
© Thelen Gruppe
Kann sich die FH Dortmund die Brandmängel-Sanierung nicht doch sparen?
Möglicher Umzug auf HSP-Gelände
Brandschutzmängel an der FH Dortmund werden den Steuerzahler wohl Millionen kosten. Doch ist die Sanierung angesichts des angedachten Umzugs der FH auf das HSP-Gelände überhaupt noch nötig?
Umzugsstress, provisorische Büros und Seminarräume, längere Wege: Auf all das könnten Mitarbeiter und Studierende an der Fachhochschule Dortmund wohl sehr gut verzichten. Und doch blüht ihnen dieses Szenario in naher Zukunft am FH-Hauptsitz im Kreuzviertel.
Seitdem Brandschutzmängel im Hochhaus und einem benachbarten Gebäude entdeckt wurden, ist die FH zusammen mit dem Eigentümer der Immobilie, dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW, mit den Planungen für die Sanierung beschäftigt. Eine große Aufgabe – erst recht, seitdem endgültig feststeht, dass die betroffenen Gebäude mit ihren knapp 9000 Quadratmetern, rund einem Dutzend Laboren und einer Bibliothek während der Sanierung nicht für den Lehr- und Forschungsbetrieb benutzt werden dürfen.
Gesucht: Ausweichquartier für knapp 2000 Menschen
Das heißt: Es muss ein Ausweichquartier her für rund 130 Mitarbeiter und 1800 Studierende. Gesucht wird ein einzelner großer provisorischer Standort, seine Nähe zum Kreuzviertel-Campus der FH sei „sehr wichtig“, so FH-Pressesprecherin Heike Mertins. „Ansonsten kann der Lehrbetrieb nicht aufrecht erhalten werden.“ So sollen beispielsweise der große Hörsaal und die Mensa des Kreuzviertel-Campus‘ weiter genutzt werden.
Doch noch ist vieles rund um die Sanierung unklar: Es gibt bisher weder einen Starttermin noch eine Kostenschätzung, ebenso wenig steht ein Ausweichquartier fest. Man befinde sich noch in der Planung, heißt es von Seiten der FH und des BLB auf Nachfrage unserer Redaktion. Doch schon jetzt ist mit Kosten in Millionenhöhe und einer Bauzeit von mehreren Monaten zu rechnen – mindestens.

Im Gebäude A des FH-Campus an der Sonnenstraße gab es Pfusch am Bau: Das Hochhaus erfüllt nicht die Brandschutzvorschriften. © Dieter Menne (Archivbild)
Parallel gibt es Pläne für einen ganz neuen Campus
Doch ist dieser ganze Aufwand überhaupt noch nötig? Schließlich stellte die Stadt im April (wenige Monate, nachdem Ende 2018 die Brandschutzmängel an der FH entdeckt worden waren) Pläne vor, nach denen auf dem brachliegenden alten HSP-Gelände ein neues Stadtquartier mit Gewerbe und Wohnen entstehen soll – mit dem neuen Campus der Fachhochschule für 15.000 Studierende in seinem Zentrum.
Im Juni zeigte sich FH-Rektor Wilhelm Schwick begeistert von der Idee. In einem Interview mit unserer Redaktion nahm er dabei auch explizit Bezug auf die Brandschutzmängel: Es müsse „ohnehin eine Kostenabwägung geben zwischen Sanierung und Neubau“.
Kann die FH dann nicht einfach auf den neuen Campus warten und sich die teure und stressige Sanierung sparen? Schließlich ging erst Ende Juni in den betroffenen FH-Gebäuden eine neue, 700.000 Euro teure Brandmeldeanlage in Betrieb.
FH kann nicht auf neuen Campus warten
Doch so schön diese Idee auf den ersten Blick scheint: Zwei Faktoren machen sie unmöglich. Zum einen ist ein Umzug der FH auf das HSP-Gelände noch längst nicht beschlossene Sache. Das Land als Träger müsste dazu seinen Segen geben, eine Entscheidung ist erst nach einer Machbarkeitsstudie zu erwarten, die bis Ende des Jahres vorliegen soll. Und selbst wenn sie positiv ausfallen sollte, würde es wohl bis 2027 dauern, bis die ersten Gebäude auf dem HSP-Gelände stehen.
So viel Zeit hat die Fachhochschule nicht. Wie Pressesprecherin Heike Mertins auf Nachfrage unserer Redaktion mitteilt, verschafft der Einbau der neuen Brandmeldeanlage der FH lediglich einen Aufschub bis Juli 2021. Spätestens dann müssen die Brandschutzmängel im Gebäude behoben werden.
Ein Ausweichquartier bleibt den Studierenden und Mitarbeitern also nicht erspart.
1984 geboren, schreibe ich mich seit 2009 durch die verschiedenen Redaktionen von Lensing Media. Seit 2013 bin ich in der Lokalredaktion Dortmund, was meiner Vorliebe zu Schwarzgelb entgegenkommt. Daneben pflege ich meine Schwächen für Stadtgeschichte (einmal Historiker, immer Historiker), schöne Texte und Tresengespräche.
