In Scharnhorst-Ost eskaliert derzeit die Jugendkriminalität. Von einem Fall, in den sie schließlich selbst verwickelt wurde, berichtet die 15-Jährige Kaithlyn B.. Sie sei am Donnerstagabend (18.5.) mit dem Bus an der Haltestelle Scharnhorst-Zentrum angekommen und wollte nach Hause gehen. In der Nähe der Bushaltestelle stieß sie auf eine etwa 40-köpfige Gruppe von Jugendlichen, die mit Stangen und Hämmern auf drei andere Jugendliche einprügelten.
Bei den Angreifern handelte es sich nach Aussagen Kaithlyns um eine Bande, die sich „328er“ nennt - in Anlehnung an die Scharnhorster Postleitzahl. In den drei Verprügelten vermuteten sie offenbar Jugendliche aus Brackel, die sie laut Kaithlyn B. als Feinde ansehen.
Eine Frau, die offenbar in Verbindung zu den Angegriffenen stand, ging dazwischen. Als Kaithlyn ebenfalls hinzutrat und sagte „Jetzt beruhigt euch doch alle mal“, habe sich die Frau unerklärlicherweise ihr zugewandt, sie an den Haaren gezogen und zu Boden geschleudert - und das, obwohl Kaithlyn B. nach eigenen Aussagen rein gar nichts mit der Schlägerei zuvor zu tun gehabt hatte und auch nicht zu den „328ern“ gehöre. Wenig später kam die Polizei hinzu und das Geschehen löste sich auf.
Kaithlyns Vater Nicki B. (43) erstattete Anzeige. Seine Tochter habe bei dem Angriff der Frau büschelweise Haare verloren. Noch am Freitag (19.5.) klagte sie über Kopfschmerzen. Er kritisiert die mangelnde Polizeipräsenz in Scharnhorst.
Diesen Vorwurf weist Peter Bandermann als Sprecher der Polizei Dortmund, der den Einsatz bestätigt, vehement zurück. Mit Scharnhorst seien im Bedarfsfall nicht nur die Kollegen der Wache Scharnhorst selbst befasst, sondern auch die der umliegende Wachen wie Asseln, Körne oder Lünen. Zudem seien Zivilstreifen im Einsatz, die äußerlich nicht als Polizisten erkennbar seien.
„Die Polizei kann nicht die Erziehungsarbeit übernehmen“
Wie berichtet, legt die Polizei derzeit einen Schwerpunkt auf das Thema Jugendkriminalität in Scharnhorst. Viele der jugendlichen Täter seien der Polizei bekannt. Ihre Daten fließen in eine Datenbank und werden bei späteren Vorfällen abgeglichen.
„Betretungsverbote“ können für die Jugendlichen die Folge sein. Aber, so Bandermann: „Die Polizei kann nicht die Erziehungsarbeit für 13- oder 14-Jährige übernehmen. Dafür sind nach wie vor die Eltern zuständig.“ Hinzu komme: Selbst wenn man die Polizeipräsenz verdoppeln würde, ließen sich nicht alle Straftaten oder Vorfälle wie der oben beschriebene verhindern.
Die Gewalt unter Jugendlichen am Donnerstagabend in Scharnhorst ist nach dem Vorfall im EKS offenbar noch weitergegangen, wie Bandermann berichtet, ohne dass klar ist, ob zwischen den einzelnen Vorfällen ein Zusammenhang besteht: Auf dem Gehweg zwischen Droote und Gleiwitzstraße schlug ein 14-Jähriger auf einen ebenfalls 14-jährigen Jungen ein. Die Jugendlichen kennen sich. Bei der Tat ging es angeblich um Schulden. Der Schläger nahm dem Jungen Schuhe und eine Jacke ab, erhielt jedoch kein Bargeld.
Der Tatverdächtige und ein Komplize flüchteten. Als der leicht verletzte Junge um Hilfe rief, betreuten Passanten ihn und verständigten die Polizei, die Spuren sicherte und nach dem Tatverdächtigen fahndete.
Weitere Taten in Scharnhorst
Gegen 21.20 Uhr erhielt der Polizei-Notruf von Zeugen Hinweise auf eine weitere Tat. Am Sanderoth schlugen und traten mehrere teils maskierte Personen auf zwei 18- und 19-Jährige ein. Außerdem versprühten sie Pfefferspray. Die Schläger erbeuteten eine Geldbörse und eine Kappe und flüchteten nach der Tat. Der ebenfalls verständigte Rettungsdienst versorgte den 18- und den 19-Jährigen.
Später meldete sich ein 14-Jähriger gemeinsam mit seiner Mutter auf der Polizeiwache Scharnhorst. Er habe gehört, dass nach ihm gesucht werde. Die Polizei behandelte ihn als Tatverdächtigen erkennungsdienstlich und beschlagnahmte sein Handy.
Einfach nur langweilig?
Jugendkriminalität in Scharnhorst-Ost ist spätestens seit der Halloween-Nacht 2021 ein Thema. Rund 200 Jugendliche hatten damals im EKS Pyrotechnik gezündet und Steine geworfen.
Damals kam die These auf, dass nicht alle der Jugendlichen aus Scharnhorst stammen. Aber offenbar sei das EKS in Scharnhorst zu einem beliebten Treffpunkt unter gewaltbereiten Jugendlichen geworden.
Kaithlyn B. vermutet, dass den „328ern“, deren Mitglieder zwischen 12 und 18 Jahre alt seien, einfach nur langweilig sei.
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