Es ist schon bemerkenswert, was im Schatten des alten Hoesch-Gasometers auf Phoenix-West entsteht. Dort, wo einst die Hochöfen in Betrieb waren und enorme Energie bei der Stahlproduktion verbrauchten, haben sich inzwischen diverse Unternehmen angesiedelt: von der IT-Branche über die Bergmann-Brauerei bis hin zur Firma KIS-Antriebstechnik. Und die ist ihrer Zeit, zumindest in Dortmund, weit voraus.
Das Dortmunder Unternehmen arbeitet mit Nachdruck daran, spätestens ab 2027 völlig autark zu sein – ein klimaneutrales Unternehmen. Das dann wohl erste in Dortmund. „Wir haben uns mit diesem Nachhaltigkeits-Thema auch bundesweit ziemlich weit in den Vordergrund gestellt“, sagt Geschäftsführer Tim Kohlhaas. Denn neben der Auszeichnung im Energiesparwettbewerb der Wirtschaftsförderung Dortmund, „Dortmund macht‘s“, gebe es auch deutschlandweite Beachtung.
45 Mitarbeitende
Wie das mittelständische Unternehmen sich auf die nächsten Jahrzehnte vorbereitet und sich für den Klimaschutz einsetzt, ist enorm. Gegründet wurde KIS-Antriebstechnik 1990 von Hans-Georg Kohlhaas in Hörde. 2011 gab es den ersten Neubau auf Phoenix-West. „Aufgrund einer Nutzungsänderung“, sagt Tim Kohlhaas. Heute sind 45 Mitarbeitende im Schatten des Gasometers tätig. „Und es ziehen alle mit, was das Konzept der Nachhaltigkeit angeht.“

Aber was macht die Firma, die weltweit agiert, was andere nicht machen? Zunächst einmal hat man bei KIS sehr früh damit angefangen, auf Nachhaltigkeit zu setzen. „Der Neubau erfüllte schon damals höhere Ansprüche, was zum Beispiel die Isolation der Halle anging“, erklärt Hans-Georg Kohlhaas. „Das vorausschauende Bauen kommt uns heute auch zugute.“
Spezielle Wälzlager
Zudem profitiert KIS auch davon, in Hörde keinen so enormen Energieverbrauch zu haben. Das Unternehmen hat zwar am Standort im Dortmunder Süden eine kleine Montagestraße, eine Prototypen-Werkstatt und einen mechanischen Bereich. Der Hauptteil fällt aber auf die Logistik und Materialprüfung der Produkte, die in alle Welt gehen. Dazu gehören spezielle Wälzlager, die zum Beispiel in der Medizintechnik, der Bahntechnik oder der Autoindustrie Anwendung finden.

Produziert wird weltweit. „Auch hier achten wir sehr auf die Nachhaltigkeit“, sagt Tim Kohlhaas. Aber zurück nach Hörde: Derzeit gibt es auf dem Gebäude zwei große Fotovoltaikanlagen, die noch nachgerüstet werden. Zwei große Wärmepumpen sind in Planung, die im Verbund für die benötigte Heizenergie sorgen werden. Zum 1. Januar 2024 ist der Vertrag mit dem Fernwärme-Versorger gekündigt.
Die Abluft wird in den Gebäuden genutzt, selbst produzierter Strom gespeichert, der derzeit noch fremd-benötigte Strom durch einen dynamischen Stromanbieter abgedeckt. Deckenventilatoren in den größeren Hallen sorgen für eine optimale Verteilung der Abluft aus internen Wärmequellen. Fenster sind besonders gedämmt. Es seien viele Kleinigkeiten, die eine Menge ausmachen, wie die Verantwortlichen erklären. Dazu wird durch ein modernes Monitoringsystem der Energieverbrauch in dem Firmengebäude auf Phoenix-West optimal gesteuert.

Die Mitarbeitenden nutzen E-Bikes und E-Autos. Seit 2023 ist KIS-Antriebstechnik Mitglied der Projektgruppe „Wege zum klimaneutralen Unternehmen“ des Verbands Klimaschutz-Unternehmen, gegründet auf Initiative des Bundesumweltministeriums (BMUV), des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) und der Deutschen Industrie- und Handelskammer.
Ziel ist es, bis 2027 eine 100-prozentige Autarkie mit eigener Versorgungsstrategie zu erreichen. Dazu gehört auch eine komplette Umstellung auf klimaneutrale Partner mit entsprechend niedrigen Emissionsfaktoren. Für Dortmund soll KIS-Antriebstechnik ein Aushängeschild in Sachen Nachhaltigkeit sein.
- „Klimaneutral“ bedeutet laut dem Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen, „dass der Atmosphäre nicht mehr Treibhausgase zugeführt werden, als gleichzeitig an anderer Stelle entnommen beziehungsweise eingespart werden“.
- Das Bayerische Landesamt für Umwelt formuliert es so: „Ein Unternehmen oder ein Produkt gilt als CO₂-/klimaneutral, wenn dieses keine klimaschädlichen Emissionen verursacht bzw. entstehende Treibhausgase durch zertifizierte Ausgleichsprojekte kompensiert werden.“
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