Nach Shitstorm, Bedrohung und Polizei-Einsatz Kolonialismus-Ausstellung in Dortmund eröffnet

Kolonialismus-Ausstellung auf Zeche Zollern startet ohne Störungen
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Es war eine Bitte, die im vergangenen Jahr auf der Zeche Zollern für rechte Empörung sorgte: Weiße Museumsbesucher sollten im LWL-Museum eine Ausstellungswerkstatt zur kolonialen Geschichte samstags für vier Stunden nicht betreten. So sollte nicht-weißen Besuchern ein „Safer Space“ für die Auseinandersetzung mit den schwierigen Themen geboten werden.

Rechte Politiker und Medien starteten daraufhin einen Shitstorm gegen das Museumsteam. Sie belegten es mit zahlreichen Hassnachrichten und Anrufen. Von einem angeblichen Rassismus gegen Weiße war plötzlich die Rede. Schließlich rückte sogar die Polizei an, um die Ausstellung zu schützen.

Knapp neun Monate später wurde nun am Donnerstagabend (13.6.2023) die Ausstellung eröffnet, die aus jener Ausstellungswerkstatt entstanden ist. Sie beschäftigt sich mit der kolonialen Geschichte Westfalens sowie den Spuren und Folgen des Kolonialismus bis in die Gegenwart.

Gesellschaft in Gefahr

Von dem Shitstorm und der Bedrohung war am Eröffnungstag nicht mehr viel zu sehen. Lediglich ein Sicherheitsdienst bewachte die Eröffnungsfeier. Dabei blickte LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger noch einmal auf die Geschehnisse von 2023 zurück. Der Shitstorm habe ihr gezeigt, wie sehr unsere Gesellschaft in Gefahr sei.

Es sei deutlich geworden, wie schnell sich Menschen durch Fake-News beeinflussen lassen und wie schnell Medien diese übernehmen. Sie freue sich sehr darüber, dass sich der LWL nicht einschüchtern lassen habe. „Wir wollen keine Kulturarbeit machen, die schon im vorauseilenden Gehorsam Sorge hat, gewisse Themen anzugehen, die auf Kritik stoßen könnten“, bekräftigte Barbara Rüschoff-Parzinger am Abend vor vielen Gästen.

Besucher schauen auf eine Ausstellungs-Tafel.
Zahlreiche Gäste nutzten die Eröffnung für einen ersten Blick in die Ausstellung. © Karsten Wickern

Die Besucher erwartet in der Sonderausstellung mehr als 250 Exponate, eine interaktive Karte der Erinnerungsorte, 30 Hörstationen, künstlerische Interventionen und verschiedene Führungen. Die Ausstellung ist in vier Themenbereiche unterteilt: wirtschaftliche Verflechtungen, Menschen aus Westfalen, die in den Kolonien agierten, Kolonialismus im Alltag sowie Widerstand, Kolonialkriege und Erinnerungskultur.

Hohe Lichtkästen mit Portraits von Menschen aus verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen im Eingangsbereich der Ausstellung .
Am Eingang der Ausstellung schildern neun Personen aus verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen ihre Sicht auf Kolonialismus. © Karsten Wickern

Viele Ideen und Impulse aus der vorhergegangenen Ausstellungswerkstatt sind in die nun eröffnete Ausstellung eingeflossen. Und das war auch das Ziel der Werkstatt. Die Ausstellung solle nicht aus der typischen Perspektive auf das Thema blicken, erklärte Dr. Rüschoff-Parzinger, also nicht nur aus der Perspektive von Menschen, die gar nicht negativ von rassistischer Diskriminierung betroffen sind.

Darum sei die Idee der Werkstatt entstanden. Diese sei dann sehr erfolgreich gelaufen. Die Ausstellung im LWL-Museum Zeche Zollern ist bis zum 26. Oktober 2025 geöffnet. Für Schülerinnen und Schüler sowie Kinder und Familien bietet das Museum besondere Führungen an.