderfrist ausgelaufen war, muss die Stadt nun die Kosten, die anfangs auf 2,8 Millionen Euro beziffert wurden, komplett selbst tragen.

Baustopp dauerte gut 20 Monate

Damit nicht genug, musste bereits kurz nach dem Baubeginn im Mai 2021 ein Baustopp verhängt werden. Weil die Decke über der Stadtbahnstation Reinoldikirche, die unter der Pylon-Fläche liegt, nur sehr dünn ist, traten durch die Bauarbeiten Risse am Bauwerk und Schäden an der Abdichtung auf. Nach nur wenigen Wochen wurden die Arbeiten deshalb eingestellt.

Weiter ging es nach mehr als eineinhalb Jahren Zwangspause erst im April 2023 - unter noch strenger Begleitung eines Gutachters und neuen technischen Rahmenbedingungen.

„Es musste eine technische Neubearbeitung der Straßenkonstruktion durchgeführt werden, da nur durch einen erschütterungsfreien Einbau die Schwierigkeiten lösbar waren und durch den Gutachter gefordert wurden“, teilt die Stadt in einer aktuellen Vorlage mit. „Statt eines konventionellen Straßenaufbaus musste auf eine kostenintensive besondere Bauweise mit stark bewehrtem Beton und Flüssigboden zurückgegriffen werden.“

Laut Bauschild sollten die Arbeiten am Reinoldipylon 12 Monate dauern. Am Ende werden es fast vier Jahre.
Laut Bauschild sollten die Arbeiten am Reinoldipylon 12 Monate dauern. Am Ende werden es fast vier Jahre. © Oliver Volmerich

Nachdem der erste von vier Bauabschnitten inzwischen fertiggestellt wurde, hofft das Tiefbauamt jetzt den zweiten Abschnitt bis zur Fußball-EM im Juni 2024 zu schaffen. Nach der EM sollen dann die Abschnitte 3 und 4 folgen. Ende 2024/Anfang 2025 soll das Pylon-Umfeld dann fertig sein - fast drei Jahre später als ursprünglich geplant. Denn die Gesamtbauzeit sollte - auch laut des noch vorhandenen Bauschildes - eigentlich ein Jahr betragen.

Kosten sind explodiert

Dazu kommt Ärgernis Nummer 3: Die Kosten sind explodiert. Mit der als dringlich eingebrachten Vorlage will die Verwaltung eine Kostenerhöhung von 2,85 um 3,9 Millionen Euro auf jetzt 6,75 Millionen Euro - ein Kostensprung von rund 140 Prozent.

Eine Betonplattierung ist im ersten Bauabschnitt für den neuen Untergrund am Reinoldipylon entstanden.
Eine Betonplattierung ist im ersten Bauabschnitt für den neuen Untergrund am Reinoldipylon entstanden. © Oliver Volmerich

Als Grund für die massive Kostenerhöhung nennt die Verwaltung neben dem geschilderten erhöhten Aufwand für eine sichere Bauweise die allgemein gestiegenen Baupreise. „Die Baupreise sind in den letzten zwei Jahren deutlich gestiegen und führen zu erheblichen Mehrkosten“, heißt es. Der Rat der Stadt soll am 14. Dezember über die Kostenerhöhung entscheiden.

Gesamtkosten sind unklar

Völlig unklar ist vor diesem Hintergrund, wie sich die Gesamtkosten für die „Boulevard Kampstraße“-Pläne entwickeln. 2019 waren die Baukosten mit 21 Millionen Euro beziffert worden, wobei die Kosten für die Herrichtung des Pylon-Umfelds später herausgelöst worden waren.

Auch für den geplanten Lichtboulevard, der als Kernstück des inzwischen 25 Jahre alten Konzepts in der Kampstraße zwischen Petri- und Reinoldikirche entstehen soll, hat sich der Baubeginn immer wieder verschoben. Das zuletzt genannte Zeitziel für die Fertigstellung war 2029.

Inzwischen zeichnet sich aber ab, dass es für den eigentlich ab 2025 geplanten Weiterbau ebenfalls keine Fördermittel des Landes geben wird, weil sich die Fördergrundlage ändert. „Man kann weiterbauen, aber dann ohne Fördermittel“, hatte Planungsdezernent Stefan Szuggat im September erklärt. Ob man mit eigenem Geld weiterbauen wolle, müsse die Politik entscheiden.

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