Karstadt in Dortmund gerettet Aber viele Fragen sind noch offen

„Die Arbeit beginnt jetzt erst“: Freude über Karstadt-Rettung – und offene Fragen
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Die Erleichterung war bei allen spürbar. „Das ist ein Tag der Freude“, sagte Oberbürgermeister Thomas Westphal am Freitag (26.5.) bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz der Stadt. Am Vortag war bekannt geworden, dass das Galeria Karstadt-Haus in Dortmund nicht wie zuletzt angekündigt Ende Januar 2024 schließen soll. „Das ist gut für uns und gut für Dortmund“, sagte Galeria Karstadt-Betriebsrat Joffrey Kallweit.

Grundlage für die Rettung sind offenbar günstigere Mietkonditionen, die zwischen dem Eigentümer des traditionsreichen Kaufhauses zwischen Westenhellweg und Hansaplatz und dem angeschlagenen Galerie Karstadt Kaufhof-Konzern ausgehandelt wurden. Westphal sieht sich damit in seinem Optimismus bestätigt: „Ich habe immer gesagt: Solange die Verhandlungspartner miteinander reden, ist noch nichts beschlossen.“

Nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens für den gesamten Kaufhaus-Konzern im November 2022 war Mitte März 2023 verkündet worden, dass neben vielen anderen Kaufhäusern in Deutschland auch Karstadt Dortmund Ende Januar 2024 schließen sollte. Im Nachgang zu dieser Ankündigung war es aber in mehreren Städten zu Bemühungen gekommen, die Häuser doch noch zu retten – oft durch das Aushandeln neuer Mietkonditionen. Das ist nun auch in Dortmund gelungen.

Einigkeit am Runden Tisch

Einen kleinen Beitrag zum Erfolg, so deutete Westphal an, könnte das gemeinsame Vorgehen aller Dortmunder Akteure geleistet haben, die sich seit November regelmäßig zu einem „Runden Tisch“ getroffen haben - von Wirtschaftsverbänden über Politik bis zum Karstadt-Betriebsrat.

Dieser „Runde Tisch“ werde sich trotz der guten Nachricht über den Erhalt des Kaufhauses nicht auflösen, kündigte der OB an. Denn - so drückte es der Cityring-Vorsitzende Tobias Heitmann aus - „die Arbeit beginnt jetzt erst“.

Arbeit bedeutet, dass ein Konzept gefunden werden muss, das dem Kaufhaus eine sichere Zukunft beschert. „Es kann eine Zukunft für Warenhäuser geben. Man muss dafür aber ein gutes Konzept haben“, sagte Thomas Schäfer vom Einzelhandeslverband. Die Galeria-Geschäftsführung sei jetzt gefordert, ein solches Warenhaus-Konzept vorzulegen, erklärte Westphal.

In welche Richtung das gehen müsste, deutete Betriebsrat Joffrey Kallweit an. „Es muss regionaler werden“, erklärte er. Die zentrale Steuerung des Konzerns für alle Häuser sei da oft hinderlich. Oft wüssten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am besten, was die Kunden wünschen, ergänzte sein Betriebsrats-Kollege Thomas Bader.

Oberbürgermeister Thomas Westphal freute sich mit den Vertretern der Gewerkschaft Verdi und des Galeria Karstadt-Betriebsrats über die angekündigte Rettung des Dortmunder Kaufhauses.
Oberbürgermeister Thomas Westphal freute sich mit den Vertretern der Gewerkschaft Verdi und des Galeria Karstadt-Betriebsrats über die angekündigte Rettung des Dortmunder Kaufhauses. © Meinders

Nötig sei auch eine gute und qualifizierte Beratung, sind sich die Beschäftigten-Vertreter einig. „Ich hoffe, dass die Unternehmensleitung nicht auf die Idee kommt, das Personal weiter auszudünnen“, erklärte Kallweit. „Wir waren zuletzt schon relativ schlank besetzt.“

Haus wird hochfahren

Sehr wahrscheinlich muss man sich jetzt sogar auf die Suche nach neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern machen. Denn der Großteil der Stammbelegschaft mit 160 Beschäftigten hat Ende April bereits die Kündigungen erhalten. Man gehe davon aus, dass diese jetzt zurückgenommen werden, erklärte Betriebsrat Thomas Bader. Etwa 30 Karstadt-Beschäftigte hätten aber schon neue Jobs gefunden.

„Das Haus muss jetzt wieder hochgefahren werden“, sagte Bader. Und es seien auch schon erste Umbau-Maßnahmen angekündigt, berichtete Joffrey Kallweit. Was sich genau verändern wird im großen Kaufhaus am Westenhellweg gehört zu den vielen offenen Fragen zur Karstadt-Zukunft.

Auch die Politik hat reagiert. Die CDU-Ratsfraktion mahnt ebenfalls Veränderungen und neue Konzepten an. Die Stadt solle sich in die Überlegungen zur Nutzung des Gebäudes einbringen. „Das Ziel aller Beteiligten muss ein langfristiger Erhalt des Hauses mit einem tragfähigen Konzept für die Zukunft sein“, erklärt CDU-Fraktionschef Dr. Jendrik Suck.

Die SPD-Ratsfraktion wünscht sich „ein Konzept, das die Beschäftigten im Haus mit einbezieht und die Bedürfnisse der Kundschaft ernst nimmt“. „Jetzt braucht es wesentliche Verbesserungen am Gesamtkonzept, damit wir nicht im nächsten Jahr am gleichen Punkt stehen“, meint die Dortmunder SPD-Bundestagsabgeordnete Sabine Poschmann. „Ein weiterer Poker auf dem Rücken der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wäre inakzeptabel.“

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