Karin (65) spendet ihre Leiche an „Körperwelten“ „Finde die Idee bestechend schön“

Karin Beckmann (65) will Teil der „Körperwelten“-Ausstellung werden
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Schon vor vielen Jahren hat Karin Beckmann (65) aus Dortmund eine außergewöhnliche Entscheidung getroffen: Sie will ihren Körper nach ihrem Tod an die Ausstellung „Körperwelten“ spenden.

„Ich habe keine Angehörigen mehr, nur noch entfernte Verwandtschaft, sowohl regional als auch emotional“, sagt die Rentnerin. Sie habe keine Kinder, ihre Eltern seien bereits verstorben, Geschwister gebe es auch nicht.

„Es würde mich also eh niemand am Grab besuchen und jemand Fremdes müsste sich um meine Beerdigung kümmern – das will ich nicht“, sagt Beckmann. „Auch die Vorstellungen, in der kalten und nassen Erde zu liegen oder mich verbrennen zu lassen, finde ich nicht schön.“

Wissenschaft statt kalter Erde

Ihre Lösung: eine Körperspende an die Ausstellung „Körperwelten“. Davon habe sie bereits vor 20 Jahren zum ersten Mal gehört, in einer Talkshow mit Dr. Gunther von Hagens, dem Gründer der Körperwelten-Ausstellungen. „Danach habe ich mir Infomaterial besorgt, mich schlau gemacht und war schnell begeistert“, sagt Beckmann. „Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich deswegen zwiespältig war.“

„Es ist die für mich angenehmste Lösung und ich finde die Idee wirklich bestechend schön, dass ich nach meinem Tod noch für irgendwas nützlich bin“, so Beckmann. Das komme auch von ihrem naturwissenschaftlichen Hintergrund: Bis vor zehn Jahren arbeitete sie als gelernte medizinisch-technische Laborassistentin im Klinikum Dortmund.

Organspende geht vor

Eine Organspende gehe natürlich trotzdem vor: „Aber sollte nach der Entnahme noch etwas übrig bleiben, dann geht das schnellstmöglich an das Institut für Plastination.“ Das ist die Organisation hinter der Körperwelten-Ausstellung.

Eine Frau berührt ein Ausstellungsstück in einer Körperwelten-Ausstellung
Das Heidelberger Institut für Plastination unterhält ein eigenes Körperspendeprogramm. Derzeit sind laut eigenen Angaben über 21.000 Körperspender registriert. © Körperwelten, David Trood

Ihre Pläne hat Karin detailliert organisiert: „Es ist alles geregelt, damit ich nach meinem Tod sofort abgeholt und konserviert werde. Das ist nämlich wichtig.“ Mit ihren Alleinerben und Bevollmächtigten, den SOS-Kinderdörfern, habe sie über alle Details gesprochen: „Bei ihnen sind ebenfalls alle Informationen hinterlegt.“ Beckmann spendet schon seit Jahren monatlich an sie und will, dass ihr Geld in gute Hände gelangt. Ein Ausweis in ihrem Portemonnaie gebe ihr abschließende Sicherheit.

„Habe vollstes Vertrauen“

Sorgen, dass ihr Körper nicht wie gewünscht in einer Ausstellung landet, mache sie sich keine: „Ich habe vollstes Vertrauen, dass das alles klappt, es ist ja alles organisiert“, sagt Beckmann. „Wenn es aber tatsächlich so ist, dass sie nichts mit mir anfangen können, werden sie sich trotzdem ordnungsgemäß um meinen Körper kümmern.“

Sollte sie es sich anders überlegen, könne sie einfach Bescheid geben: „Mir werden auch regelmäßig Fragebögen zugeschickt, in denen ich immer wieder neu bestätigen muss, dass ich bei der Spende bleibe.“ Und das werde sie: „Es war meine absolute Wunschentscheidung, ich finde die Idee nach wie vor schön und klasse.“

Trauerfeiern in Ausstellung

Über die Jahre habe Karin Beckmann mehrere Körperwelten-Ausstellungen besucht: „Jedes Mal, wenn ich durch die Ausstellung laufe, denke ich mir ‚Mensch, ist das klasse, irgendwann wird ein Teil von mir hier stehen und andere Menschen informieren‘.“ Einmal im Jahr finden in den Ausstellungen außerdem Trauerfeiern mit den Angehörigen der Körperspender statt: „Die sollen wirklich sehr ergreifend und schön sein.“

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Informationen zur Ausstellung „Körperwelten“

Seit Ende Juni gastiert die „Körperwelten“-Ausstellung in Köln (Oskar-Jäger-Str. 99), Informationen und Tickets für die Ausstellung gibt es online unter www.koerperwelten.de.

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