„Musik, wie wir sie auch in Dortmund spielen“ Peter Kraus feiert seinen 84. Geburtstag

Von Kai-Uwe Brinkmann
Peter Kraus spricht über sein Konzert in Dortmund und seine Musik
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Entertainer Peter Kraus, vor 60 Jahren bekannt geworden als „der deutsche Elvis“, wird am Samstag (18.3.) stolze 84 Jahre alt - der Rock’n’Roll- und Schlagerstar steht trotzdem noch voller Elan auf der Bühne. Aktuell läuft seine im Februar gestartete Tournee „Meine Hits - Meine Idole“.

Am 31.3. spielt er in der Westfalenhalle 2 - Restkarten für das Konzert von Peter Kraus in Dortmund sind beispielsweise noch über den Anbieter Eventim oder auch direkt über die Westfalenhallen erhältlich (Stand 17.3.).

In der Vorbereitung auf seine aktuelle Tour sprachen wir im vergangenen Herbst mit ihm unter anderem darüber, wie er sich fit hält - und was die Menschen bei seinem Konzert in Dortmund erwarten dürfen.

Herr Kraus, Sie werden 84 Jahre alt und sind kein bisschen leise. Vergangenen Sommer erschien ihr Album „Idole“, auf Tournee spielen sie derzeit an die 25 Konzerte in zwei Monaten. Woher dieser Aktivitätsschub?

Der kam in der Corona-Zeit, als wir alle zuhause saßen und niemanden treffen konnten. Ich habe mich mit Liedern beschäftigt und herumprobiert. Was tust Du so, fragten Freunde am Telefon. Du denkst über Swing-Versionen nach? Mach was draus! Und so entstand die Idee eines neuen Albums mit verswingten Klassikern.

Sie gingen musikalisch zurück zu ihrer alten Liebe Swing? In die Ära vor Rock‘n‘Roll?

Absolut. Ich war immer Swing-Fan und beim aktuellen Album fand ich starke Verbündete. Erst habe ich mich kaum getraut, Till Brönner, Helge Schneider, Götz Alsmann, Annett Louisan zu fragen, ob sie an Songs mitwirken wollen. Alle waren Feuer und Flamme. Helge sagte, da kann ich Saxofon spielen, dort Vibraphon. Ich glaube, er hätte gern bei jedem Song mitgespielt. Dieses Echo war toll. Es sind halt alles Musik-Liebhaber, so wie ich. Die leben und lieben Musik im Swing-Gewand, wie wir sie auch in Dortmund spielen.

Was ist das Besondere am Swing?

Dass er offen in alle Richtungen ist. Schlagermusik singst Du immer gleich. Aber Swing ist Improvisation, jeden Tag anders. Die Melodie kann anders klingen als beim Original, ich singe aus dem Bauch und aus dem Herzen. Schlager bleibt statisch.

Swing und Rock‘n‘Roll liegen ja soweit nicht auseinander oder?

Absolut nicht. Ich denke, alles, was ich je sang - ob Rock‘n‘Roll oder Schlager - habe ich swingend interpretiert. Rock‘n‘Roller, die mich beeindruckten, haben Groove und Swing im Blut. Elvis, Bill Haley und so. Little Richard fand ich schrecklich, der hämmert. Ich liebe die, die swingen!

Peter Kraus: „Die Leute fahren drauf ab“

Und das Publikum folgt Ihnen? Was haben Sie auf Tournee erlebt?

Die Leute fahren drauf ab. Wenn wir meine Hits „Mit 17“ und „Va Bene“ in diese Richtung arrangieren, ist das live ein Kracher. Es ist kein Bruch in meinem Repertoire. Der Trommler benutzt den Besen, das Lied ist ruhiger, die Melodie weiter vorn. Der neue Live-Sound fällt aber nicht aus dem Rahmen.

In welcher Orchesterbesetzung kommen Sie in die Westfalenhalle?

