„Kein Kulturgedöns im Ruhrgebiet“ Dortmunder „Pannekopp“-Orden geht 2023 an Claudia Roth

Von Jule Hoffmann
Claudia Roth erhält Pannekopp-Orden des „Geierabends“
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Die 30. Session des „Geierabends“ ist vorbei. Der Dortmunder Alternativkarneval auf Zeche Zollern hat klassisch mit der Verleihung des „Pannekopp-Ordens“ sein Ende gefunden. Am Dienstagabend (21.2.) wurde der Anti-Orden für „besondere“ Verdienste verliehen.

Der 28 Kilogramm schwere Rostklumpen ist der schwerste Karnevalsorden der Welt. Neben dem Publikums-Voting gibt es auch ein Online-Voting. Zur Wahl stehen Vereine oder Personen. Sie haben sich entweder negativ über das Ruhrgebiet geäußert oder für schlechte Schlagzeilen aus dem Ruhrgebiet gesorgt. Abgeholt wurde der Orden in den letzten zwei Jahrzehnten noch nie.

Viele Preisträger

Der Anti-Orden wird seit 2003 verliehen. Dementsprechend lang ist die Liste der Preisträger. Der letzte Gewinner war der Schalker Ehrenrat. 2020 wurde er wegen dem „unglaublichen Umgang und die windelweiche Begründung der Softie-Strafe“ gekürt. Grund waren rassistische Äußerungen vom damaligen S04-Vorstandsvorsitzenden Clemens Tönnies im Sommer 2019.

Der Orden "Pannekopp des Jahres" wurde auch in der 30. Session wieder für „besondere“ Verdienste ums Ruhrgebiet verliehen.
Der Orden "Pannekopp des Jahres" wurde auch in der 30. Session wieder für „besondere“ Verdienste ums Ruhrgebiet verliehen. © Archiv

Die Wahl 2023

Zur Wahl standen in diesem Jahr die Kaulitz-Zwillinge und die Grüne Claudia Roth, Staatsministerin für Kultur und Medien.

Bill und Tom Kaulitz schafften es wegen ihrer seltsamen Architekturkritik für Dortmund in die Auswahl. „Ich glaube man kann auch offen zugeben, dass Dortmund jetzt nicht die schönste Stadt ist. Also jetzt mal rein architektonisch betrachtet“, gaben die beiden in ihrem gemeinsamen Podcast bekannt.

Eindeutiger Sieger

Eindeutiger Sieger des Pannekopp-Ordens ist aber Claudia Roth. Sowohl in den Publikums-Votings als auch Online lag sie immer vorne. Der Anti-Orden wurde ihr für die Aussage verliehen: „Kein Kulturgedöns im Revier!“

Gemeint ist damit das Bundesinstitut für Fotografie. Der neue Standort wird entgegen dem Votum einer Expertenjury und einer Machbarkeitsstudie nicht in Essen sein, sondern in Düsseldorf.

Geierabend-Gastgeber Steiger Martin Kaysh findet, die Bundesministerin begebe sich auf die Spuren von Kaiser Wilhelm: „Der wollte im Ruhrgebiet keine Kasernen und keine Universitäten. Claudia Roth vollendet diesen alten preußischen Dreisatz jetzt mit dem Verzicht auf Bundesinstitute.“

So war „Geierabend 2023“

Unter dem Motto „Den ham wa uns verdient“ stand der Alternativkarneval in diesem Jahr. Die 28 Vorstellungen besuchten über 8.000 Zuschauer. Das entspricht einer Auslastung von rund 89 Prozent, heißt es in einer Mitteilung der Veranstalter.

Unter den elf Kabarettisten und Musikern fanden sich in diesem Jahr vier neue Gesichter. Laut Schauspielerin Sandra Schmitz sei dies ein gewagter Schritt gewesen, „weil er gleichzeitig den Abschied von liebgewonnenen Figuren und Ritualen bedeutet“. Das Publikum habe die Veränderung „nahezu enthusiastisch“ getragen.

Die diesjährige Spielzeit von Geierabend ging vom 05. Januar bis zum 21. Februar 2023.
Die diesjährige Spielzeit von Geierabend ging vom 5. Januar bis zum 21. Februar 2023. © Ekkehart Bussenius/Tania Reinick

Junges Team

Hinter den elf Kabarettisten auf der Bühne steht ein Kreativ-Team, ohne das die Produktion nicht möglich wäre. Zum Team gehören unter anderem heimische Komponisten wie Boris Gott oder David Finke. Und die „Bastelgruppe“, wie Regisseur Joey Gerome Porner die Gruppe gerne nennt. Die jungen Designer sind für Kostüme, die Bühne und die Ausstattung zuständig.

Nach einer glücklichen Rückkehr nach der Corona-Pandemie blicken die Geierabendmacher optimistisch in die Zukunft. Alle Fans können sich den 28. Dezember 2023 als Premierentermin für die nächste Session im Kalender notieren.

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