Einen Orden gab es dafür nicht. Aber die Ernennung zum Prinzenwagengestalter war für Dirk Hanné (65) aus Dortmund-Holzen, der auch in Schwerte bekannt ist wie ein bunter Hund, schon mehr als eine große Ehre.
Schließlich blicken beim Rosenmontagszug (3.3.) in Dortmund zigtausende Augenpaare auf sein Werk, mit dem die Dortmunder Prinzengarde durch die Straßen schunkelt. Im Verborgenen entstand es in den vergangenen Wochen in der Werkstatt in Holzen, die sonst für „Glas und Rahmen“ bekannt ist.
Es begann mit einem Geburtstag
Für seinen Ideenreichtum und seinen ausgesprochenen Humor ist Dirk Hanné in Stadt und Land geschätzt. Doch wie er plötzlich auch noch zum Prinzenwagenbauer wurde – solche Geschichten schreibt das Leben nur, wenn man eine waschechte Düsseldorferin zur Königin seines Herzens gemacht hat.
Alles fing an mit einer besonderen Geburtstagsüberraschung, die sich der 65-Jährige für seine Petra zur Weiberfastnacht 2019 ausgedacht hatte. Zur Krönung der Feier im Haus Ledendecker hatte er heimlich das amtierende Dortmunder Karnevals-Prinzenpaar eingeladen. Schnell zeigte sich, dass Hanné und der Prinz auf einer Welle schwammen.
„Er hatte den verrückten Einfall, am 22.2.22 um 22.22 Uhr die Prinzengarde zu gründen“, erzählt Dirk Hanné. Gesagt, getan. Der Kontakt nach Holzen blieb. Und als man sich bei den Schützen auf der Schwerterheide wieder über den Weg lief, wurde der Holzener spontan zum Mitmachen eingeladen. Er war zwar weder amtierender noch ehemaliger Prinz, aber er hatte Spaß an einer Aufgabe, die ihm bis dahin noch nie gestellt worden war: einfach mal einen Karnevalswagen zu gestalten.

Erster ganz eigener Wagen
Nachdem die Planungen damals schon so weit gediehen waren, dass Dirk Hanné eigentlich nur noch die Ideen eines Kollegen aus Oberhausen vollendete, konnte er in dieser Session seiner Kreativität freien Lauf lassen. Denn die Zugmaschine des Wagens hatte auch noch eine große freie Ladefläche, die geradezu nach einer Gestaltung schrie. Das Motto ergab sich wie von selbst während eines Gesprächs unter den Karnevalisten. „Wir brauchen Spenden, weil die Kamelle immer teurer werden“, hieß es da. Dirk Hannés humorvolle Lösung: ein Riesenlutscher für alle.



Ein erstes Tüfteln mit einer runden Boje führte nicht zum Erfolg. Sie ließ sich nicht richtig befestigen. Besser als Vorbild taugte der flache, rosarote Lolli, wie es ihn früher auch an jedem Kiosk gab. „Man muss sich so langsam in so eine Sache hineinbewegen“, beschreibt Dirk Hanné.
Immer wieder bastelte er mit seinen Kollegen nachmittags zwei oder drei Stunden lang an den beiden 5,50 Meter breiten Seitenelementen und dem mittig platzierten Bauzaun: „Das Ergebnis könnte noch besser sein.“ Aber das Erstlingswerk musste auf die Schnelle pünktlich fertig werden, nachdem die Klärung von Vorschriften den Baustart verzögert hatte.
Auf eine Sache ist Dirk Hanné ganz besonders stolz: Fast alles entstand aus altem, aber noch brauchbarem Material, das er irgendwo in seiner Werkstatt fand: „Ich habe bis jetzt nur 40 Euro ausgegeben.“ Gleichzeitig seien alle Teile so vorbereitet worden, dass man sie in späteren Jahren „relativ unkompliziert“ an ein neues Thema anpassen könne.

Selbst nicht auf dem Wagen
Erst am Samstagmorgen (1.3.) fand die „Hochzeit“ statt, bei der der Aufbau auf das Zugfahrzeug aufgesetzt wurde. Denn der Lkw war vorher noch für die Dortmunder Firma Daniel auf Baustellen unterwegs, die ihn dann für den Rosenmontagszug zur Verfügung stellte. Das brachte dem Wagen auch seinen Spitznamen ein: „Alle nennen ihn: Das ist der Jack Daniels.“
Selbst hoch oben auf dem Prinzenwagen mitfahren wird Dirk Hanné nicht. Denn traditionell begleitet er seine Ehefrau am Rosenmontag (3.3.) in deren Heimat Düsseldorf. Und das wird auch immer so bleiben. Trotzdem ist er bereit, auch in den kommenden Jahren seine Fantasie an Mottowagen für die Dortmunder Prinzengarde spielen zu lassen: „Solange ich Spaß habe, mache ich das.“