König Maha Vajiralongkorn, mit Beinamen Rama X., von Thailand winkt von einem Balkon des Großen Palastes in Bangkok. Bedeutend häufiger ist der Monarch jedoch in Deutschland - jüngst auch in Dortmund.

König Maha Vajiralongkorn, mit Beinamen Rama X., von Thailand winkt von einem Balkon des Großen Palastes in Bangkok. Bedeutend häufiger ist der Monarch jedoch in Deutschland - jüngst auch in Dortmund. © picture alliance/dpa/AP

Der König von Thailand weckt Dortmunder (72) beim Nickerchen im Garten

rnKuriose Geschichte

Dortmund hatte jüngst den König von Thailand zu Besuch - doch niemand bekam es mit. Niemand, bis auf den Baroper Reiner Dudziak. Der Pensionär wurde vom Monarchen geweckt. Auf unsanfte Weise.

Dortmund

, 04.08.2022, 11:55 Uhr / Lesedauer: 3 min

Es war ein lauschiger Sommernachmittag, als die Weltpolitik eine unerwartete Stippvisite auf Reiner Dudziaks Grundstück in Barop einlegte. Oder besser gesagt: über seinem Grundstück.

Die Geschichte beginnt am Samstag (2.7.) gegen 14.45 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt macht der 72-Jährige gerade ein Mittagsschläfchen in seinem Garten, als plötzlich ein großes Passagierflugzeug über sein Haus donnert.

Der Pensionär wird aus seinem Nickerchen gerissen und blickt überrascht in den Himmel. „Huch, wer ist denn da so tief und so laut unterwegs?“, habe er damals gedacht, sagt er einen Monat später im Telefonat mit unserer Redaktion.

Reiner Dudziak hat die Maschine des thailändischen Königs Rama X. entdeckt. Das Bild stammt aus dem Jahr 2012.

Reiner Dudziak hat die Maschine des thailändischen Königs Rama X. entdeckt. Das Bild stammt aus dem Jahr 2012. © RN-Archiv

Dudziak zückt schnell sein Handy. Er war früher selbst Hobby-Pilot und weiß genau, wo er die Antwort auf seine Fragen findet: In der App „Flightradar24“. In ihr werden auf einer Karte alle Flugzeuge angezeigt, die aktuell in der Luft sind - in Echtzeit und weltweit, inklusive ihrer Flugrouten und weiterer Detail-Informationen, zum Beispiel Flugzeug-Typ, Flugnummer und Alter der Maschine.

Dudziak zoomt in der App auf Dortmund und findet schnell den „Übeltäter“: Eine 16 Jahre alte Boeing 737-800 mit der Flugnummer VMS10. Die Maschine ist kurz zuvor aus Nordosten kommend am Dortmunder Flughafen gelandet und sofort wieder durchgestartet.

Anschließend flog die 737 in etwa 1,4 Kilometern Höhe eine enge Runde über Barop, den Dortmunder Westen, Lünen, Bergkamen und Unna und landete ein zweites Mal am Dortmund Airport. Nach einem erneuten Durchstarten drehte die Maschine nach Süden ab, stieg auf Reiseflughöhe und verließ die Region.

Ein Flugzeug des Typs Boeing 737-800: Mit solch einer Maschine donnerte Rama X. über das Haus von Reiner Dudziak.

Ein Flugzeug des Typs Boeing 737-800: Mit solch einer Maschine donnerte Rama X. über das Haus von Reiner Dudziak. © dpa (Archivbild)

Der ehemalige Hobby-Pilot Dudziak kennt solche so genannten „Touch and Go“-Manöver: „Um als Pilot seine Lizenz aufrechtzuerhalten, muss man regelmäßig Starts und Landungen nachweisen.“ Dass aber eine 737 für ein solches Manöver den Dortmunder Flughafen nutzt, ist Dudziak neu: „Bei so einer dicken Maschine hab‘ ich das noch nie erlebt.“

Maschine gehört zur thailändischen Luftwaffe

Ein weiteres Detail macht Dudziak, der vor seiner Pensionierung Professor für Produktionsautomatisierung und auch ein paar Jahre Rektor der FH Bochum war, stutzig: Laut „Flightradar24“ gehört die Maschine zur „Royal Thai Air Force“. Doch warum macht ein Flugzeug der thailändischen Luftwaffe einen Trainingsflug in Dortmund?

