Hansastraße hatte mal ein echtes „Juwel“ Jens Stöcker möchte es wieder sichtbar machen

„Juwel“ an der Hansastraße soll wieder strahlen: Große Umbaupläne fürs MKK
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An den Wänden der Gemäldegalerie-Ebenen in der Rotunde des Museums für Kunst und Kulturgeschichte (MKK) klaffen deutliche Lücken. Die Werke, die hier ursprünglich hingen, sind vorübergehend auf der Sonderausstellungsfläche des Museums im Erdgeschoss zu sehen. Unter dem Titel „Remix“ zeigt das städtische Museum hier seit Februar die größten Schätze seiner Kunstsammlung.

Die Lücken in der Dauerausstellung habe man ganz bewusst sichtbar gelassen, erklärt Museumsdirektor Jens Stöcker. Denn sie sollen deutlich machen, dass das Museum im Umbruch ist. Und das ist nicht nur inhaltlich, sondern auch baulich gemeint.

Stöcker und sein Team wollen das Haus gründlich umkrempeln und umgestalten. Die Idee ist, der Architektur des denkmalgeschützten Gebäudes wieder einen größeren Stellenwert zu geben, erklärt Stöcker. „Und wir wollen stärker sichtbar werden und in den Stadtraum hineinwirken.“

In der Tat, ist das Museumsgebäude im Art Deco-Stil ein architektonisches Juwel, das aber in enger Bebauung sowohl innen wie außen nicht so richtig strahlen kann. Das Haus entstand 1924 als Zentrale der Sparkasse nach Plänen des Architekten Hugo Steinbach. Nach dem Umzug der Sparkasse in ihr neues Hauptquartier am benachbarten Freistuhl 1968 stand das alte Domizil längere Zeit leer. Sogar ein Abbruch des alten Bankgebäudes wurde diskutiert. Der Rat entschied sich aber für den Erhalt und beschloss 1977, das seit dem Krieg ins Schloss Cappenberg bei Lünen ausgelagerte Museum für Kunst und Kulturgeschichte in dem alten Sparkassen-Gebäude unterzubringen.

So sah die alte Kassenhalle der Sparkassen in dem Gebäude an der Hansastraße aus.
So sah die alte Kassenhalle der Sparkassen in dem Gebäude an der Hansastraße aus. © MKK

Dazu wurde das Gebäude nach den Plänen des Architekturbüros Lehmann und Partner fünf Jahre lang gründlich umgebaut. 1983 - also vor genau 40 Jahren - wurde das MKK an der Hansastraße eröffnet. Prunkstück ist die Rotunde, die ehemalige Kassenhalle der Sparkasse, die an einer Stelle mit einem modernen kubusartigen Einbau „aufgebrochen“ wurde, um zusätzliche Ausstellungsebenen zu schaffen. Der hohe Raum ist Mittelpunkt der Dauerausstellung des MKK und auch ein beliebter Veranstaltungsort.

Nicht nur zur alljährlichen Museumsnacht ist die Rotunde des MKK ein beliebter Veranstaltungsort.
Nicht nur zur alljährlichen Museumsnacht ist die Rotunde des MKK ein beliebter Veranstaltungsort. © Dieter Menne (A)

Zu erreichen ist das Prunkstück allerdings nur über ein vergleichsweise kleines Treppenhaus aus dem damals neu angelegten Foyer. Der heutige Eingangsbereich führt gewissermaßen in das Untergeschoss des Gebäudes.

Freitreppe ins Herzstück

Jens Stöcker möchte das gerne ändern. „Ursprünglich führte eine große Freitreppe vom Eingang an der Hansastraße direkt in die Rotunde“, erklärt er. Diesem Treppenaufgang möchte der Museums-Chef wiederherstellen - natürlich versehen mit den entsprechenden barrierefreien Zugängen. „Der neue Zugang orientiert sich am historischen Baubestand und empfängt die Besucherinnen und Besucher mit einem attraktiven hellen und übersichtlichen Eingangsraum“, heißt es in einer Präsentation zu den Umbauplänen. „Die Rotunde wird so zum Empfangsraum und zentralen Treffpunkt im Museum.“

Und auch in diesem neuen Empfangsbereich möchte Stöcker im wahren Wortsinn Wände einreißen. Denn die Museumsebenen sind heute regelrecht zugebaut mit Trennwänden, die kleine Räume schaffen und den Blick nach außen verhindern. Dadurch geht auch relativ viel Fläche verloren, mit der wir wieder arbeiten wollen“, sagt Stöcker.

