Abschied von Jürgen Klopp Monika Hahns „unvergessliche Fahrt“ von Dortmund nach Liverpool

Abschied von Jürgen Klopp: Was Monika Hahn mit Natalie Portman verbindet
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Was verbindet den Fußballer Marco Reus, die Schauspielerin Natalie Portman und Monika Hahn aus Dortmund-Derne? Die Antwort ist: ein Auto. Aber nicht irgendein Auto, sondern genau der Mini, den Fußball-Messias Jürgen Klopp persönlich mal gefahren ist.

Das „Kloppocar“ ist in Dortmund schon seit einigen Jahren bekannt. Zusammen mit einer Spenden-Initiative aus Dresden kümmert sich Monika Hahn um den Wagen, der laufend weiter verschönert wird. Die Dernerin hat 2011 „Monis Kloppo-Fanclub“ gegründet und sich nun auf den Weg gemacht, um Klopps letztes Spiel in Liverpool zu begleiten. Oder wie die Fans es im Vorfeld formulierten: „Wir holen uns Jürgen zurück.“

Organisiert hat die Tour der Dresdner Arne, der seinen Nachnamen nicht veröffentlichen möchte: „Wir sind kein Selbstdarstellungsprojekt. Es geht uns um die Spenden.“ Mehr als 850.000 Euro habe die Gruppe bereits gesammelt, weil man unter anderem mit dem außergewöhnlichen Auto für den guten Zweck wirbt.

Los ging die Fahrt nach England am Mittwoch (15.5.) am BVB-Trainingsgelände. Jadon Sancho, Lars Ricken, Marco Reus und weitere Spieler haben auf dem „Kloppocar“ unterschrieben, um Grüße nach Liverpool zu schicken, erzählt Arne. Doch das übergeht er im Gespräch fast - ganz andere Momente sorgen dafür, dass er sagt: „Was wir erlebt haben, kann man sich nicht vorstellen.“

Marco Reus unterschrieb am BVB-Trainingsgelände auf dem "Kloppocar".
Marco Reus unterschrieb am BVB-Trainingsgelände auf dem "Kloppocar". © Privat

Da war zum Beispiel die Situation, als die knapp 20-köpfige Reisegruppe fast die Fähre nach England verpasst hätte. „Da rief mich eine englische Telefonnummer an und fragte: ‚Wo ist das Kloppocar? Wir warten auf euch!‘“ An der Laderampe folgte dann noch der freundliche Hinweis: „Wir haben noch nie auf jemanden gewartet.“

Bei Autofähren dauert's immer eine ganze Weile, bis alle Fahrzeuge auf- und später wieder abgeladen sind. Aber nicht fürs „Kloppocar“: Statt zum eigentlich vorgesehenen Parkplatz wurde der besondere Mini direkt an der Schiffseinfahrt zur Seite gewunken: „Es geht ja um die Kinder. Dann könnt ihr auch als erste wieder runter von der Fähre“, hieß es.

Verabschiedung des Trainerteams

Arne ist wichtig, selbst keine Spendengelder anzunehmen: „Wir sind nur die Rampensäue für die Projekte vor Ort.“ Aktuell werbe man für das Norris Green Youth Centre, ein Jugendzentrum, das sich zweieinhalb Kilometer vom Anfield-Stadion entfernt in Liverpool befindet.

Das "Kloppocar" ist ein ehemaliges Auto von Jürgen Klopp, das in ein Gesamtkunstwerk umgewandelt wurde.
Das „Kloppocar“ ist ein ehemaliges Auto von Jürgen Klopp, das in ein Gesamtkunstwerk umgewandelt wurde. © picture alliance/dpa

Die Reisegruppe war zwei Stunden lang bei der Verabschiedung von Klopps Trainerteam in einem Hotel dabei, woran der Ex-Dortmunder aber nicht teilgenommen habe, um seinen Kollegen das Rampenlicht zu überlassen. Die Fans trafen Brian Nash, Gitarrist der Band Frankie Goes to Hollywood, der ihnen seine Heimatstadt zeigte. „Nur diese Führung wäre die ganze Fahrt wert gewesen“, sagt Arne.

Dann kam der Sonntag, Jürgen Klopps letztes Spiel für den FC Liverpool. Und das „Kloppocar“ rollte auf eine große Bühne. „Mit der Polizei war abgesprochen, dass wir den Mannschaftsbus zum Stadion eskortieren konnten“, erzählt Arne. Nahe der Anfield Road habe man vor lauter Pyro-Rauch nichts mehr sehen können: „Unfassbar“, erzählt er begeistert. Erst kurz vor dem Stadion habe das „Kloppocar“ abbiegen müssen.

Und als wäre das nicht schon außergewöhnlich genug, kam dann unverhofft Hollywood ins Spiel. Als das Kloppocar eine Polizei-Absperrung passieren durfte, sah man sich plötzlich direkt an einem Filmset: Regisseur Guy Ritchie dreht in Liverpool gerade seinen neuen Film „Fountain of Youth“. „Drei Meter neben uns stand Natalie Portman“, sagt Arne.

Zum Spiel konnte Moni nicht ins Stadion, weil nur wenige Tickets für die Gruppe zur Verfügung standen. Auch habe sie den Mann des Tages nicht persönlich getroffen, aber die Stimmung sei in der ganzen Stadt so emotional gewesen: „Das war eine unvergessliche Fahrt. Das muss man echt erst mal sacken lassen.“ Auch wenn sie und ihr Mann wenig Englisch sprächen: „Wir haben uns mit Händen und Füßen mit den Leuten gut unterhalten.“

Ruhestand oder Bundestrainer?

Und was wartet nun auf den Champions-League-Sieger Jürgen Klopp nach seinem selbstgewählten Abschied? Wirklich eine längere Pause, eventuell sogar der Ruhestand - oder winkt schon bald der Posten als deutscher Bundestrainer?

„Die Pause sei ihm wirklich von Herzen gegönnt“, sagt Moni: „Man sah ihm zuletzt an, dass er ausgelaugt war.“ Die kommende freie Zeit möge Klopp nun wirklich genießen, aber: „Bundestrainer wäre supertoll. Vielleicht, wenn auch nicht als Trainer, könnte er auch irgendeinen Job beim BVB übernehmen.“

Egal wofür sich „Kloppo“ entscheidet; sein alter Mini rollt weiter durch Europa, um Spenden für den guten Zweck zu sammeln. Im vergangenen Jahr habe jemand mal ernsthaft 750.000 Euro für den umgestalteten Wagen geboten, erzählt Arne. Doch dieses Angebot habe er freundlich abgelehnt.