Das Unternehmen, das Karstadt retten will, hat seinen Sitz in einem schicken Wohnhaus mit großer Terrasse am Heliosweg 53 in Aplerbeck. Es ist der Firmensitz der TEH Textilhandel GmbH. Gegründet hat sie im vergangenen Jahr der Dortmunder Modeunternehmer Friedrich-Wilhelm Göbel.
Bis 2021 war er Chef des Hagener Modehauses Sinn, heute betreibt er mit der Textilhandel GmbH die Modekette „Aachener“ mit sieben Filialen, seit wenigen Wochen ist er als Karstadt-Retter bundesweit in den Schlagzeilen - und seit Dienstag (28.3.) steht er in Hagen vor Gericht.
Der Vorwurf: falsche eidesstattliche Versicherung im Jahr 2020. Das erklärte Christian Dembowski, Sprecher des Amtsgerichts Hagen, auf Anfrage unserer Redaktion. Gegenüber dem Gerichtsvollzieher soll Göbel bei seinem Einkommen 1000 Euro zu wenig angegeben haben. Außerdem soll er verneint haben, seiner Ehefrau 2018 eine Villa in Kitzbühel für 4,7 Millionen Euro überschrieben zu haben.
Der Termin am Dienstag platzte allerdings, weil Göbels Anwalt nicht erschienen war. Der Modeunternehmer konnte den Gerichtssaal also schnell wieder verlassen. „In den nächsten Wochen wird es aber einen neuen Termin geben“, so Gerichtssprecher Dembowski. Das Strafmaß, das Friedrich-Wilhelm Göbel drohe, könne eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder eine Geldstrafe sein.
Strafverfahren in Dortmund
Auch in Dortmund ist noch ein Strafverfahren gegen den Manager offen. Das bestätigte Henner Kruse, der Sprecher der Staatsanwaltschaft, auf Anfrage. Auch dabei gehe es um falsche Angaben. Wie Kruse sagte, soll Göbel 2021 gegen das GmbH-Gesetz verstoßen und gegenüber der Justiz nicht gesagt haben, dass er bereits in München schon mal „wegen vorsätzlicher Insolvenzverschleppung verurteilt“ worden war.
Für unsere Redaktion war Friedrich-Wilhelm Göbel am Mittwoch (29.3.) bis zur Fertigstellung dieses Berichts um 18 Uhr weder telefonisch noch per Mail zu erreichen.
Ungeachtet der gerichtlichen Dinge will Friedrich-Wilhelm Göbel 10 bis 25 Filialen von Karstadt/Kaufhof in Deutschland übernehmen. Auch für Karstadt in Dortmund hat er Pläne, wenn das Haus im nächsten Jahr wirklich schließen sollte. Gegenüber unserer Redaktion sagte er bereits: „Wir haben großes Interesse an einer Nachfolgenutzung, sollte Galeria das Haus tatsächlich schließen und uns die Immobilie zu marktüblichen Konditionen zur Verfügung gestellt werden.“
Der ehemalige Banker zeigte sich überzeugt von der Zukunft eines Warenhauses in Form eines Fast-Vollsortimenters. Sein Label „Aachener“ konzentriert sich bisher auf Mode. Bei einem Einzug ins Karstadt-Haus würde er die Marke aber gerne ausbauen und neben Damen-, Herren- und Kindermode auch Schuhe, Accessoires sowie Sport- und Beauty-Artikel anbieten.
Das Branchen-Fachblatt Textilwirtschaft beschreibt ihn als jemand, der knallhart die Kosten drückt und immer wieder unkonventionelle Ideen hat. Damit war er in der Vergangenheit nicht immer erfolgreich, sondern es gab auch Insolvenzen.
Das Firmen-Infoportal NorthData spuckt zum Beispiel die Sweets Project Verkaufsgesellschaft mbH aus. Da wurde Göbel 2012 Geschäftsführer und war damit auch Geschäftsführer der Süßigkeitenfabrik van Netten in Brackel. Sein Vorhaben, das Traditionsunternehmen zu sanieren, ging nicht auf. Auch seine 2015 in Kitzbühel gegründete Unternehmensberatung Strategic Retail Consulting GmbH ging 2019 in die Insolvenz.
Von der Ex-Frau entlassen
Von 2001 bis zur Insolvenz 2015 war Göbel Vorstand der von ihm gegründeten Investmentbank Viscardi AG in München. Danach begannen dann das Kapitel Sinn und ein öffentlichkeitswirksam geführter Rosenkrieg. Laut dem Wirtschaftsportal „Businessinsider.de“ übernahm Göbel 2014 die Geschäftsführung der Mode-Kaufhauskette Sinn GmbH, ehemals Sinn Leffers, in Hagen. Im August 2021 sei Göbel dem Wirtschaftsportal zufolge allerdings entlassen worden - von seiner Ex-Frau Isabelle Göbel. Von ihr habe er sich laut „Manager Magazin“-Informationen drei Jahre zuvor getrennt.

Beirren lässt sich der Finanzexperte und Unternehmer von all den Rückschlägen nicht. 2022 eröffnete er in Göppingen die erste Filiale seiner Modekette Aachener. Heute gibt es sieben Filialen und allesamt sind es Übernahmen bereits bestehender Modehäuser.
Auch die laufenden Strafverfahren glaubt Göbel, abschütteln zu können. Das Strafverfahren wegen falscher Versicherung an Eides Statt in Hagen beispielsweise, so sagte er der WAZ, resultiere aus einer „uralten Geschichte“ und habe nichts mit seiner unternehmerischen Tätigkeit zu tun. „Es ist eine Auseinandersetzung, die ich seit 2008 mit einem ehemaligen Geschäftspartner führe. Es ist extrem ärgerlich für mich und hat mich schon sehr viel Geld gekostet“, zitiert ihn die WAZ.
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