Kopfläuse in Dortmund auf dem Vormarsch Wie weit haben sie sich verbreitet?

Kopfläuse auf dem Vormarsch: Wie weit sind sie verbreitet?
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In der Corona-Zeit hatten es viele schwer. Kopfläuse zum Beispiel: Auf einem Kopf konnten sie sich natürlich vermehren, aber wie sollte es dann weitergehen, bei Abstandsregeln, bei geschlossenen Kitas und Schulen?

Gut für die Laus, schlecht für den Menschen: Mittlerweile können sich die Tiere wieder schneller verbreiten. Das geht aus mehreren Datensätzen hervor – aus dem der AOK und aus dem der Stadt Dortmund.

Mehr Fälle im Jahr 2022

„Im Jahr 2021 wurden dem Gesundheitsamt 144 Fälle mitgeteilt“, erklärt Stadtsprecherin Anke Widow auf Anfrage: „2022 waren es 205 Fälle und in diesem Jahr haben wir bisher 71 Mitteilungen erhalten.“ Rechnet man die letzte Zahl hoch von vier auf zwölf Monate, landet man für 2023 dann nur knapp über dem Wert von 2022.

Anders als bei Grippe, Corona und Erkältungskrankheiten gelte für den Befall mit Kopfläusen: Einen „signifikanten Anstieg über die Wintermonate“ gibt es nicht. „Läuse können während aller Jahreszeiten gehäuft auftreten“, so Widow. Wobei: Im Gesundheitsamt werden längst nicht alle Fälle erfasst.

Nicht generell meldepflichtig

Der Lausbefall ist nicht generell meldepflichtig, sondern nur dann, wenn er in einer „Gemeinschaftseinrichtung“ auftritt, etwa in Kitas oder Schulen. „Eltern betroffener Kinder müssen einen Befall in ihrer Einrichtung melden. Die Leitungen dieser Gemeinschaftseinrichtungen teilen den Befall dem Gesundheitsamt mit.“

Kinder oder erwachsene Mitarbeiter, die Kopfläuse haben, dürfen erst mit einem „Nachweis einer erfolgreich abgeschlossenen Behandlung“ zurück, erklärt Widow: „Ziel ist die Vermeidung der Übertragung des Parasitenbefalls auf andere Kinder.“ Dass aber auch Erwachsene betroffen sind, legen die Zahlen der AOK nah.

Ärzte haben mehr verschrieben

„701 Packungen Anti-Läusemittel wurden von niedergelassenen Ärzten in Dortmund verordnet“, heißt es von der Krankenkasse. Ein Jahr zuvor waren es 578, vor der Corona-Pandemie allerdings fast 1200. „Läuse sollten auf jeden Fall so schnell wie möglich behandelt werden, damit sie sich nicht in Windeseile weiter ausbreiten“, sagt AOK-Serviceregionsleiter Jörg Kock.

Dabei sei es mit einer einmaligen Behandlung nicht getan: Die Läusemittel müssen nach neun oder zehn Tagen erneut aufgetragen werden; das nasse Auskämmen von Läusen und Nissen steht zwei Wochen lang alle drei bis vier Tage auf dem Programm. In der Apotheke gebe es verschiedene Produkte, die von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen würden.

Eine Kopflaus (lat.: Pediculus humanus capitis) ist zum Größenvergleich neben einem Streichholzkopf zu sehen.
Eine Kopflaus (lat.: Pediculus humanus capitis) ist zum Größenvergleich neben einem Streichholzkopf zu sehen. © picture alliance/dpa

Kinderärztin: Rezept bis zwölf

Das stimme zwar, ergänzt Hendrike Frei, die Sprecherin der Kinderärzte in Dortmund. Allerdings weiß sie aus dem Alltag in der Praxis und dem Gespräch unter Kollegen: „Wir sehen die Kinder nur dann, wenn das Elternhaus kein Geld hat oder wenn Eltern sich unsicher sind.“

Zumal: Ein Rezept gebe es nur für Unter-Zwölfjährige. Und viele Eltern würden die Anti-Läuse-Shampoos auch in Drogeriemärkten kaufen. Diese Zahl werde dann ja nirgendwo erfasst. Immer noch halte sich aber die falsche Annahme, Kopfläuse seien ein Zeichen von Unsauberkeit.

Hygiene nicht entscheidend

„Ein Befall hat entgegen der häufig geäußerten Annahme nichts mit mangelnder Körperhygiene zu tun“, stellt auch die Stadt Dortmund klar. „Kopfläuse sind im Prinzip harmlos: Sie übertragen keine gefährlichen Krankheiten, nerven aber gewaltig“, so Jörg Kock von der AOK. Aber sind Kinder nun häufiger betroffen als Erwachsene?

Davon gehen Gesundheitsamt, Krankenkasse und Kinderärztin aus. „Die Befallshäufung insbesondere bei Kleinstkindern hat etwas mit den Übertragungswegen zu tun“, so Stadtsprecherin Widow: „Die Übertragung findet durch enge zwischenmenschliche Kontakte statt, quasi durch ein ‚Überwandern‘ von Haar zu Haar.“ Kopfläuse könnten nun einmal weder springen noch fliegen, so AOK-Serviceleiter Kock. Daher seien sie in ihren Bewegungen stark eingeschränkt.

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