
© Jörg Bauerfeld
Ob New York, Rio oder Sydney: Klopapier-Kuchen sorgt für Schlagzeilen
Coronavirus
Die Nachfrage ist förmlich explodiert. Was im Schürener Backparadies als „Schnapsidee“ begann, hat sich als Volltreffer erwiesen - und hat weltweite Beachtung gefunden.
Die Mitarbeiter kommen kaum nach mit der Produktion. „Wir mussten schon Überstunden einlegen“, sagt Tim Kortüm, Inhaber des Schürener „Backparadies“ an der Gevelsbergstraße.
Die täuschend echten Klopapierrollen mit dem Herz aus Marmorkuchen sind der absolute Renner geworden. Nicht nur in Dortmund. „Es kommen Kunden teilweise aus anderen Bundesländern, um hier den Klopapier-Kuchen zu kaufen. Es ist schon Wahnsinn“, sagt Kortüm.
Der Kuchen ist ein echter Renner geworden
Angefangen hat alles mit sechs Klopapierkuchen. Versuchsweise wurden die auf den Tresen im Verkaufsraum gestellt – und waren ruckzuck vergriffen. Die Idee mit dem Klopapierkuchen machte in den sozialen Netzwerken und in den Medien die Runde.

Der nächste Renner im Backparadies. Amerikaner mit Mundschutz. © Jörg Bauerfeld
Und die Menschen, die in diesen Zeiten nach witzigen Ideen geradezu lechzen, griffen immer mehr zu - und wie. Produzierte das Backparadies in der vergangenen Woche gerade einmal knapp 200 dieser Kuchen, wurden jetzt an einem Tag 900 Stück verkauft.
Das sorgte in Schüren kurzzeitig für einen Notstand an Backformen. Der Marmorkuchen, der Grundstock des Klopapierkuchens, wird in Konservendosen gebacken. „Wir hatten nicht mehr genug“, sagt Tim Kortüm, der sich dann Hunderte Dosen mit Mandarinen besorgte. Jetzt gibt es neben dem beliebten Klopapierkuchen eben auch jede Menge Mandarinenkuchen - und „Amerikaner mit Mundschutz“. Der neue Verkaufsschlager im Backparadies.
Und nicht nur die Kunden stehen im Moment Schlange. Auch die Fernsehsender geben sich im Backparadies die gut desinfizierte Klinke in die Hand.
Am Dienstag (31.1.) war das ZDF vor Ort und machte Aufnahmen. Ein kurzes Interview mit Tim Kortüm, ein Schwenk durch die Backstube und am Ende verließ die Crew Schüren wieder mit einigen Rollen des speziellen „Klopapiers“ im Gepäck.
Mehrere TV-Sender in Schüren
RTL war auch schon vor Ort. Das WDR-Fernsehen gleich zweimal. „Die haben jetzt sogar eine zehnminütige Reportage gedreht“, sagt Tim Kortüm. Der möchte sich auf diesem Weg auch noch bei allen Kunden bedanken. „Das ist schon krass. Die Idee mit den Klopapierrollen war wie ein Sechser im Lotto“, so der Bäckermeister.
Vielleicht nicht von den Einnahmen her. Über die ist Kortüm natürlich mehr als froh, nach dem Wegbrechen praktisch aller Außer-Haus-Bestellungen. Aber der Klopapierkuchen sei ja als Gag konzipiert worden und einfach aus dem Bauch raus kalkuliert. „Aber, wir haben etwas zu tun und es ist eine tolle Werbung für unser Backparadies.“

Die Produktion der „Klorollen“ läuft auf Hochtouren. © Jörg Bauerfeld
Und die läuft auch im Ausland. Im „The Guardian“, einer renommierten Zeitung aus London, wurde über den Klopapierkuchen berichtet. Der größte öffentlich-rechtliche Fernsehsender Frankreichs, France 2, berichtete, in den Niederlanden gab es Berichte aus Schüren und auch in der Ukraine liefen Bilder von diesem sehr speziellen Kuchen.
Sogar in Indonesien war über den Klopapierkuchen aus Schüren zu lesen. In der „Suara Merdeka“ (Stimme der Freiheit). Auch in Down Under wissen die Menschen jetzt, was es in Schüren für einen Kuchen gibt. Ein Nachrichtensender in Sydney brachte eine kurze Reportage „from Germany“.
Follower aus Brasilien
„Es ist schon verrückt. Auf Facebook tauchen auf einmal jede Menge Follower aus Brasilien auf. Da müssen die Berichte auch gelaufen sein“, sagt Tim Kortüm. Verschicken kann er die Kuchen im Moment im Übrigen nicht. „Das schaffen wir von der Menge überhaupt nicht. Die Produktion ist voll ausgelastet.“ Aber vielleicht, wenn es etwas ruhiger wird, will Tim Kortüm mal drüber nachdenken.
Jörg Bauerfeld, Redakteur, berichtet hauptsächlich in Wort, Bild und Ton aus dem Dortmunder Süden.