Mit mir auf der Bühne steht die Rhythmusgruppe, Bassist und Trommler. Dazu André Tolba, der auch mein Produzent ist, an der Gitarre.

Manchen noch aus der Zeit mit Sashas Rockabilly-Projekt „Dick Brave and The Backbeats“ in bester Erinnerung. Wer steht außerdem auf der Bühne?

Wir werden zwei Bläser dabei haben und eine Sängerin, meine geschätzte Duett-Partnerin. Foto-Projektionen und eine kleine Lightshow gibt es auch, mehr nicht, kein Feuerwerk, kein Konfetti-Regen. Alles, was ich brauche, ist eine eingespielte Truppe, die für die Songs brennt und frische Ideen entwickelt.

Welche Ideen zum Beispiel?

Nun, ich mache kein Geheimnis daraus, dass ich kein großer Walzer-Freund bin, hatte aber mit „Schwarze Rose, Rosemarie“ einen großen Hit.

Ihren allergrößten, sagt das Internet.

Eine Million mal verkauft, wofür ich dankbar bin, obwohl ich das Lied erst nicht machen wollte. Was tun, wenn man ein beliebtes Lied im Walzertakt dem Publikum nicht vorenthalten möchte? Spiel es im Viervierteltakt, meinte André Tolba! Brillante Idee, es funktioniert. Und so spielen wir die „Schwarze Rose“ jetzt.

„Sonst wird es schnell peinlich“

Möchten Sie noch etwas verraten zur Show „Meine Hits - Meine Idole“?

Ich könnte auch erzählen, wie schwer es ist, für manche Favoriten das rechtliche Okay einzuholen, um sie interpretieren zu können. Ich wollte „Girl from Ipanema“ singen, den deutschen Text hatte ich schon fertig. Pustekuchen, keine Genehmigung.

Welche Ihrer alten Idole würdigen Sie?

Natürlich Elvis Presley, der mit einem schönen Medley vertreten ist. Ich huldige aber auch Bill Ramsey und Vico Torriani, Konzertbesucher flippen aus, wenn sie das hören. Dann gibt es einen parodistischen Teil, wo ich über meine Beschäftigung mit „ernster“ Musik erzähle. Ich lernte Gitarre und war schlecht. Gott, bin ich froh, dass der Rock kam und mir Gershwin gestohlen bleiben konnte. Drei Harmonien, ab die Post! Das war eine Befreiung.

Mit Humor und Ironie gehen Sie auch damit um, dass ein über 80-Jähriger auf der Bühne Schmachtfetzen von ganz früher singt?

Genau, nur so klappt das. Sonst wird es schnell peinlich.

„Ich bin ein Bewegungsmensch“

Ach, peinlich ist das nie, wenn man Sie live erlebt. Was ist Geheimnis Ihrer fast jugendlichen Aura? Warum wirken Sie so fit?

Hmm, vielleicht habe ich tolle Gene. Und ich habe mich immer bewegt. Aber keine Hanteln und so’n Quatsch. Ich bin ein Bewegungsmensch, kein Muskeltyp. Ich sage: Bist Du alt, kannst Du durch deinen Gang jünger wirken! Halte Dich gerade. Es hilft nicht, sich das Gesicht bügeln zu lassen, wenn man bucklig daherkommt.

Ernährung ist auch ein Thema?

Sicher doch. Meine Frau Ingrid ist mein Privatdoktor, sie schaut aufs Essen und was gut für mich ist. Gute Ernährung ist nicht billig, aber wichtig. Leider gibt es viel im Laden, das nach etwas aussieht, obwohl es nichts taugt. Und ich esse auch das beste Brot nicht im Stehen auf der Straße, sondern sitze gern daheim zu Tisch.

Sie wohnen am Luganer See, haben auch ein Haus in den Bergen. Dort tanken Sie Kraft?

Kann man so sagen. Ich brauche Ruhe und Frieden, keine Parties. Die Stadt interessiert mich kaum. Ich bin daheim und streichle die Katze. Das macht Spaß, das gibt Energie.

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