Die kleine Nicol hat viele Mütter. Mal ist sie bei Ludmilla auf dem Arm, mal spielt Daria mit ihr, manchmal will sie aber auch einfach zu Mama auf den Arm. Als Nicol acht Monate alt war, ist Katia (21) mit ihr aus der Chersoner Region geflohen. Über die Krim nach Russland, irgendwann landeten sie in Litauen, von wo aus es nach Polen und schließlich in die Westukraine ging.
Wo der Vater von Nicol ist? „Darüber kann ich nicht reden“, sagt Katia und kämpft schon wieder mit den Tränen. Lange hatte sie die Hoffnung, nach Cherson zurückkehren zu können. Doch nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms ist auch dieser Traum zerstört: Ihr altes Haus steht unter Wasser.
Nicol bemerkte den Krieg
Heute leben die beiden in Schytomyr, in einer Unterkunft für Binnenflüchtlinge. Nicol ist inzwischen 18 Monate alt, fröhlich rennt sie zwischen den Bewohnern der Unterkunft hin und her – vier Familien teilen sich die Wohnung. Hier finden sie alles, was sie brauchen – inklusive eines großen Gartens und einer Spielecke für Kinder.
Anders als die anderen Bewohner der Unterkunft hat Nicol nicht diesen Ausdruck in den Augen – der Ausdruck, der nur andeutet, was diese Menschen gesehen haben. Doch auch Nicol hat den Krieg bemerkt: Irgendwann fing sie an zu weinen, wenn sie Bomben hörte.
Sie und ihre Mutter blicken in eine ungewisse Zukunft. Doch eine Sache ist für Katia sicher: Die Ukraine wird gewinnen.
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