
© Oliver Schaper
Viele Jahre hat das Geschäft „Stickerei und Berufsbekleidung Carasi“ seinen Job erledigt, ohne groß Aufsehen zu erregen. Es verkaufte Berufskleidung, versorgte damit Ärzte oder Köche - und hat nun eine Idee gehabt, die es so wohl nicht oft in Deutschland gibt.
Auf Bestellung stellen Christian Carasi und seine Mitarbeiter am Körner Hellweg Baumwollmasken her, die individuell bestickt sind. Sei es mit einem Firmenlogo oder mit einem Namen für jedes Mitglied einer Familie.
„Im vergangenen Monaten haben wir kaum Umsätze gemacht“, sagt Carasi. Ein paar Ärzte oder Apotheker hätten sich Kittel besorgt, aber das war es auch. Corona ließ auch bei ihm die Einnahmen wegbrechen. Gastronomen beispielsweise hatten zuletzt keinen Grund, sich neue Kleidung bei ihm zu besorgen.
Carsai nahm sich Trigema zum Vorbild
Aus der Not heraus kam Christian Carasi die Idee, die jetzt alles wieder umkehrt. Inspiration gab es aus Süddeutschland. Das Textilunternehmen Trigema hatte seine Produktion umgestellt und angefangen, wiederverwendbare Behelfsmasken für Mund und Nase zu produzieren. „Wir müssen doch auch sowas machen können“, sagte Carasi zu seiner Mutter, die seit 1978 eine Schneiderei hat.
Aus Spaß hat Carasi vor drei Wochen erste Muster angefertigt. Mittlerweile ist daraus ein gut laufendes Geschäft geworden. 300 Quadratmeter Fläche hat sein Geschäft in Körne, hinzu kommt eine Fläche für Produktion. Die Nähmaschinen dort laufen seit Tagen heiß. „Das Telefon klingelt 80 bis 100 Mal am Tag“ - zusätzlich zu den Anfragen im Laden.

Hunderte Masken werden täglich in der „Stickerei und Berufsbekleidung Carasi“ hergestellt und können individuell bestickt werden. © Oliver Schaper
Nicht nur die Stickereien seien etwas Besonderes bei seinem Produkt, sagt Carasi. „Wir verwenden Köperstoff mit 290 Gramm pro Quadratmeter, viele andere nehmen billigere Stoffe“, erklärt Carasi. Der Köperstoff sei besonders dicht, aber gleichzeitig atmungsaktiv. „Ich will keinen billigen Lappen verkaufen, das bin ich unseren Kunden schuldig.“
Es gibt einen großen Unterschied zu bedruckten Masken
Seine Masken sind bei 90 Grad waschbar. Der große Unterschied zu bedruckten Masken: Die Motive lösen sich beim Waschen nicht allmählich auf, sondern bleiben dauerhaft.
10 Euro kostete eine Maske zu Beginn. Gewinn fuhr er nicht ein, denn sowohl der Stoff als auch die Produktionskosten sind hoch. „Wir verkaufen zum Selbstkostenpreis“, sagte Carasi vergangene Woche. Seit Beginn der Maskenpflicht haben sich die Preise erhöht, die einfache Variante koste aber auch jetzt noch 10 Euro, sagt Carasi.

Yahia Alyasen arbeit an der Stickerei-Maschine, mit der die Masken bestickt werden. © Oliver Schaper
Einige Menschen wäre das aber zu teuer. „Sie denken, wir sind in Pakistan.“ Aber die Masken werden allesamt in Handarbeit genäht. 8 bis 10 Masken schafft eine gute Näherin pro Stunde. Allein das Material für eine Maske koste 5 Euro.
Und die Gummibänder seien quasi nicht mehr zu kriegen. „Normalerweise kostet ein Meter 10 oder 15 Cent“, sagt Carasi. Derzeit bekomme man einen Meter für einen Euro. Wenn man ihn überhaupt bekommt.
Noch kosten die Masken 10 Euro pro Stück
„Ich hatte zuletzt schon viele schlaflose Nächte“, erzählt Carasi. Mit einer Investition von 12.000 Euro für Stoffe ist er ein hohes unternehmerisches Risiko eingegangen.
Ein positives Zeichen kam für ihn aber in dieser Woche aus Münster. Die Stadt hatte noch vor der Entscheidung vom Land verkündet, eine Maskenpflicht einzuführen. „Ich habe eine Kooperation mit einem Berufskolleg in Münster. Am Mittwoch hat es angerufen und Masken bestellt.“
300 bis 400 Masken könnten derzeit produziert werden. Mehr als 10.000 Stoffmasken habe er auf Lager. Bestellwünsche konnte Carasi innerhalb von spätestens zwei Tagen erfüllen. „Ich kenne keinen weiteren Händler in Deutschland, der sowas gerade anbietet“, sagt Casari. Das kleine Geschäft am Körner Hellweg sorgt gerade also für ordentlich Aufsehen.
Hinweis: Wir haben diesen Text am 28. April um 19.20 Uhr aktualisiert.