Kita-Eltern berichten über schlimme Erfahrungen Herzrasen, Ratlosigkeit und Existenzängste

Kita-Situation lässt viele Eltern verzweifeln: Herzrasen, Ratlosigkeit und Existenzängste
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Seit Monaten häufen sich die Klagen von Eltern über die Situation in den Kitas, die ihre Kinder besuchen. Uns erreichten immer wieder Berichte von Eltern über geschlossene Gruppen, Notbetreuung, die auch nur sporadisch angeboten wird, gekürzte Öffnungszeiten und viele Mängel mehr. Wir wollten wissen: Wie groß ist das Problem in Dortmund wirklich? Was läuft gut, was weniger gut?

Daher starteten wir vor gut einer Woche eine große Umfrage zur Situation in den Kitas der Stadt Dortmund. Schon jetzt haben sich weit mehr als 400 Mütter und Väter daran beteiligt und die Umfrage läuft noch bis zum 16. Februar.

Mehr als 140 Eltern, die sich an unserer Umfrage bisher beteiligt haben, haben dabei auch von ihren ganz persönlichen Erfahrungen berichtet. Es gibt Väter und Mütter, die voll des Lobes über das Engagement in ihrer Kita sind, über den aufopferungsvollen Einsatz der Erzieherinnen und Erzieher. In den allermeisten Fällen aber überwiegt der Frust über die Lage, zuweilen bis hin zur Verzweiflung und Existenzängsten.

An dieser Stelle ein kleiner, unkommentierter Ausschnitt aus den vielen Zuschriften von Müttern und Vätern, die uns bis jetzt schon erreicht haben:

  • „Die vertraglich vereinbarten 45 Stunden stehen uns praktisch nie zur Verfügung. Neuerdings sieht das Notfallkonzept vor, dass jedes Kind einen Tag pro Woche zu Hause bleiben muss, wenn die Personalnot das erfordert.“

  • „Die Situation ist extrem unzufrieden und keine Besserung in Sicht.“

  • „Die Einsparungen sind deutlich, doch das Kita-Personal gibt sich sehr viel Mühe.“

  • „Ich bin alleinerziehend und selbst ich wurde trotz Arbeit regelmäßig gebeten, mein Kind zu Hause zu betreuen.“

  • „Unsere Kita hatte in den letzten fünf Jahren keinen einzigen Tag Notbetreuung, die Erzieher versuchen alles, um die Betreuung zu gewährleisten. Allerdings ist es oftmals sehr knapp und somit vergehen Wochen, wo die Gruppen einfach nur Aufbewahrung sind.“

  • „Die Kitaleitung ist nett, das Drumherum ist eine Katastrophe.“

  • „Ankündigung von rotierender Notbetreuung ohne Rücksicht auf berufstätige Eltern. Jedes Kind bekommt eine Nummer zugeteilt und je nach Nummer darf das Kind in die Notbetreuung oder nicht, egal ob die Eltern arbeiten müssen. Gleichbleibende Betreuungskosten und Verpflegungskosten bei geringerer Leistung.“

  • „Der Kindergarten wurde im Jahr 2024 nicht einmal geschlossen, es wurde höchstens darum gebeten, die Kinder mal eher abzuholen.“

  • „Die Belastung für die Kita Angestellten ist sehr hoch. Sie versuchen den Betrieb bestmöglich aufrechtzuerhalten bei immer schlechter werdenden Bedingungen.“

  • „Die Hilflosigkeit, die man als Eltern erlebt, macht einen sprachlos. Man fühlt sich abhängig. Leider muss man die Betreuung nehmen, die verfügbar ist, und kann nicht wechseln, wenn die Rahmenbedingungen bescheiden sind.“

  • „In unserem Kindergarten hat es 2025 jetzt drei Wochen normal geklappt, und jetzt haben wir erneut Notbetreuung, trotz Einstellung neuer Kräfte.“

  • „Seit ca. vier Monaten gibt es eine Gruppen-Regelung, welche alle Kinder gleich behandeln soll. Das finde ich auch gut, aber da wird nicht berücksichtigt, welche Eltern arbeiten und welche zu Hause sind. Keine gute Voraussetzung für arbeitende Elternteile, die auf die Betreuung angewiesen sind.“

  • „Die Kita kam im vergangenen Jahr auf mehr als 30 Schließungstage. Das KiBiz verbietet dies. Die Leitung als Vertragspartner schiebt die Verantwortung von sich. Die Politik sei schuld. Kinder von berufstätigen Eltern werden nicht bevorzugt. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird mit Füßen getreten. Ausnahmen bilden Kinder von hauseigenen Betreuungskräften der Einrichtung.“

  • „Das Problem im Ganzen sind meistens die Krankmeldungen der Mitarbeiter. Es sind immer die gleichen und dazu kann ich nur den Kopf schütteln. Es wird für jedes Hüsterchen ein bis zwei Wochen krankgefeiert... solange der Träger mitmacht, geht’s so weiter.“

  • „Es ist ein absoluter Graus. Zurzeit bin ich noch in Elternzeit mit meinem zweiten Kind. Ab April weiß ich aber nicht mehr, wie ich es auffangen soll, wenn ich wieder arbeite und mein Sohn jede 3. Woche Notbetreuung hat und entweder nur Mo/Di/Mi gehen darf oder nur Do/Fr. Die anderen Tage muss ich dann sehen, wie ich es überbrücke.“

  • „Nach sieben Wochen andauernder Notbetreuung keine Erstattung der Kita-Gebühren trotz Brandbrief an Träger und Jugendamt. Stadt nimmt Geld, ohne die Leistung zu erbringen!“

  • „Im Winter bekomme ich immer Herzrasen, wenn eine neue Nachricht in der Kita App auftaucht. Noch bevor ich die Nachricht gelesen habe, macht sich schon Panik bereit. Ich bin in einer schulischen Ausbildung mit festen Zeiten und darf nur eine bestimmte Anzahl an Fehltagen haben, um das Examen machen zu dürfen. Mein Mann darf in der Probezeit auch nicht fehlen, also stellen uns schon verkürzte Öffnungszeiten vor riesige Probleme. Man hat durchgehend Existenzängste.“

Wenn Sie bisher noch nicht an unserer Umfrage teilgenommen haben, sollten Sie das nachholen.

Die Umfrage ist anonym, niemand muss seinen Namen verraten. Die übermittelten Daten werden vertraulich behandelt und anonym ausgewertet. Wenn Sie mit einem Redakteur oder einer Redakteurin über das Thema reden und Ihre Situation schildern möchten, würden wir uns freuen, wenn Sie uns eine Kontaktmöglichkeit (per Mail oder Telefon) mitteilen würden. Das ist absolut freiwillig und auch in diesem Fall sichern wir Ihnen Vertraulichkeit zu. Ihre Stimme würden uns aber sehr helfen, ein realistisches Bild von der Kita-Situation in Dortmund zu zeigen.

Freuen würden wir uns auch, wenn Sie diese Umfrage in Ihrem Bekannten- und Freundeskreis verbreiten.

Die Umfrage endet am Sonntag, 16. Februar, um 24 Uhr.