Karstadt in der Krise Gibt es Hoffnung für das Haus in Dortmund? Experte schätzt Lage ein

Gibt es Hoffnung für Karstadt in Dortmund? Experte schätzt Lage ein
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Der große Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof hat Ende Oktober erneut ein Schutzschirmverfahren beantragt – zum zweiten Mal innerhalb von weniger als zwei Jahren. Unternehmenschef Miguel Müllenbach kündigte in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ an, über 40 der verbliebenen 131 Kaufhäuser schließen zu wollen.

Bereits beim Schutzschirmverfahren im Jahr 2020 hatten das Karstadt-Haupthaus, das Sporthaus am Alten Markt sowie der Kaufhof auf der Schließungsliste gestanden. Unter anderem nach Demos und Unterschriftenaktionen hatte am Ende nur der Kaufhof seine Türen schließen müssen.

Doch ist die Karstadt-Filiale am Westenhellweg erneut in Gefahr? Welche Häuser schließen werden, steht noch nicht fest. Im Laufe des Januars 2023 soll es eine Entscheidung geben, welche Häuser schließen müssen.

Doch wie ist die aktuelle Situation des angeschlagenen Warenhauskonzerns einzuschätzen? Welche Fehler wurden in der Vergangenheit gemacht? Und welche Rolle nimmt der Standort Dortmund ein?

Branche im Endspiel

„Die Warenhausbranche ist im Endspiel“, sagt Prof. Dr. Axel Faix, Wirtschaftsexperte der FH Dortmund. Er ist dort Lehrender am Fachbereich Wirtschaft. Die Branche allgemein schrumpfe, die Energiekrise und die hohe Inflation seien Gründe für eine schwierige Ausgangslage.

Er sei allerdings überrascht, mit welcher Geschwindigkeit das Geld beim Konzern offenbar droht auszugehen – zweimal gab es ja bereits Geld. „Der Konzern steht – zumindest knapp – mit dem Rücken an der Wand.“

Die Beantragung des Schutzschirms ist für Faix das, was Karstadt kurzfristig übrig geblieben sei. Ein Hauptmotiv, so vorzugehen, sei laut dem Experten zum einen der Faktor Ruhe, zum anderen eine mögliche Schuldenbefreiung, um den neu eingeschlagenen Weg weiterzugehen und ein Sanierungskonzept zu entwerfen. 2020 wurden dem Unternehmen Schulden in Höhe von zwei Milliarden Euro erlassen.

Dabei habe ihm die von Galeria angepeilte Umorientierung eigentlich gefallen. Diese sieht laut des Experten drei verschiedene Typen von Kaufhäusern vor: ein Weltstadthaus, ein lokales Forum und einen regionalen Magneten.

Dortmund als regionaler Magnet?

„Die Idee vom regionalen Magneten passt gut zu Dortmund“, sagt Faix. Dabei gehe es unter anderem darum, Leute aus anderen Städten anzuziehen. Ein Vorteil des Dortmunder Standorts: die zentrale Lage mitten in der City – durch Corona sei allerdings die Besucherfrequenz gesunken. Aktuell sei das Dortmunder Kaufhaus für den Experten jedoch nicht als ein solcher regionaler Magnet erkennbar.

Eine weitere Perspektive für Dortmund: Die Suche nach einem Wettbewerbsvorteil. Dieser sei bei Warenhäusern generell und speziell für Dortmund aber schwieriger zu finden. Man müsse sich fragen, was der Grund sei, speziell zum Kaufhaus nach Dortmund zu fahren – vor allem Online-Händler seien auf dem Durchmarsch. Die konkreten Pläne für diesen Standort sind dem Experten nicht bekannt.

Ein großes Problem sieht der Experte darin, dass Galeria Kaufhof Karstadt nicht wirklich in den Köpfen der Menschen verankert ist. Suche man gezielt nach bestimmten Produkten, komme vor allem jungen Menschen eben nicht als erstes Karstadt in den Sinn, sondern eher andere Händler wie beispielsweise Amazon.

Mehrere Versäumnisse

Laut Faix habe der Konzern in den vergangenen Jahren mehrere Dinge versäumt: die Überarbeitung der Standorte und die Neuorientierung der Marke, aber auch die Anpassung des Sortiments sowie die Verzahnung von Online-Verkauf und dem Verkauf vor Ort. „Die Modernisierung und Anpassung ist in den vergangenen Jahren nicht mit der Energie betrieben worden, die notwendig gewesen wäre.“

Zum Abschluss gibt der Experte noch zu bedenken: „Was nützen die Innovationen und Veränderungen, wenn die Kunden sich nicht dafür interessieren, weil sie Galeria abgehakt haben?“

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