Kein Public Viewing in der City „Ich halte das für eine Fehleinschätzung“

Kein Public Viewing: „Ich halte das für eine Fehleinschätzung“
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Dortmunds Wirte zwischen Vorfreude und Verärgerung: Am Alten Markt dürfen die Gastronomen keine TV-Bilder vom letzten Saisonspiel von Borussia Dortmund zeigen - der Partie, in der BVB den neunten Meistertitel klarmachen kann. Zugleich verkündete Oberbürgermeister Thomas Westphal, dass es zum Liga-Finale kein Public Viewing in der City gebe. Den Schwarzen Peter schob er Sky zu - garniert mit der Aufforderung: „Es muss niemand in die Stadt kommen. Da findet am Samstag nichts Besonderes statt.“

Ein harter Schlag für einen Innenstadtwirt, der davon lebt, dass die Leute zu ihm in die City kommen. Der Hauptanziehungspunkt an Bundesliga-Spieltagen ist der Alte Markt. Hier hoffen sie auf Gäste-Fans, die weiterziehen, Heim-Fans, die schon zu den Amateuren gehen, und Fußball-Fans, die bis zum Ende bleiben. Wir haben uns in Gastro-Betrieben am Alten Markt umgehört.

„Der Alte Markt ist ja nun mal der ,celebration point‘, der Hauptanziehungspunkt in der Stadt – bei Bundesliga-Spieltagen sowieso. Das heißt: Es wird voll. Ich halte die Auffassung: ,Wenn wir in der City keine Veranstaltung machen, kommt auch keiner in die City‘ für eine Fehleinschätzung“, sagt Jörg Kemper, Betriebsleiter vom „Wenkers“. „Das ein Public Viewing an Sky scheitert, finde ich schade und für die Fans wirklich tragisch. Ich seh‘ schon Passanten mit der Sky go App hier in der City auf der Bank sitzen. Aber bei den TV-Rechten ist Sky einfach allmächtig“, führt Kemper weiter aus.

„Mehr Attraktivität“

„Ein Public Viewing wäre toll für alle Fußball-Fans gewesen – und hätte sicher auch zur Attraktivitätssteigerung der Stadt beigetragen“, sagt Janina Ludwig vom Thier-Restaurant „Zum Alten Markt“. Für sie ist es die erste mögliche Meisterschaft an diesem traditionsreichen Ort, „ich habe die Gastwirtschaft 2020 von meiner Tante und meinem Onkel übernommen“. Den Trubel von 2011, als hier die Schirme brannten, kennt sie von Hörensagen, genauso wie Final-Tage, an denen der Alte Markt so leer war, dass das Personal Fußball spielen konnte.

Auch aus dem Kronen-Restaurant „Markt 13“ kommt Zuspruch für die Fans: „Ich hab ja echt keine Ahnung von Fußball, aber beim Public Viewing war ich immer ganz gerne – egal ob WM oder BVB“, sagte eine Bedienung. Ihre Kollegin aus dem „60 Seconds to Napoli“ gönnt dem BVB den Titel von Herzen: „Ich war neun Jahre alt, als sie das letzte Mal Meister wurden.“

Der Pay-TV-Sender Sky hatte zum Thema Public Viewing erklärt, auch die Interessen der Gastronomen zu schützen, die ja ihre Abonnenten sind. Die Wirte am Alten Markt sind da in der Zwickmühle - zum einen hätten sie damit das Monopol über die Bilder, zum anderen gibt es berechtigte Sicherheitsinteressen der Behörden.

„Dass wir die Fernseher draußen dieses Mal abbauen und nur drinnen zeigen, ist für mich okay. Die Übertragung draußen war durch die Stadt nur geduldet, dass wir da für kommenden Samstag keine Genehmigung bekommen, war klar“, sagt Peter Kemper vom „Wenkers“. „Aber ich fürchte, ich werde am Samstag in viele enttäuschte Gesichter blicken, wenn sie feststellen, dass keine Fernseher draußen stehen. Wichtig ist, dass sich so unschöne Szenen wie bei der spontanen Meisterfeier 2011 vermeiden lassen. Da blieb ein Löschzug, der einen Schwelbrand in einem Keller löschen sollte, lange in der Menge stecken.“

Neben „Zum Alten Markt“ und „Wenkers“ gibt es eine dritte Location mit Sky-Lizenz am Alten Markt: das „Maximilian“. „In Absprache mit der Stadt haben wir auf die Übertragung draußen verzichtet“, erklärt Betriebsleiter Oliver Seebacher. „Und was die Tatsache, dass kein Public Viewing stattfindet, angeht: Wir haben ja hier einen Sky Vertrag.“

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