Spitzen-Verdiener bei Stadttöchtern Wie sich die Gehälter von Dortmunds Top-Managern entwickelt haben

So entwickelten sich die Gehälter von Dortmunds Top-Managern
Lesezeit

Auf den ersten Blick liest es sich gut: Im Zeitraum von 2010 bis 2023 haben Deutschlands Arbeitnehmer jedes Jahr drei Prozent mehr Geld verdient - zumindest auf dem Papier. Denn nach Angaben des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW, Berlin) wurde dieses Lohnplus durch hohe Inflationsraten, Sondereffekte durch Corona und durch gestiegene Krankenkassenbeiträge größtenteils aufgefressen. Für etliche Beschäftigte ist das schwer zu verkraften.

Über solche Dinge müssen sich die Top-Verdiener bei Dortmunds städtischen Unternehmen naturgemäß weniger Sorgen machen - von den Vorständen börsennotierter Unternehmen ganz zu schweigen. Bei den Chefs der Stadttöchter zeigt unsere Auswertung: Nicht nur ihre Gehälter liegen weit über jenen der Durchschnitts-Dortmunder. Auch bei deren Entwicklung stehen viele besser da.

Städtische Unternehmen

Wie sich die Gehälter von den Chefs der hiesigen kommunalen Unternehmen in der Vergangenheit darstellten, zeigt ein Blick in die jährlich im Herbst von der Stadt Dortmund herausgegebenen Kommunalwirtschaftsberichte. Der jüngste Bericht erschien Ende 2024 und bezieht sich auf das Jahr 2023. Die Redaktion hat sich die Berichte von 2018 bis einschließlich 2023 (6 Jahre) näher angeschaut:

Dirk Schaufelberger ist seit 2019 Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Dortmund.
Dirk Schaufelberger ist seit 2019 Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Dortmund. © RN

  • Unangefochtene Nummer eins unter den Top-Verdienern der vergangenen Jahre ist Dirk Schaufelberger, seit dem 1. August 2019 Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Dortmund. 2019 erhielt der Sparkassenvorstand für den Chefposten anteilig eine Entlohnung (Fixgehalt und Boni) von 663.000 Euro. Im Jahr 2018 hatte er als Vorstandsmitglied unter dem Vorsitzenden Uwe Samulewicz (671.000 Euro) 460.000 Euro verdient. In den Jahren nach 2019 stieg das Gehalt Schaufelbergers stetig an. Von 718.000 Euro (2020) auf 750.000 (2021), auf 764.000 (2022) und 798.000 Euro im Jahr 2023. Das entspricht einem Zuwachs (2019 bis 2023) von 20,36 Prozent.

Guntram Pehlke lenkte bis Ende Mai 2023 als Vorstandsvorsitzender die Geschicke der Stadtwerke Dortmund.
Guntram Pehlke lenkte bis Ende Mai 2023 als Vorstandsvorsitzender die Geschicke der Stadtwerke Dortmund. © RN

  • Der langjährige Vorstandsvorsitzender der Dortmunder Stadtwerke (DSW 21) Guntram Pehlke erhielt für seine Tätigkeit im Geschäftsjahr 2022 exakt 571.334 Euro. Für das Jahr seines Abschieds erhielt er anteilig bis zum 30. Mai 2023 noch 256.500 Euro. Zum Vergleich: Im Jahr 2018 hatte er laut Beteiligungsbericht 541.467 Euro verdient. Dieses Gehalt stieg mit einer Ausnahme (2021) stetig an. Hochgerechnet beträgt der Anstieg von 2018 bis 2022 genau 5,52 Prozent.

Das Bild zeigt Heike Heim, Ex-Chefin von DEW 21 und DSW 21.
Das Bild zeigt Heike Heim, Ex-Chefin von DEW 21 und DSW 21. © RN

  • Pehlkes Nachfolgerin an der DSW-Spitze, die unlängst wegen diverser Skandale rund um die DEW-Tochter „stadtenergie“ und den Energieeinkauf zu Höchstpreisen zu ihrer Zeit als DEW-Chefin fristlos gekündigte Heike Heim erhielt für ihre Tätigkeit als DSW-Chefin vom 1. Juni bis 31. Dezember 2023 genau 409.500 Euro.
  • Für den Vorstandsposten bei der Dortmunder Energie- und Wasserversorgung GmbH (DEW21) hatte Heike Heim im Jahr 2018 exakt 385.500 Euro bekommen. Dieses Gehalt steigerte sich in den Folgejahren Stück für Stück bis auf 590.000 Euro im Jahr 2022. Das entspricht einem Anstieg von 53,05 Prozent.

