Kleine Beurhausstraße: Shopping mit Party-Anschluss – besser als das Kreuzviertel
Serie „Straßen voller Leben“
Eine der abwechslungsreichsten Shoppingmeilen Dortmunds ist nur 200 Meter lang: Die Kleine Beurhausstraße im Klinikviertel strotzt vor coolen Läden. Anwohnerin Marie (26) gibt Insidertipps.
Das Kreuzviertel gilt gemeinhin als Dortmunds Szeneviertel. Es wimmelt von Gründerzeit- und Jugendstilbauten, zahlreiche Restaurants und Kneipen sorgen im Sommer für mediterranes Draußen-sitz-Flair an den Kreuzungen. Doch wer interessante Geschäfte sucht, ist dann doch überraschend schnell durch im ach so angesagten Quartier.
Im benachbarten Klinikviertel hingegen bietet eine einzige, nur 200 Meter kurze Straße gefühlt mehr Shopping-Abwechslung als das gesamte Kreuzviertel: die Kleine Beurhausstraße.
Wenn man Marie Wischermann fragt, was die Straße alles zu bieten hat, lächelt die 26-Jährige: „Bestimmt vergesse ich einen Laden – die Auswahl ist zu groß.“ Dabei wohnt die Psychotherapeutin in Ausbildung seit gut drei Jahren mit ihrem Freund in der Kleinen Beurhausstraße. „Eigentlich muss ich die Straße gar nicht verlassen“, scherzt Wischermann.
Hippe Geschäfte statt Schlüsseldiensten
Biegt man von der großen Beurhausstraße auf deren „kleine Schwester“ ab, erwartet einen auf der rechten Seite erst einmal eine Spielhalle – eine Erinnerung an die graue Vergangenheit der Kleinen Beurhausstraße. „Früher wollte hier keiner wohnen, das war eine düstere Ecke“, sagt Bernhard Pascher, der seit über 40 Jahren hier wohnt. Noch bis in die 2000er-Jahren fuhr die Stadtbahn durch die Straße, viele Fassaden waren grau vom Ruß, im nahen Westpark gab es eine aktive Drogenszene.
Seitdem hat sich die Kleine Beurhausstraße extrem verändert: Die Schlüsseldienste und Krims-Krams-Läden, die noch vor zehn Jahren das Bild der Straße prägten, sind hippen Geschäften gewichen.
Selbstgemachte Ketten, Schönes aus Skandinavien, ägäische Mezes
Passiert man die Spielhalle, steht man auch schon vor dem Schaufenster der kleinen Eismanufaktur Cream, in der man sich durch selbstgemachte Sorten wie Joghurt-Heidelbeere und Indische Mango schlecken kann. Auf der anderen Straßenseite bietet der Hej-Store allerlei schöne Dinge aus Skandinavien an, von Innen-Deko, wie etwa schicken Vasen oder Lampen, über Kinder-Spielzeug bis hin zu Klamotten. Geht man auf dieser Zick-Zack-Route wieder zurück über die Straße, landet man im Schmuckgeschäft Pärle, das Ringe, Ketten und Ohrschmuck in Kleinserien herstellt (hier eine Geschichte über die Inhaberin des Ladens).
Auch kulinarisch hat die Kleine Beurhausstraße einiges zu bieten: Für die Befriedigung des kleinen Hungers sorgen ein Burgerladen und ein griechischer Imbiss, wenn es etwas mehr sein darf, kann man zwischen drei Restaurants wählen, je nachdem, ob einem der Sinn eher nach ägäischen Mezes, indischem Curry oder mallorquinischen Spießen steht.
„Möllern“: Leute gucken bei einem Bierchen auf der Möllerbrücke
Und wenn man mit dem Straßenbummel fertig ist und die Sonne scheint, kauft man sich am besten ein paar Bierchen im Supermarkt auf der anderen Seite der Kreuzung Lindemannstraße und setzt sich auf die Sandstein-Balustrade der Möllerbrücke.
Die Brücke zwischen Kreuz- und Klinikviertel ist in den vergangenen Jahren an warmen Tagen zu einem beliebten Treffpunkt geworden, wo teilweise hundert Leute den Abend verbringen. Das Phänomen hat mittlerweile sogar einen eigenen Namen: „möllern“. Es wird gequatscht, getrunken und vor allem werden Leute geguckt – hier fühlt sich Dortmund wie eine echte Großstadt an. Ein perfekter Ausklang des Abends.
Wenn Sie jetzt Lust auf die Kleine Beurhausstraße haben: Anwohnerin Marie Wischermann hat uns ein paar Insidertipps zu Ihrer Straße gegeben.
Der Laden, der jüngst vom Eingang der Kleinen Beurhausstraße neben die Eisdiele Cream gezogen ist und sich vergrößert hat, ist eine bunte Wundertüte: Hier gibt es Fair-Trade-Klamotten, Vintage-Möbel aus alten Weinkisten, aber auch Fischkonserven aus Portugal – Hauptsache, es ist individuell, am besten ein Einzelstück. „Der Laden ist perfekt, wenn man was für einen Geburtstag braucht“, sagt Wischermann, „hier findet man immer ein Geschenk.“
Direkt gegenüber auf der anderen Straßenseite ist seit einiger Zeit ein türkischer Feinkostladen in die Räume einer Trinkhalle eingezogen. „Den Kiosk vermisse ich schon, der war immer superpraktisch für kleine Einkäufe spätabends“, sagt Wischermann, „aber die Foodbox ist auch klasse! Hier gibt es immer frisches Obst an der Straße und im Laden eine Theke mit leckerem türkischem Gebäck.“ Es gibt auch türkische Spezialitäten, sie empfiehlt die Reisnudeln.
Die nächste Bude ist übrigens nicht weit weg, nur knapp 200 Meter in einer Nebenstraße. Aber man ist in der Hinsicht eben ein wenig verwöhnt, wenn man in der Kleinen Beurhausstraße wohnt.
Anne Möller: Nougat-Macchiato mit Blick auf Gründerzeit-Fassaden
Sich im Tages-Café „Anne Möller“ an der Ecke Fächerstraße entweder im kleinen Raum mit den großen Fenstern in einen der Retrosessel fläzen oder sich bei schönem Wetter unter dem großen Baum auf die Terrasse setzen und die schönen Fassaden der umstehenden Häuser bewundern.
Als Getränk empfiehlt Marie Wischermann den Nougat-Macchiato: „Der ist zwar ziemlich mächtig, aber absolut lecker!“ Für beides sorgt ein ordentlicher Löffel Nutella. „Das habe ich so noch nirgendwo getrunken.“
1984 geboren, schreibe ich mich seit 2009 durch die verschiedenen Redaktionen von Lensing Media. Seit 2013 bin ich in der Lokalredaktion Dortmund, was meiner Vorliebe zu Schwarzgelb entgegenkommt. Daneben pflege ich meine Schwächen für Stadtgeschichte (einmal Historiker, immer Historiker), schöne Texte und Tresengespräche.