
© Stefan Milk
Keine Züge auf der Bahnstrecke Dortmund-Hamm: Es gibt noch eine zweite Vollsperrung
Nahverkehr
Die Bahn stellt den Verkehr zwischen Dortmund und Hamm nicht nur im Oktober ein, sondern auch im November. Betroffen sind Pendler aus Dortmund, Hamm und Kamen. Wir haben die Details zur Großbaustelle.
Aus der Luft wirkt es, als würde an der Bahnstrecke Dortmund-Hamm ein Landeplatz für Raumschiffe entstehen – ein mehrere hundert Meter langer Betonrahmen, eine sogenannte Bohrschablone, zeichnet sich auf dem Baufeld ab. Von der Westicker Straße hat man dagegen den Eindruck, als blicke man auf ein Ölfeld, so viele Bohrtürme stehen dort.

Kein Landeplatz für Raumschiffe: Dort, wo die Unterführung für die Südkamener Spange entstehen soll, ist aus der Luft eine Bohrschablone zu erkennen, wo die Bohrpfähle gesetzt werden. Zurzeit stehen mehrere Bohrtürme an der Bahnlinie in Höhe Westicker Straße/Südkamener Straße. © Deutsche Bahn
Bahnverkehr nicht nur zwischen 9. und 26. Oktober eingestellt
Doch weder Landeplatz noch Ölfeld: Tatsächlich startet die Deutsche Bahn mit dem Bau eines sogenannten Trogbauwerks, einer Unterführung für die Südkamener Spange (K40n). Ab 2023 rollt der Verkehr über diese neue Trasse zwischen Westicker Straße und Dortmunder Allee – dabei geht es dann unter den Schienen her.
Für die Bauarbeiten stellt die Bahn auf der Strecke zwischen Dortmund und Hamm vom 9. bis 26. Oktober den Betrieb ein. Eine zweite Sperrung steht jetzt ebenso fest: Sie dauert vier Tage – über das Wochenende 27. bis 30. November – wieder betroffen sind die Bahnhöfe Nordbögge, Kamen, Methler und in Dortmund die Haltepunkte Kurl und Scharnhorst. Dann fahren Busse statt Bahnen. 20.000 Fahrgäste, die die Strecke an normalen Tagen nutzen, müssen umsteigen.

Zurzeit werden 250 Bohrpfähle gesetzt, die eine wasserdichte Baugrube bilden. 60 weitere Pfähle kommen in den Boden unter dem Gleisbereich, wenn die Bahnstrecke Dortmund-Hamm vom 9. bis 26. Oktober gesperrt ist. © Stefan Milk
Über 7000 Kubikmeter Beton für über 300 Bohrpfähle
Trogbauwerke, die unter Bahnstrecken herführen, kennt man beispielsweise von den benachbarten Unterführungen am Roggenkamp und Königstraße in Westick. Das sich jetzt an der Südkamener Straße im Bau befindliche Objekt ist bedeutend größer – es hat eine Länge von 300 Metern.
Der dort hohe Hochwasserstand wurde während der Planung zum Problem und Kostentreiber. Kostspielige Lösung, um für eine wasserdichte Baugrube zu sorgen: Ca. 310 Bohrpfähle, 16 bis 20 Meter lang, 250 davon außerhalb und 60 innerhalb des Gleisbereichs. „Dabei werden für jeden Pfahl rund 23 Kubikmeter Beton benötigt, das heißt: In Summe werden mehr als 7000 Kubikmeter Beton verbaut“, erläutert Stefan Deffner, Sprecher der Deutschen Bahn in Düsseldorf. Investitionsvolumen allein für den Bau der Eisenbahnüberführung: Rund 19 Millionen Euro.

Ab dem Jahr 2023 werden Lastwagen, Autos und Radfahrer an dieser Stelle unter diesen Gleisen hergeführt. Die Gesamtkosten für die Unterführung und die Straße belaufen sich auf ca. 34 Millionen Euro. © Stefan Milk
Weitere Sperrpause für Ende November angemeldet
Die Bauarbeiten nehmen nach der Sperrpause weiter Fahrt auf. Sie münden in der zweiten Sperrpause vom 27. bis 30. November. „Dann werden die Hilfsbrücken eingebaut, damit die Züge auch während der gesamten Bauausführung weiterhin fahren können“, berichtet Deffner. Anschließend werden 500 Tonnen Schotter und 240 Meter neue Schienen verlegt.
Der Einschub der neben den Gleisen erstellten Eisenbahnüberführung ist erst für den Oktober kommenden Jahres geplant. Anschließend beginnt der Kreis Unna mit dem Straßenbau, zu dem zwei Kreisverkehre an der Westicker Straße und der Dortmunder Allee gehören. Sollten diese Arbeiten planmäßig voranschreiten, so Deffner, könne die Deutsche Bahn den Bahnübergang an der Südkamener Straße voraussichtlich im Sommer 2023 endgültig außer Betrieb nehmen.
Fertigstellung 41 Jahre nach Planungsbeginn
Das wäre dann etwa 41 Jahre nach der ersten Planung des Verkehrsprojekts, das immer wieder aufgeschoben wurde – das übertrifft Projekte wie die Elbphilharmonie oder den Berliner Flughafen.
Die Dauerplanung hat bereits im Jahr 1982 ihren Anfang genommen. Bis zum Jahresbeginn hatte es noch Zweifel an dem Projekt gegeben. Vor allem durch die Kostenexplosion auf jetzt ca. 34 Millionen Euro. Damit hat sich die ursprüngliche Schätzung von 13 Millionen Euro nahezu verdreifacht. Im Jahr 2015 waren zwischenzeitlich ca. 20 Millionen Euro kalkuliert worden.
Der Eigenanteil des Kreises Unna, der bei Planungsbeginn bei 2,5 Millionen Euro lag, beträgt nun etwa acht Millionen Euro. Den Löwenanteil von ca. 26 Millionen Euro teilen sich Bund, Land und die Netz AG der Deutschen Bahn.
Jahrgang 1968, aufgewachsen in mehreren Heimaten in der Spannbreite zwischen Nettelkamp (290 Einwohner) und Berlin (3,5 Mio. Einwohner). Mit 15 Jahren erste Texte für den Lokalsport, noch vor dem Führerschein-Alter ab 1985 als freier Mitarbeiter radelnd unterwegs für Holzwickede, Fröndenberg und Unna. Ab 1990 Volontariat, dann Redakteur der Mantelredaktion und nebenbei Studium der Journalistik in Dortmund. Seit 2001 in Kamen. Immer im Such- und Erzählmodus für spannende Geschichten.
