Koch Günther Overkamp über gesunde Zutaten Dieses Essen senkt sogar das Risiko für Demenz

Günther Overkamp über Essen gegen Demenz Risiko senken mit Flavonoiden
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Man kann ja nicht früh genug damit anfangen, beim Essen auf Gesundheit zu achten. Möglichst bevor man dement wird. Demenz ist ja ein Riesen-Schreckgespenst für jeden. Auch wenn sie erhebliche Vorteile haben kann. Bei manchen Sachen geht’s einem besser, wenn sie aus dem Gedächtnis verschwinden.

Meine Omma im Sauerland war an die Achtzig und hochdement. Sie war sehr lieb. Sie hatte eine Cousine, die hieß Irmchen. Die Familie hat ihr jeden Tag einen Brief gegeben, den Irmchen unserer Omma vor über 10 Jahren geschickt hatte.

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Overkamps Lecka-reien

Warum schmeckt westfälische Küche so „lecka“ und wie führt man ein Traditions-Gasthaus? Darüber - und über vieles mehr - schreibt Koch Günther Overkamp in seiner Kolumne „Overkamps Lecka-reien“. Hier finden Sie alle Folgen.

Jeden Tag bekam sie also diesen Brief, hat sich riesig gefreut und der Familie zugerufen: „Irmschen Irmschen hat mir geschrieben!“ Sie las den Brief jeden Tag aufs Neue laut und begeistert vor. Alle in der Familie konnten ihn mitsoufflieren. Es hat ihr gut getan, war aber nicht jeden Tag witzig.

Ich kenne zwar den Unterschied zwischen Alzheimer und Demenz nicht wirklich, aber ich weiß, dass es für diejenigen, die davon betroffen sind und auch für die Angehören die gleiche Wirkung hat.

Warum erzähle ich in einer kulinarischen Kolumne etwas über Demenz? Weil: Man kann dagegen anessen! Aber nur gegen das Risiko. Gefeit ist man letztendlich nicht.

Sauerländer leben länger

Aber Risiko minimieren ist ja schon was. Zum Beispiel: Eine Studie hat ergeben, dass die Leute, die die 1000 Berge im Sauerland kennen, länger leben. Das liegt aber nicht daran, dass sie die Berge auswendig gelernt haben, sondern dass sie die erklommen haben. Die haben nämlich ein wesentlich geringeres Herz-Kreislauf-Risiko.

Und so ist das auch beim Thema Ernährung und Demenz. Menschen, die mehr grünen Tee trinken und mehr Gemüse essen, dass uns mit seiner frischen Farbe anlacht, das sind meistens die gleichen Menschen, die auch aktiver sind im Leben. Insgesamt verringert das ihr Demenz-Risiko.

Auf leuchtende Farbe achten

Und das Zauberwort heißt Flavonoide. Das sind sekundäre Pflanzenstoffe, die in Obst, Gemüse und Nüssen enthalten sind. Die sind unter anderem für die leuchtende Farbe vieler Gemüse verantwortlich! Und sie schützen die Pflanze vor Schädlingen. Na? Merkt ihr was?

In einer Studie, die im Fachmagazin Jama Network veröffentlicht wurde, untersuchten Wissenschaftler den Zusammenhang zwischen Ernährung und Demenz. Sie analysierten die Ernährung von 120 000 Menschen im Zusammenhang zwischen Ernährung und Demenz in einem Zeitraum von knapp 10 Jahren.

Bodymaß-Index auch wichtig

Aus den Studienergebnissen konnten die Forscher ableiten, dass die Teilnehmer mit der höchsten Flavonoid-Aufnahme ein um 28 Prozent geringeres Demenz-Risiko hatten als diejenigen mit der niedrigsten Aufnahme. Interessant ist, dass sie auch einen niedrigeren Bodymaß-Index hatten.

Wie kommen wir jetzt an diese Flavonoide? Sie sind vor allem in Lebensmitteln enthalten, die auch als antioxidativ gelten, also Zellschädigungen vorbeugen.

Schutz vor Zellschädigungen

Einen hohen Flavonoid-Anteil haben laut der Studie folgende Lebensmittel: Frische Beeren, Äpfel (one appel a day), Orangen, Pampelmusen, Trauben, Paprika, Zwiebeln, dunkle Schokolade, grüner Tee und gottseidank am Schluss noch: Rotwein. Wobei Letzteres umstritten ist, muss ich zugeben. Wahrscheinlich ist die Menge entscheidend. Wie bei allem. Ich würde persönlich noch Nüsse hinzunehmen, Ingwer und Knoblauch.

Ich weiß nicht, ob Omma das damals geholfen hätte. Sie hat sowieso alles gegessen, aber alles in Maßen. Auf jeden Fall hatte sie ein sehr glückliches Leben und konnte sich jeden Tag neu freuen.

Trotzdem wollen wir uns ja künftig nicht jeden Tag neu kennenlernen und deswegen: Alles essen, was frisch ist.

In diesem Sinne: Bis denne!