„So voll habe ich es hier noch nicht erlebt“, sagte Dortmunds Ordnungsdezernent Norbert Dahmen zur Situation, wie sie sich zwischen 23 und 23.45 Uhr auf der Kampstraße vor der Petrikirche darstellte. Viele Hundert waren gekommen, der Platz wurde immer voller. Und viele Menschen hatten Feuerwerk dabei - in der Böllerverbotszone.
Polizei Dortmund und Ordnungsamt zogen sich gezielt auf die Katharinenstraße zurück und starteten eine Lautsprecher-Durchsage: Hier sind Raketen und Böller nicht erlaubt. Der überwiegende Teil der Menge zog daraufhin ab, wenn auch unter Pfeifkonzert. Man bewegte sich Richtung U-Turm, wo es ein enormes Feuerwerk gab.
Allerdings: Rund zehn Prozent der Menschen, wie Dahmen später schätzte, blieben vor der Petrikirche. Böller und Raketen flogen. Als die Polizei einschritt und einige Provokateure aus der Menge fischte, zückten viele Menschen ihre Handys, einige liefen auf die Einsatzkräfte zu oder bedrängten sie sogar.
Rund zehn Minuten lang blieb die Situation angespannt. Eine Eskalation lag in der Luft. Dann jedoch löste sich die Menge langsam auf, während in einigen Metern Entfernung immer wieder Böller und Raketen gezündet wurden, teils auch in der Menge. Dabei wurde ein Kind im Gesicht verletzt, wie Stadt und Polizei in einer gemeinsamen Pressemitteilung am Sonntagmorgen schrieben. Die Einsatzkräfte vor Ort nahmen einen Mann in Gewahrsam.
Viele Menschen zogen daraufhin von der Petrikirche zum Dortmunder U. Auch dort war es voll, jedoch überwiegend friedlich. Neben jungen Feiernden waren hier auch viele Familien mit Kindern unterwegs, um das neue Jahr zu feiern und das Feuerwerk anzuschauen. Ähnlich ging es auch außerhalb der Innenstadt, am Phoenix-See, zu. Auch hier war jede Menge Feuerwerk zu beobachten.
Keine Probleme gab es offenbar in der zweiten Böllerverbotszone rund um die Reinoldikirche. Gegen 0.30 Uhr war es hier wie ausgestorben.
Positive Bilanz
Polizei und Feuerwehr zeigten sich bei einer ersten Bilanz gegen 1.30 Uhr weitgehend zufrieden. „Es gab nichts, womit wir nicht gerechnet hätten“, sagte Joshua Pollmeier, Sprecher der Dortmunder Polizei. Zwar habe es vereinzelt Zwischenfälle gegeben, wie etwa an der Petrikirche, im Großen und Ganzen sei die Lage jedoch ruhig gewesen.

Die Feuerwehr hatte zwar viel zu tun, dabei sei es jedoch bei den rund 250 Kleinbränden in erster Linie um brennende Hecken gegangen. Zwar sei es auch zu zwei, drei größeren Einsätzen gekommen, Menschen seien dabei jedoch nicht in Gefahr gewesen. Die vielen Kleinbrände hätten auch mit dem Wetter zu tun gehabt, so ein Feuerwehr-Sprecher, in der Silvesternacht war es ungewöhnlich warm, dazu windig und trocken.
Auch die Arbeit des Rettungsdienstes habe sich im normalen Bereich bewegt. Allerdings hatten die Sanitäter in der Regel bis in die frühen Morgenstunden zu tun - wohingegen die meiste Arbeit der Feuerwehr in der Regel mit der Böllerei endete.
Positive Bilanz am nächsten Tag
Am Sonntagmorgen (1.1.) attestierten Stadt und Polizei eine „weitgehend friedliche“ Silvesternacht. Neben den leichten Unruhen an der Petrikirche kam es im Bereich der Möllerbrücke zu Angriffen auf zwei Polizistinnen.
Die Polizei war hier mit einem größeren Aufgebot im Einsatz. Gegen 1 Uhr sei eine Polizistin durch einen Raketenwurf leicht verletzt worden. Einen weiteren Angriff auf eine andere Beamtin erfolgte wenig später. Beide Frauen seien aber weiter dienstfähig gewesen, so die Behörde.
Polizei und Ordnungsamt haben in den Böllerverbotszonen in 26 Fällen Feuerwerk sichergestellt und vernichtet – ihre Besitzer hätten sich uneinsichtig gezeigt. Im Laufe der Silvesternacht stellte die Polizei nach eigenen Angaben zwei Schreckschusswaffen sicher. Neben sieben Platzverweisen wurden zudem von 21 Menschen die Personalien festgestellt.
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