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Kampfmittelräumer entschärften seit 2010 über 170 Bomben in Dortmund (mit Karte)
Blindgänger-Funde in Dortmund
Durchschnittlich alle drei Wochen wird in Dortmund ein Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft. Über 170 Bomben kamen so in den letzten zehn Jahren zusammen. Es gibt starke Häufungen.
75 Jahre ist der Zweite Weltkrieg nun schon fast her - und doch hält sein Erbe regelmäßig die Dortmunder auf Trab: Mindestens 177 Bomben mit mehr als 45 Tonnen Sprengstoff holten die Kampfmittelräumer der Bezirksregierung Arnsberg seit 2010 aus dem Dortmunder Boden und entschärften sie - statistisch gesehen ist das ein Blindgänger alle drei Wochen.
Das hat eine Auswertung unserer Redaktion ergeben. Wir haben alle von der Stadt auf Twitter gemeldeten Blindgänger-Funde zusammengetragen. Da diese Daten erst mit der ersten großen Evakuierung im Klinikviertel Ende 2012 beginnen, haben wir die Zeit vorher mit den Meldungen aus unserem Archiv ergänzt. Schließlich zeichneten wir alle Bombenfunde auf einer interaktiven Karte ein.
Sie zeigt, wo oft Hunderte, manchmal sogar Tausende Anwohner ihre Wohnungen im Zuge von Evakuierungen verlassen mussten. Teilweise wurden wichtige Verkehrsadern wie die B1 und der Wall gesperrt.
Westfalenhütte ist Dortmunds Bomben-Hotspot
Dabei wurde klar, dass es im untersuchten Zeitraum eindeutige geografische Häufungen bei den Bombenfunden in Dortmund gibt: Besonders viele Bomben wurden auf der Westfalenhütte gefunden (22).
Ebenfalls Bomben-Hotspots waren der Westfalenpark (11), das Umfeld der Deggingstraße (12) und die Nortkirchenstraße (7), wobei bei letzterer eine der größten Evakuierungen der Nachkriegszeit dabei ist, als 2014 für die Entschärfung einer 1,8-Tonnen-Bombe 17.000 Menschen ihr Zuhause verlassen mussten.
Diese Bomben-Hochrisikogebiete korrespondieren teilweise mit großen Bauprojekten, etwa mit dem Bau des neuen Wilo-Campus im Fall der Nortkirchenstraße oder den zahlreichen Neuansiedlungen auf der Westfalenhütte.
Ganze Regionen bleiben bombenfrei
Gleichzeitig gibt es ganze Regionen in Dortmund, die in den vergangenen zehn Jahren komplett von Bombenentschärfungen verschont geblieben sind: der komplette Südosten rund um Aplerbeck, Berghofen und Holzen zum Beispiel, oder Oespel und Kley.
Ebenfalls interessant: In den vergangenen Jahren kommt es vermehrt zu Bombenentschärfungen. Das wiederum könnte mit dem Bauboom zusammenhängen, den Dortmund und ganz Deutschland erfährt: Wo mehr Erde bewegt wird, finden sich auch mehr Überbleibsel aus dem Zweiten Weltkrieg.