Dudziak sucht im Internet nach dem Flugzeug und seiner Flugnummer. Er stößt auf einen Medienbericht, wonach dieses Flugzeug Ende Dezember 2021 ein identisches Manöver in Dresden gemacht hat. Im Artikel wird auch der prominente Besitzer der Maschine genannt. Es ist Rama X., der König von Thailand.

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Der asiatische Monarch ist skandalumwittert. 2016 trat er die Nachfolge seines legendären Vaters Bhumipol an, der 70 Jahre lang König von Thailand gewesen war. Doch statt in Bangkok residiert das neue Staatsoberhaupt die meiste Zeit in seiner Luxus-Villa am Starnberger See in Bayern.

In der Corona-Pandemie fiel Rama X. dadurch negativ auf, dass er sich mit seinem Gefolge trotz Beherbergungsverbot in einem bayerischen Luxushotel einquartierte (Boulevardmedien berichteten unter anderem von einem „Harem“ von 20 Frauen) und mit seinem Privat-Jet durch Deutschland flog.

Flughafen Dortmund und Thai-Botschaft schweigen

Auf seinen Flugreisen sitzt der Monarch meist selbst am Steuer - er gilt als begeisterter Hobby-Pilot. Um herauszufinden, ob er tatsächlich von einem König aus dem Mittagsschlaf gerissen worden war, wendet sich Dudziak schließlich an unsere Redaktion.

Doch erste Recherchen verlaufen ergebnislos: Der Dortmunder Flughafen will sich mit Verweis auf den Datenschutz nicht äußern. Man könne den Vorfall „weder bestätigen, noch dementieren“, sagt eine Sprecherin auf Anfrage.

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Auch eine Mail an die thailändische Botschaft in Berlin bringt keine Aufklärung. Bis Mittwoch (3.8.) gab es von dort keine Antwort auf unsere Fragen, ob eine Maschine der thailändischen Luftwaffe in Dortmund gelandet sei und ob der König sie gesteuert habe.

Erst eine Anfrage bei der „DFS Aviation Services GmbH“ sorgt für Klarheit. Das Tochterunternehmen der Deutschen Flugsicherung ist für den Tower des Flughafens Dortmund und damit für die Koordinierung des Flugverkehrs zuständig.

Flugsicherung: Thailändischer König war der Pilot

„Wir können bestätigen, dass der thailändische König den unten angegebenen Flug als Trainingsflug absolviert hat“, schreibt eine Sprecherin. Die 737 sei ein oft gesehener Gast auf Deutschlands Flughäfen: „Flüge dieser Art und mit dieser Maschine sind schon häufiger an den Standorten der DFS Aviation Services vorgekommen.“

Das deckt sich auch mit den Daten der App „Flightradar24“: Ihnen zufolge ist das Flugzeug allein in den vergangenen Wochen von München aus nach Bremen, Leipzig, Köln/Bonn und Stuttgart geflogen.

Neues Flugzeug des Königs kostet eine halbe Milliarde Euro

Bald könnten die Tage der 737 als Königsflieger jedoch gezählt sein: Medienberichten zufolge hat der milliardenschwere Monarch Anfang des Jahres eine Boeing 777 gekauft, die er sich nun zu einer fliegenden Villa umbauen lässt, inklusive goldenem Teakholz und Wandmalerei. Am Ende soll der Flieger, der bereits in der Serienversion 375 Millionen Euro teuer ist, den König eine halbe Milliarde Euro kosten.

Wer weiß: Vielleicht führt Ramas Flug-Freudigkeit den Monarchen erneut nach Dortmund - dann mit seinem neuen Luxus-Flieger.

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