
© Britta Linnhoff
Startschuss für das Generationenprojekt: Ein Stadtteil bekommt ein neues Viertel
Awo-Projekt
Der Anfang ist gemacht. Aber zwischen Mergelteichstraße und Am Bahnhof Tierpark wird in den nächsten Jahren nichts bleiben, wie es ist. Die Awo hat große Pläne für die Fläche.
Es ist ein riesiges Areal, das nicht gleich ins Auge fällt. Irgendwo eingekeilt von Mergelteichstraße, Am Bahnhof Tierpark und den Bahngleisen. Hier stehen zur Zeit einige Häuser, von denen viele nicht mehr bewohnt sind.
Dass die Häuser leer gezogen sind, hat einen Grund: Die Arbeiterwohlfahrt (Awo), die an der Mergelteichstraße gleich zwei Seniorenheime führt (neben dem Minna-Sattler-Heim auch das Erna-David-Zentrum schräg gegenüber) plant hier seit Jahren ein großes Generationenprojekt, zu dem auch die neue Kita an der Mergelteichstraße, die Tagespflege und die Mutter/Kind-Einrichtung gehören. Alle drei haben vor Kurzem eröffnet.

Die neue Kindertagesstätte der Arbeiterwohlfahrt an der Mergelteichstraße ist bereits eröffnet. Sie wird Teil des Generationenprojekts sein. © Britta Linnhoff
Viertel soll Zuhause für alle Altersgruppen werden
Das aber ist nur der Auftakt. Das Viertel soll ein Zuhause für alle Altersgruppen werden. In dem hinteren Bereich sollen rund 80 bis 85 neue, vornehmlich kleinere Wohnungen, für Junge und Alte entstehen. Vom Minna Sattler-Heim und seinen Gebäuden wird nur das Heinrich-Böll-Haus am Bahnhof Tierpark stehen bleiben.
Das hat derzeit 60 Plätze und soll sogar erweitert werden auf 90 – mindestens, vielleicht sogar auf 150. Von dieser Entscheidung ist letztlich auch die Anzahl der neuen Wohnungen abhängig: Werden es doch nicht 150, ist mehr Platz für den Wohnungsbau.
Schon seit Jahren laufen die Planungen für das Projekt. Dass es langsamer vorangeht, als ursprünglich mal gedacht, hat vor allem zwei Gründe: Zum einen hatten die Verantwortlichen für die Seniorenheime während der Corona-Pandemie wahrlich auch andere Sorgen.
Zum anderen habe der Gestaltungsbeirat der Stadt Dortmund seinerzeit den ersten Entwurf für die Überplanung des Geländes abgelehnt, berichtet Arno Lohmann, stellvertretender Geschäftsführer des Awo-Bezirks Westliches Westfalen. Der passe nicht in die Umgebung, habe es damals geheißen.

Um diesen Bereich geht es: zwischen Hagener Straße im Westen, der Straße Am Bahnhof Tierpark im Norden, der Mergelteichstraße im Süden und den Bahngleisen im Osten. © google maps
Klarheit bis Ende des dritten Quartals 2021
Auf die Ablehnung folgte ein Gestaltungswettbewerb. Herausgekommen ist nun eine „lockere Bebauung“. Bis das alles steht, werden noch Jahre vergehen. Aber, so betont Arno Lohmann, „wir müssen den Hebel Corona jetzt umlegen und klar Schiff machen“. Ende des dritten Quartals 2021 will Lohmann Klarheit haben, wie genau es in ein paar Jahren einmal aussehen soll.
Dann müsse man mit dem Amt für Wohnungsförderung sprechen und schließlich sukzessive Bauanträge stellen. Denn es werde nach und nach gebaut, auch deshalb, weil es eine logistische Herausforderung wird.
Arno Lohmann: „Es leben noch 90 Menschen, die einen Pflegeplatz in jenen Gebäuden haben, die auch abgerissen werden sollen. Die müssen wir ja irgendwo unterbringen.“ Denkbar wäre also, dass man erst einmal den Anbau ans Böll-Haus baut, dann gäbe es dort schon einmal 30 weitere Plätze.

Der Entwurf zum Generationenpark von WoltersPartner, Architekten & Stadtplaner GmbH: Dieser Entwurf hat beim Wettbewerb den ersten Preis gewonnen und ist nun Grundlage für alle aktuellen Planungen. © Langenbeck, Nicole
Die Häuser, in denen keine Pflegebedürftigen wohnten, die „nur“ Altenwohnungen waren, seien inzwischen über die Jahre leergezogen worden, sagt Lohmann. Viele Bewohner fanden gegenüber, im Erna-David-Zentrum, Platz und konnten so an der Mergelteichstraße bleiben.

Viele der alten Häuser, die man nach einer Überprüfung von ihrer Bausubstanz als nicht erhaltenswert eingestuft hat, sind bereits unbewohnt. Stehen bleiben wird letztlich nur das Heinrich-Böll-Haus am Bahnhof Tierpark, das jünger ist als die anderen Gebäude. © Britta Linnhoff
Für die Häuser, die weg sollen, weil sie „alle von der Substanz nicht erhaltenswert sind“, laufen inzwischen Abrissanträge, berichtet der stellvertretende Geschäftsführer.
Zwischendurch, als der Gebäudekomplex Hannibal in Dorstfeld 2017 Hals über Kopf wegen massiver Probleme mit dem Brandschutz geräumt werden musste, dienten die Häuser in Brünninghausen als eine Art Notunterkunft für jene Menschen, die fluchtartig ihre Wohnungen verlassen mussten.
Erster Abriss möglicherweise im August 2021
Arno Lohmann rechnet mit einem ersten Abriss im August 2021. Die neu entstehenden Wohnungen sind sowohl frei finanziert als auch öffentlich gefördert. Es würden vor allem kleinere Wohnungen entstehen. Noch aber sei man dabei, genau zu planen: „Welche Wohnungsschnitte brauchen wir, was ist die richtige Konstruktion?“, sagt Lohmann. Corona habe auch die Sicht auf Pflege verändert.

An dieser Stelle führt eine kleine Stichstraße auf das Gelände und derzeit an der neuen Kita vorbei in die Tiefgarage. Von hier aus soll auch im Wesentlichen später das gesamte Gelände erschlossen werden. © Britta Linnhoff
Bauen will die Arbeiterwohlfahrt aber aber nicht nur Wohnungen, sondern auch ein offenes Begegnungszentrum: „Wir möchten Raum schaffen, wo Menschen sich treffen können, einen Kaffee trinken, miteinander reden“, sagt Arno Lohmann.
Parkplätze sollen entlang der Bahnlinie entstehen
Gedanken hat man sich auch gemacht über Parkplätze. Denn mit den drei neuen Anliegern der Mergelteichstraße kam auch Unmut anderer Anlieger auf, weil sie jene in ausreichender Zahl vermissten. Parkplätze sollen von der Kita an entlang der Bahngleise entstehen. Man wolle, so sagt der stellvertretende Geschäftsführer, die Autos dann möglichst aus dem Gelände heraushalten.
Erschlossen werde das Gelände von beiden Seiten, sowohl von der Straße Am Tierpark als auch von der Mergelteichstraße aus. Hier liege auch die Hauptzufahrt.
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