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Kosten für die Fußgängerbrücke über die B 54 explodieren
Umstrittenes Bauprojekt
Die Stadt nimmt einen neuen Anlauf für den Bau der umstrittenen Fußgängerbrücke über die B54. Das Problem: Die bewilligten Fördermittel sind weg und die Kosten regelrecht explodiert.
Auf der „Schwarzen Liste“ des Steuerzahlen-Bundes steht die geplante Fußgängerbrücke zwischen Phoenix-West und Rombergpark schon seit vielen Jahren. Jetzt sind die Kosten weiter explodiert: Statt ursprünglich 3,75 Millionen Euro, soll das Bauwerk jetzt 12,1 Millionen Euro kosten - also mehr als das Dreifache der ursprünglich kalkulierten Summe.
Damit nicht genug, muss die Finanzierung völlig neu geregelt werden. Denn aus dem ursprünglichen Wirtschaftsförderungsprogramm für das Phoenix-West-Gelände fällt das Vorhaben inzwischen raus.
Teil des Phoenix-Projekts
Zur Erinnerung: Schon 2009 hatte die LEG als Entwicklungsgesellschaft für Phoenix.West (heute NRW.Urban) die Zusage über eine 90-Prozent-Förderung des Landes für die Brücke bekommen. Sie sollte Teil einer ganzen „Brückenfamilie“ im Rahmen des Phoenix-Projekts sein.
Doch der Baustart für die Doppelbrücke, die über eine Länge von 255 Metern vom Landschaftskeil des Phoenix-Parks über die Nortkirchenstraße und die B 54 mit der Stadtbahn-Station Rombergpark führen soll, ließ auf sich warten.
Dafür explodierten die Kosten. Weil die Planung verändert wurde und zusätzliche Bohrpfähle wegen des schwierigen Untergrunds gesetzt werden mussten, stieg die Kalkulation auf 6,6 Millionen Euro. Dafür bekam NRW.Urban 2013 auch einen neuen Förderbescheid.
Kritik des Steuerzahler-Bundes
Spätestens da geriet das Vorhaben in den Fokus des Bundes der Steuerzahler. Er brandmarkte das Brückenprojekt als Steuerverschwendung. Denn schließlich gebe es wenige hundert Meter nördlich bereits eine Brücke für Fußgänger und Radfahrer über die B54. Umweltschutzverbände und Fahrrad-Lobbyisten schlossen sich der Kritik an.
Das nächste Problem: Die Ergebnisse der Ausschreibung im Jahr 2017 lagen weit über der kalkulierten Summe. Sie wurde schließlich aufgehoben, der Baustart erneut verschoben. Im vergangenen Jahr sollte ein neuer Anlauf für eine Vergabe der Arbeiten genommen werden.
Stadt muss das Projekt übernehmen
Doch auch daraus wurde nichts. Denn es gibt eine neue Hiobsbotschaft: Der Förderbescheid des Landes ist nichts mehr wert – weil das Projekt nicht wie gefordert bis Ende 2019 umgesetzt werden kann.
NRW.Urban ist nun ganz raus, die Stadt muss übernehmen. Sie will beim Land neue Fördermittel beantragen, die 80 Prozent der Kosten decken sollen. Und die sind weiter gestiegen. Wegen neuer technischer Anforderungen, erhöhten Aufwendungen wegen des schwierigen Baugrunds und nicht zuletzt der allgemein gestiegenen Baupreise werden die Kosten für die Brücke nun auf 12,1 Millionen Euro geschätzt.
Die Stadt selbst müsste davon gut 2,4 Millionen Euro selbst tragen. Bei der ursprünglichen Kalkulation im Jahr 2007 war die Stadt noch mit einem festen Kostenanteil von 476.000 Euro im Boot.
Die Frage ist, ob die Politik angesichts der explodierten Kosten an dem Projekt festhält. Der Bau- und Verkehrsausschuss berät darüber am 18. Juni, der Rat soll am 4. Juli entscheiden. Stimmt die Politik zu, soll die Planung überarbeitet und eine neue Ausschreibung vorbereitet werden.
Anbindung an die Stadtbahn
Weil nicht auszuschließen ist, dass auch in der Politik die kritischen Stimmen die Oberhand gewinnen, baut die Verwaltung schon einmal vor und listet in ihrer aktuellen Vorlage jede Menge Argumente für den Brückenbau auf. Für die Anbindung des Gewerbegebiets auf Phoenix-West und auch des neuen „Campus“ des Pumpenherstellers Wilo sei die Anbindung an die Stadtbahn-Haltestelle Rombergpark über die neue Brücke „zwingend erforderlich“, heißt es. Zugleich wird darauf verwiesen, dass das Land in Aussicht gestellt habe, den neuen Förderantrag „positiv zu begleiten“.
Doch selbst wenn Rat und Land mitspielen, wird es noch einige Zeit dauern, bis die Brücke steht. Im optimalen Fall könne Anfang 2021 mit dem Bau begonnen werden, teilt die Verwaltung mit. Fertigstellung: „frühestens im Jahr 2022/2023“.
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
