Ruderer des Ruderclubs Hansa haben sich über die Wesen im Wasser schwer gewundert. © Sebastian Reith
Tiere
Die Hitze hat in der Tiefe des Kanals diese Grusel-Tiere geweckt (mit Videoclip)
Die Ruderer des Ruderclubs Hansa und auch Kanalschwimmer trauten ihren Augen nicht, als sie sahen, was da unter und neben ihnen im Wasser schwamm. Ihr erster Gedanke: „Ist das gefährlich?“
Ganz abgesehen davon, dass man im Kanal ohnehin nicht schwimmen sollte, trauten sich einige Badelustige dort am Wochenende (27./28. Juli) nicht mehr ins Wasser, als sie entdeckten, mit wem sie das grünliche Kanal-Nass teilten. Möglicherweise, dachten sie, könnten ihnen die Wesen gefährlich werden.
Pascal Frai, Pressesprecher der Dortmunder Hafen AG, hörte vor einem Jahr erstmals davon und konnte es anfangs nicht glauben, als Besucher von pumpenden Glibberwesen berichteten. Heute weiß er, worum es sich bei den überraschenden Besuchern handelt.
„Die chinesischen Quallen sind wieder da“, sagt er spontan auf Anfrage der Redaktion. Sie sind in der Hitzewelle gleich zu Hunderten aufgetaucht. Auch im vergangenen Jahr waren sie zu finden.
Beutesuchend an der Wasseroberfläche
Es handelt sich um kleine, weiße Süßwasserquallen (Craspedacusta sowerbii), jede nicht größer als eine Euro-Münze. Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) gibt wie Pascal Frai Entwarnung: „Glitschig, aber ungefährlich.“ Für Menschen harmlos.
Zwar hat auch die Süßwasserqualle Nesselzellen an ihren Tentakeln, aber ihre Nesselfäden können menschliche Haut nicht durchdringen. Sie macht damit nur Jagd auf Kleinstlebewesen wie Einzeller, Kleinkrebse und Rädertierchen. An sonnigen Tagen gleiten die Medusen beutesuchend an der Wasseroberfläche – und erschrecken Kanalschwimmer.
Die kleine Qualle sei aus China eingewandert, weiß Pascal Frai, und auch in anderen Häfen nicht selten. Ursprünglich komme sie aus dem Jangtse-Fluss. Sie mag es warm. Um sich aus einer Larve entwickeln zu können, braucht sie Wassertemperaturen von mindestens 25 Grad. Das erklärt, warum sie nur in heißen Jahren auftaucht. Dann vermehrt sie sich aber gleich explosionsartig. In kühleren Jahren schlummert sie als nur Millimeter kleine Larve verkapselt (Polyp) im Untergrund – und bleibt daher unbemerkt.
Wohl mit Schiffen eingeschleppt
Wie genau die Süßwasserqualle nach Europa kam, ist unklar, so der Nabu. Hafensprecher Pascal Frai vermutet: „Sie ist in unserer globalisierten Welt wohl über Containerschiffe oder Binnenschiffe, die in großen Häfen anlegen, in den Dortmunder Hafen und Kanal gekommen. So ähnlich wie die Wasserpest.“ Letztere ist eine Alge, die im Hafen erst kürzlich mit einem Mähboot rasiert werden musste.
Die Qualle bevorzugt saubere, stehende bis leicht bewegte Gewässer mit üppiger Bodenflora, in der der Polyp ausreichend Schutz findet. Da treibt sie im Hafen und Kanal goldrichtig. Den Hafenbetrieb beeinträchtige sie nicht, sagt Pascal Frai. Zum Glück; denn als eine Folge des Klimawandels wird sie wohl nun häufiger auftauchen.
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