Es ist Dienstagmittag (22.10.2024). Zwei Frauen schieben mit Einkaufswagen durch die Kühlabteilung. Eine Tiefkühlvitrine für Pizzen der Eigenmarke ist leer. „Mann, ich hab es so satt“, sagt eine der Beiden. „Jetzt muss ich die teuren Markendinger kaufen.“ Es ist nicht der einzige leere Tiefkühlschrank. Ein ganzer Block aus Vitrinen und darunter befindlichen Truhen ist augenscheinlich abgeschaltet.
Das ist, schaut man um die Ecke, wohl noch das geringste Problem. Eine Reinigungskraft zieht vor der Truhe ein breites, wohl durchnässtes schwarz-gelbes Klebevlies vom Boden ab und ersetzt es durch einen neuen, gut zwei Meter langen Streifen. Die Truhe darüber steht offen.
Die Schiebedeckel lassen sich offensichtlich nicht mehr schießen. Hier wachsen Eisberge zwischen TK-Käse-Sahnetorte, Schwarzwälder Kirsch-Torte und Mandel-Bienenstich. Vereist sind die Edelstahleinfassungen der Vitrinentüren. An deren Glas perlt Kondenswasser. Gegenüber wächst waagerecht ein dicker Eiszapfen zwischen den Gemüsetüten.
Problem mit Tiefkühl-Geräten
Viel los ist in der großen Abteilung gerade nicht. Einzelne Kunden stehen unsicher und stirnrunzelnd vor den Gefrierelementen. Andere biegen schon am Ende der Molkerei-Abteilung ab, womöglich weil sie sehen, dass hier etwas nicht stimmt. Und das nicht nur an einem einzelnen Schrank oder Truhe.
Hat die Kaufland-Filiale an der Heimbrügge in Dortmund-Mengede in der Abteilung Tiefkühlkost ein Problem? Eine Kundin hat am Montag in einer örtlichen Facebook-Gruppe darauf hingewiesen und eigener Aussage nach die Lebensmittelkontrolle der Stadt Dortmund informiert.

„Ist ja ekelhaft“, kommentiert ein Gruppenmitglied. Eine andere Userin schreibt: „Traurig, dass das so aussehen muss.“ In einem weiteren Kommentar unter dem Post heißt es, das Problem habe es genau so auch bereits am Samstag gegeben. Und auch schon im Februar 2024 führten Kunden eine Diskussion über Kondenswasser und Vereisung in den Tiefkühlregalen.

An diesem Dienstagmittag hat sich unsere Redaktion in der Tiefkühlabteilung umgesehen. Und nicht nur dort. Auch in der SB-Fleischabteilung. Dort perlt an einigen Kühlschränken ebenfalls Kondenswasser. In einem Element für Schweinefleisch sind noch ganz andere Spuren sichtbar.
Der Schweinenacken ist zwar in einer Kunststoffschale eingeschweißt. Direkt daneben ist das rote Blech jedoch voller braun-schwarzer Flecken. Egal ob es Kleber der Etikettierung, aus Fleisch und Verpackung ausgetretenes Wasser, Schimmel oder Rost sind: Die am Montag von der Kundin fotografierten Flecken sind auch am Dienstag noch da. „Ekelig“, murmelt eine Frau beim Blick in die Auslage.

Ein Paar aus Westerfilde zeigt sich vor dem Eingang einigermaßen ratlos. „Nein, in der Tiefkühlabteilung waren wir nicht“, sagt der Mann. „Viele Regale sind leer. Die machen hier wohl nichts mehr, bevor sie schließen.“ Das hat Kaufland zumindest im April 2024 noch bestritten, als das Unternehmen in der Mengeder Filiale die Bedientheke für Käse und Wurst geschlossen hat.
Bedientheke aufgegeben
Auf eine Anfrage unserer Redaktion erklärte seinerzeit die Kaufland-Pressestelle, dass weder Personalknappheit noch die Aufgabe des Standortes Ende März 2025 Grund für das Ende der Bedientheke seien. „Hintergrund ist, dass unsere Kunden in Mengede Wurst und Käse bevorzugt in Selbstbedienung kaufen“, schrieb Alisa Götzinger von der Unternehmenskommunikation.
Die Lebensmittelkontrolle des Dortmunder Ordnungsamtes hat auf den aktuellen Hinweis der Kundin unmittelbar reagiert. „Aufgrund dieser Beschwerde erfolgte noch heute eine Kontrolle der Lebensmittelüberwachung vor Ort. Alle Tiefkühltruhen wurden überprüft – sie hielten die vorgeschriebenen Temperaturen von mindestens -18 Grad ein“, schreibt Stadtsprecher Christian Stein am Dienstagnachmittag.

„Der Kontrolleur stellte aber fest, dass die Optik der Tiefkühltruhen nicht ansprechend war und dementsprechend bei Verbraucher*innen Verstöße vermuten lassen kann“, so der Stadtsprecher. „Weil keine Verstöße festgestellt wurden, gibt es keine Konsequenzen.“
Die Lebensmittelüberwachung habe den Supermarkt zuletzt im August 2024 kontrolliert – ebenfalls wegen einer Beschwerde zu den Tiefkühltruhen. Stadtsprecher Christian Stein: „Auch hier waren bei einer Kontrolle vor Ort keine Verstöße festzustellen.“
Die Kaufland-Pressestelle erklärt auf unsere Anfrage am späten Dienstagnachmittag, Lebensmittelsicherheit und der einwandfreie hygienische Umgang mit den Produkten habe für das Unternehmen oberste Priorität.
„Wir wissen, dass einzelne Kühlschränke derzeit nicht funktionsfähig sind“, schreibt Alisa Götzinger von der Unternehmenskommunikation. „Diese sind daher auch nicht mit Ware befüllt. Alle übrigen Kühlmöbel sind funktionsfähig, die vorgeschriebene Temperatur wird selbstverständlich eingehalten.“
Die Kühlmöbel seien in jüngster Vergangenheit nicht erneuert worden, erklärt die Unternehmenssprecherin und dankt für den Hinweis, den Kaufland „sehr ernst“ nehme. Alisa Götzinger versichert: „Selbstverständlich werden alle unsere Kühlmöbel regelmäßig gereinigt.“