Bestes Beispiel ist ein mit einem Oberlicht versehener Raum direkt über dem runden Eingangsbereich. Der Blick nach außen ist durch Leichtbauwände komplett verstellt. „Hier war ursprünglich ein Besprechungsraum der Sparkasse“, erklärt Stöcker. Durch große Fenster ging der Blick auf die Hansastraße. Genau das möchte Stöcker wiederherstellen und dem Raum eine neue Rolle geben.

Jens Stöcker im ehemaligen Besprechungsraum der Sparkasse, der nur über ein Oberlicht mit der Außenwelt verbunden ist. Die Fensterfront zur Hansastraße ist zugestellt.
Jens Stöcker im ehemaligen Besprechungsraum der Sparkasse, der nur über ein Oberlicht mit der Außenwelt verbunden ist. Die Fensterfront zur Hansastraße ist zugestellt. © Oliver Volmerich

Auch zur anderen Gebäudeseite in Richtung Platz von Amiens soll sich das Haus wieder öffnen. Man wolle, so heißt es in der Präsentation unter dem Titel „Update MKK“, „Transparenz und Offenheit in der Ausstellungsarchitektur, um die Strahlkraft des historischen Gebäudes zu unterstreichen und um die Wirkung der ausgestellten Objekte zu fördern“ - wohlwissend, dass es natürlich auch geschützten Räume geben muss, die aus konservatorischen Gründen ohne Tageslicht auskommen müssen. Eine Idee dazu ist es, den in die Rotunde eingebauten Kubus mit seinen Ausstellungsebenen zu schließen. .

Das alles möchte Stöcker Schritt für Schritt umsetzen - ohne das Haus für längere Zeit schließen zu müssen. Während etwa der Eingangsbereich umgebaut wird und seine alte Freitreppe zurückbekommt, könnte der Eingang des Museums an die Westseite zum Platz von Amiens, dort wo sich heute schon das zum loungeartigen „Stadtlabor“ umgebaute Studio des Museums mit großen Schaufenstern für mehr Transparenz sorgt.

Projekt für zehn Jahre

Bei den geplanten Umbauten geht es aber nicht nur um Kosmetik. „Auch mit Blick auf Brandschutz und Klimatechnik ist ein Umbau des Gebäudes nötig“, erklärt der Direktor. „Die Lüftungstechnik etwa stammt noch von 1976.“

Wie all das mit den musealen Umbauplänen zusammengebracht werden, ist noch unklar. Auch einen genauen Zeit- und Kostenplan gibt es noch nicht. Stöcker denkt in längeren Zeiträumen: Es wäre schön, wenn in zehn Jahren zum 50-jährigen Bestehen des Museums am Standort Hansastraße der Umbau vollendet sein könnte, erklärt er. Das Museum selbst, dessen Sammlung 1883 begründet wurde, kann dann sein 150-jähriges Bestehen feiern.

Dann soll auch die Sammlung neu geordnet sein, wünscht sich Stöcker. Schon jetzt könne man auf der Fläche von rund 6500 Quadratmetern in der Dauerausstellung nur ein Zehntel des Bestands zeigen, der Rest liege im Depot. Trotzdem will der Museumschef die Zahl der gezeigten Objekte noch einmal deutlich reduzieren. Dafür soll die Präsentation öfter erneuert werden. „Wir wollen mehr Flexibilität haben, um die Objekte wechselnd zeigen zu können, erklärt Stöcler. „Unser Wunsch ist, den Standort lebendig zu halten.“

Dazu gehört auch, dass sich der Wandel sozusagen vor den Augen der Besucherin und Besucher vollzieht. „Wir wollen die Prozesse transparent gestalten“, sagt Jens Stöcker. „Die Baustellen sind teilweise sichtbar. Aber das kann ja auch spannend sein.“

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