Westfalenhallen, Flughafen

Sabine Loos ist Geschäftsführerin der Westfalenhallen Unternehmensgruppe GmbH.
Sabine Loos ist Geschäftsführerin der Westfalenhallen Unternehmensgruppe GmbH. © RN

  • Gutes Geld verdient auch Sabine Loos als Geschäftsführerin der Westfalenhallen Unternehmensgruppe GmbH. Schlug die Gehaltszahlung im Jahr 2018 mit 331.000 Euro zu Buche, waren es 2019 schon 340.000 Euro, 2020 exakt 366.000 Euro, 2021 dann 412.000 Euro, 2022 genau 424.000 und 2023 nicht weniger als 485.000 Euro. Dies entspricht im Betrachtungszeitraum einer Zunahme von 46,53 Prozent.

Ludger van Bebber ist Geschäftsführer der Flughafen Dortmund GmbH.
Ludger van Bebber ist Geschäftsführer der Flughafen Dortmund GmbH. © RN

  • Ludger van Bebber trat im laufenden Geschäftsjahr 2020 die Nachfolge von Udo Mager als Geschäftsführer der Flughafen Dortmund GmbH an. Dafür erhielt er in diesem Jahr anteilig 142.000 Euro. Der scheidende Udo Mager 260.000 Euro, nach 313.000 Euro (2018) und 336.000 Euro (2019). Im Jahr 2021 startete van Bebber dann durch. Auf seinem Gehaltszettel standen 464.000 Euro, gefolgt von 463.000 Euro (2022) und 488.000 Euro (2023)

EDG, DOPARK

  • Frank Hengstenberg, einer der Geschäftsführer der Entsorgung Dortmund GmbH (EDG), kam im Jahr 2018 auf ein Bruttogehalt von 301.000 Euro, das nach Jahren der Stagnation 2023 einen Sprung auf 346.000 Euro machte. Das entspricht über die Jahre einem Anstieg von 14,95 Prozent.

  • Simon Kinz, Geschäftsführer der DOPARK GmbH, ging 2023 mit 192.000 Euro nach Hause, 2018 waren es 171.000 Euro gewesen. Das ist ein Plus von 12,28 Prozent.

Wie aus den Angaben hervorgeht, erzielte Heike Heim in ihrer Zeit als Vorständin von DEW 21 in fünf Jahren mit 53,05 Prozent das größte Gehaltsplus. Gleich dahinter kommt Westfalenhallen-Geschäftsführerin Sabine Loos mit 46,53 Prozent in sechs Jahren.

Börsennotierte Unternehmen

Fakt bleibt aber auch: Trotz dieser - zumindest in den beiden Fällen - immensen Gehaltssteigerungen wird in den Chefetagen kommunale Unternehmen deutlich weniger gezahlt als in der freien Wirtschaft: Trotz Konjunkturflaute verdienten die Vorstände von Deutschlands großen Börsenunternehmen im Jahr 2023 so viel wie nie zuvor.

Die Vergütung der Vorstandsmitglieder der im Dax, MDax und SDax notierten Konzerne stieg in dem Geschäftsjahr im Schnitt um elf Prozent. Inklusive Boni erreichten sie mit 2,65 Millionen Euro pro Person einen Höchstwert. Das zeigt eine Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young (EY).

Vorstandchefs liegen vorne

Die Vergütung von Vorstandschefs wuchs dabei besonders kräftig um 16 Prozent auf im Mittel gut 3,7 Millionen Euro. Zugleich verdienten Frauen in den Vorständen der Unternehmen aus Dax, MDax und SDax im Schnitt weiter mehr als ihre männlichen Kollegen. Der Studie zufolge stiegen die Einkommen männlicher Vorstände (ohne Vorstandsvorsitzende) 2023 um gut neun Prozent auf 2,26 Millionen Euro, während das Gehalt der Top-Managerinnen bei 2,42 Millionen Euro stagnierte (plus 0,1 Prozent). Der Gehaltsvorsprung der Frauen hat sich damit gemessen am Vorjahr auf rund 160.000 Euro mehr als halbiert.

VW-Chef verdient am meisten

Analysiert wurde die Gesamtdirektvergütung aus Fixgehalt und Boni von Vorstandsmitgliedern, die das komplette Geschäftsjahr im Amt waren.

Der bestbezahlte Dax-Manager kam 2023 im Übrigen aus der kriselnden Autobranche: Volkswagen-Chef Oliver Blume verdiente laut dem Anlegerschutzverein DSW rund 10,3 Millionen Euro. EY nennt in der Studie keine Namen. Der Analyse zufolge kamen Vorstandschefs im Dax im Schnitt auf 5,7 Millionen Euro Gehalt.

Vorstands-Gehälter in kommunalen Unternehmen: So viel verdienen Dortmunds Top-Manager

Postengeschacher um Topjobs in Dortmunds Stadt-Betrieben: Das Parteibuch spielt eine wichtige Rolle