Bongiorno! Sie sehen, ich bin aus dem Urlaub zurück. Oder besser gesagt, wir. Doch um uns soll es diese Woche gar nicht gehen. Eher möchte ich mit Ihnen einen humoristischen Blick auf Paare werfen, die wir in Italien Limoncello schlürfend beobachten konnten. Überspitzt natürlich – und ohne Wertung. Vielleicht erkennen Sie sich ja wieder – oder können zumindest gemeinsam mit mir schmunzeln.
1. Die Schöne und ihr Fotograf
Wir sitzen im Zug Richtung Ceflù. Ein pittoreskes Städtchen im Norden Siziliens. Blauer Himmel, steile Klippen, alte Häuser, klares Wasser. Mehr als die Hälfte der Menschen im Abteil sind Touristen. Die meisten sehen auch so aus. Ich spreche hier nicht von weißen Socken in Sandalen. In Zeiten von Instagram und TikTok muss sieben Tage die Woche das Sonntagsoutfit her. Langes Hippiekleid, überdimensionierter Sonnenhut, Gucci-Sonnenbrille, lange Haare – und nicht selten „ein wenig“ Füllmaterial in den Lippen. So zieht es viele Schöne an die schönsten Orte – um dort schöne Fotos von sich vor schöner Kulisse zu machen. Einmal knipsen von hier und noch ein Video von dort. Wozu hat man schon einen Fotografen – ähh sorry, Partner – dabei.
2. Die jungen Eltern
Ein Säugling in der Trage, ein kniehohes Kind im Buggy und der Familienhund (wie geht das denn?) ist auch mit dabei. Papa holt Eis, Mama schmiert Rücken ein, rennt vom Winde verwehten Kopfbedeckungen hinterher und Bello hechelt... Mit Kindern zu verreisen ist vermutlich eine logistische Meisterleistung. Ich jedenfalls bin schon froh, wenn ich an meine eigene Zahnbürste denke und für den Badeurlaub den Bikini nicht vergesse. Zeit für Zweisamkeit: Fehlanzeige. Neidisch wandern verstohlene Blicke in Richtung Kinderloser – oder zu anderen Eltern, die das Gröbste schon hinter sich haben. Wenn Baby dann aber seine Lippen zu einem zahnlosen Lächeln öffnet, während winzige Füßchen erstmals in eine Welle getunkt werden, sind Dauergeschrei im Flieger, stinkende Windeln am Strand und Aufpreis fürs Sondergepäck schnell vergessen.
3. Die „frisch Verliebten“
Die frisch Verliebten kleben auch bei 30 Grad im Schatten aneinander wie Kletten. Sie halten Händchen, flanieren Arm in Arm und verschmelzen im Wasser zu einem kaum trennbaren Fleischball. Doch richtig unangenehm wird es nachts... Wir haben einen langen Tag hinter uns. Sightseeing, wandern, schwimmen, Hitze. Sie müssen wissen: Häuser im Süden Italiens machen oft ohrenbetäubenden Krach, wenn irgendwo Wasser aufgedreht wird. Nachdem weit nach 24 Uhr die letzten im Haus geduscht haben und die kreischenden Leitungen verstummen, wähnen wir und kurz vor einem friedlichen Schlaf. Herrlich, endlich Ruhe! Doch weit gefehlt: Mit der langsam einkehrenden vermeintlichen Stille werden andere Geräusche deutlich hörbar. Das Paar nebenan scheint noch so gar nicht müde zu sein...
4. Die Streitenden
Die meisten werden es kennen: Mehr als acht Stunden Arbeit am Tag plus Pendelei und Haushalt. Da ist der Partner nicht viel mehr als der Typ mit der Zeitung am anderen Ende des Frühstückstischs. Für Streit fehlen Anlass und Kraft. Ganz anders sieht das schon am Wochenende aus – und erst recht im Urlaub. Strandtag oder Ausflug? Früh oder spät schlafen? Woher kommt der Sand im Bett und warum wurden die Handtücher wieder falsch aufgehängt? Von derartigen Kleinigkeiten können sich Paare bis zum großen Ganzen steigern. Endlich genug Raum für eine gepflegte Konfrontation, bei der am Ende die gesamte Zukunft in Frage steht.
5. Die Anschweiger
Ein Paar liegt am Strand und zu erzählen gibt es nicht. Ein Paar sitzt im Restaurant und führt keine Unterhaltung. Ein Paar liegt im Bett und jeder liest sein eigenes Buch. Ein Paar wandert und genießt einfach nur die Geräusche der Natur. Diese Stufe einer Beziehung mag von außen gerne belächelt werden. Kaum zu glauben, die haben sich ja gar nichts mehr zu sagen... Ich vermute, dass sehr viel Ruhe, Gelassenheit und Vollkommenheit in einer Beziehung liegt, in der man sich ohne Worte versteht. Vielleicht denken wir mal darüber nach.
Kommen Sie gut durch den Rest der Sommerferien! Bis bald.