Betriebswirtschaftler Prof. Dr. Axel Faix: „Die Häuser haben Potenzial für ungefähr zehn Jahre.“ © FH Dortmund
Aus für Karstadt/Kaufhof
Karstadt Kaufhof: Experte sieht in Dortmund Potenzial für 10 gute Jahre
Müssen alle drei Häuser von Galeria Karstadt Kaufhof aus Kostengründen tatsächlich geschlossen werden? Führt kein Weg daran vorbei? Doch, sagt ein Dortmunder Experte – unter Voraussetzungen.
Prof. Dr. Axel Faix unterrichtet Betriebswirtschaftslehre und Unternehmensführung an der Dortmunder Fachhochschule. Er gilt als profunder Kenner der Handelsszene und beobachtet seit Jahren die Umbrüche in der Branche.
„Wir erleben zurzeit das Endspiel“, sagt Faix. Etliche Namen (Hertie, Horten) seien bereits verschwunden. „Auf Sicht wird es die Warenhäuser, wie wir sie heute kennen, nicht mehr geben“, schätzt Faix. „Da werden vielleicht noch Spurenelemente übrig bleiben, viel mehr nicht.“
Die vergangenen Jahre hätten gezeigt, dass der Markt für Warenhäuser traditioneller Art kleiner geworden sei. Immer mehr Akteure zögen sich zurück. Und diejenigen, die ihre Türen offen lassen, schlössen sich zusammen.
Man müsse sich vor Augen halten, dass Warenhäuser nur noch ein Prozent am gesamten Umsatz im deutschen Einzelhandel hielten. „Es gehen immer weniger Menschen hinein“, sagt Faix. Der Gewinner dieser Entwicklung sei das Internet: Online-Shopping.
"Galeria Karstadt Kaufhof muss die Hausaufgaben machen"
Seiner Einschätzung zufolge seien die Ankündigungen zur Schließung aller drei Häuser „ernst zu nehmen.“ Natürlich gehe es zurzeit darum, die Mieten herunterzuhandeln und Kosten zu senken. Das Totenglöckchen läuten aber möchte der Experte dennoch nicht.
Er habe zwar keinen Einblick in die Umsatzzahlen, sagt Faix. „Ich gehe aber davon aus, dass alle drei Häuser für einen Zeitraum von etwa zehn Jahren durchaus wirtschaftlich zu betreiben sind.“
Die Häuser hätten allesamt eine gute Lage mit eigentlich starken Frequenzbringern. „Allerdings müssen auch die Hausaufgaben erledigt werden“, findet Faix.
Karstadt und Kaufhof benötigten eine klare Positionierung. Die vermisst der Betriebswirtschafts-Experte. Welche Zielgruppe soll eigentlich angesprochen werden? Wie lässt sich der Online-Auftritt so gestalten, dass Kunden nicht nur im Netz kaufen, sondern neugierig werden und ins Geschäft kommen?
Und das sind nur einige der Fragen, die Faix aufwirft. Zudem müsse sich Karstadt/Kaufhof überlegen, welche Service-Angebote den Interessenten gemacht werden sollen.
Sortimente sollten gesichtet und entrümpelt werden
Ein weiteres Augenmerk legt Faix auf die Sortimentsangebote. „Es gibt einen sehr großen, breiten Mix“, stellt der Betriebswirtschaftler fest. Er empfiehlt, das Sortiment zu verkleinern und in Teilen zu spezialisieren. „Es muss viel stärker zielgerichtet auf die Bedürfnisse der Kunden ausgerichtet werden.“
Darüber hinaus sieht er nach wie vor Möglichkeiten, einzelne Angebote innerhalb eines Hauses zu bündeln. „Warum hält Kaufhof am Westenhellweg beispielsweise ein Sportsortiment vor, wenn es das Karstadt-Sporthaus am Alten Markt gibt?“
Faix legt ein weiteres Argument auf den Tisch, warum die Häuser seiner Meinung nach für weitere zehn Jahre wirtschaftlich zu betreiben sind – und das klingt verblüffend einfach: Karstadt und Kaufhof seien schlicht und ergreifend die letzten großen Akteure am deutschen Warenhausmarkt.
„Sie haben, was ihre Größe betrifft, quasi keine Konkurrenz mehr.“ Früher habe es geheißen, ,Der frühe Vogel fängt den Wurm', zitiert Faix. Damit sei es vorbei. „Inzwischen gilt der Slogan, ,Der letzte Eismann macht das Geschäft'“.
"Der Konzern kündigt Städten die Partnerschaft auf"
Irritiert zeigt sich der Experte über den Umgang von Galeria Karstadt Kaufhof mit den Städten. Auch Dortmund sei in Fragen der Standortentwicklung jahrelang als „Partner“ betrachtet worden. „Offenbar wird diese Partnerschaft gerade aufgekündigt“, bedauert Faix. Man könne fast schon „von einem aggressiven Schritt“ sprechen.
Verstehen kann er das nicht: „Als Investor kann ich meine Ziele nur im Einvernehmen mit der Stadt erreichen“, sagt Faix. Das müsse eigentlich auch Karststadt- und Kaufhof-Eigentümer Rene Benko bewusst sein.
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