„Er war verheiratet mit dem Theater“ Für Jost Krüger war die Gründung des Hansa Theaters ein Traum

Mitbegründer des Hansa Theaters: Jost Krüger war „verheiratet mit dem Theater“
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Seine Show „Die Blauen Augen“ wird im Hansa Theater in Dortmund-Hörde immer noch gespielt. Im Februar soll es gar eine Neuauflage der allerersten Produktion des 2001 gegründeten Hansa Theaters geben. „Da hat sich mein Vater sehr drüber gefreut“, berichtet Hanna Krüger (41) stolz. Ihr Papa Jost Krüger, früherer Regisseur am Theater Dortmund und gemeinsam mit Rudi Strothmüller Mitbegründer des Hansa Theaters, ist am 7. September nach schwerer Krankheit im Alter von 79 Jahren friedlich eingeschlafen.

Jost Krüger hat das Theater geliebt und gelebt. Seine Werke, wie ebenjenes „Die Blauen Augen“, aber auch „My Way – Die Frank Sinatra Revue“, „Ring of Fire (Johnny Cash Night)“ oder auch die „Janis Joplin Show“ bleiben für die Ewigkeit. „Mein Vater war tatsächlich mit dem Theater verheiratet. Er war sehr lange mit meiner Mutter verheiratet, gleichzeitig aber auch mit dem Theater“, schmunzelt die 41-Jährige.

Hanna Krüger, selbst Schauspielerin, will nun die Arbeit von Jost Krüger fortsetzen. Im Gespräch schildert sie emotionale Momente aus dem Leben ihres Papas – und was den Mitbegründer des Hansa Theaters nicht nur als Menschen, sondern auch als Arbeitskollegen ausgezeichnet hat. Unglaublich gefestigt, stolz, und mit warmen Worten zeichnet sie ein Bild ihres Vaters, der über die Stadtgrenzen hinaus bekannt ist.

Richtiges „Nordstadt-Kind“

1944 wurde Jost Krüger in Altastenberg (Kreis Brilon) geboren, wuchs aber in der Dortmunder Nordstadt auf und besuchte später das Helmholtz-Gymnasium. Ein richtiges „Nordstadt-Kind“, das immer stolz auf seine Herkunft war. Zu Schulzeiten lernte er bereits seinen späteren besten Freund Adolf Winkelmann kennen, mit dem er seit 1959 verschiedene Stücke schrieb. „Da war er immer sehr stolz drauf“, blickt Hanna Krüger zurück. Sie hatte und hat immer noch eine sehr innige Vater-Tochter-Beziehung, wie sie erzählt.

Jost Krügers Lieblingsbild: mit Tochter Hanna 1984 in Norwegen.
Jost Krügers Lieblingsbild: mit Tochter Hanna 1984 in Norwegen. © Privat

Nach dem Studium der Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte in Göttingen arbeitete Jost Krüger zunächst gemeinsam mit seiner Frau in der niedersächsischen Universitätsstadt am Theater. Ab 1982, dem Geburtsjahr seiner Tochter Hanna, war er am Schauspiel Dortmund aktiv. 1999 lernte er dann Rudi Strothmüller kennen, mit dem er später das Hansa Theater in der Hansastraße eröffnete. „Diese drei Dinge in seinem Leben waren ihm sehr wichtig“, weiß seine Tochter. Erst wenige Tage zuvor habe sie entdeckt, dass ihr Vater seinen kompletten Lebenslauf noch mal aufgeschrieben habe.

„In seiner eigenen Schreibwelt“

In der Hansastraße, dort wo sich heute das „domicil“ befindet, gründete Jost Krüger gemeinsam mit Rudi Strothmüller 2001 das Hansa Theater, das später nach Dortmund-Hörde umzog. „Das war für ihn ein Traum, der wahrgeworden ist. Endlich sein eigenes Theater zu haben. Da hat er sehr viel Liebe und Energie reingesteckt. Als Regisseur und als Autor.“

Bühnenfotos von der „My Way - Die Frank Sinatra Revue“, die Jost Krüger für das Hansa Theater geschrieben hat. Das Bild ist ungefähr 10 Jahre alt.
Bühnenfotos von der „Frank Sinatra Revue“, die Jost Krüger für das Hansa Theater geschrieben hat. Das Bild ist ungefähr 10 Jahre alt. © Privat

Bereits früh nahm Jost Krüger seine Tochter mit in die Welt des Theaters – ein „Kind des Theaters“ nennt sich Hanna Krüger deshalb selbst. „Aufgewachsen in einer Bibliothek“, weil ihr Papa leidenschaftlich gerne Bücher las, musste sie als kleines Kind des Öfteren gleich mehrfach an ihrem Papa kräftig rütteln, um dessen Aufmerksamkeit zu bekommen.

„Also das Schreiben von Texten und Drehbüchern war eines der wichtigsten Dinge in seinem Leben. Ich kann mich noch an früher erinnern: Wenn er geschrieben hat, war er nicht ansprechbar. Er war ganz oft in seiner eigenen Schreibwelt“, so Hanna Krüger, die Anekdoten wie diese mit einem zufriedenen Lachen begleitet. Sie ist stolz auf ihren Papa – das ist zu spüren.

Eine besondere Gabe

Und ihr Papa war „wahnsinnig“ stolz auf sie, als sie ihre ersten Werke für das Hansa Theater schrieb. Ein liebevoller, humorvoller, aber auch perfektionistischer Mensch mit Liebe für die Natur und Interesse für die Welt sei ihr Papa Jost Krüger gewesen. „Mit Autoritäten hatte er es nicht so.“ Er sei ein sehr gesellschaftskritischer Mensch gewesen.

„Mein Vater hatte aber die unglaubliche Gabe, einem Selbstvertrauen zu schenken, indem er gesagt hat: Ich glaube an dich, du schaffst das schon, mach einfach mal. Das hat er bei mir gemacht als Vater, aber so war er auch als Mensch und als Regisseur. Das hat mich zuletzt sehr berührt, wenn andere Leute das jetzt noch sagen“, so Hanna Krüger.

So bleibt Jost Krüger vielen Menschen in Erinnerung. Und seine Tochter Hanna „versucht“ nach eigener Aussage, in seine Fußstapfen zu treten. Zum Schluss verrät sie noch eine emotionale Geschichte: „Was sehr schön war: Er hat noch meine Hochzeit im Juli miterlebt, als mein Trauzeuge.“

Das Leben endet, die Erinnerung nicht: Mit der Serie „unvergessen“ möchten wir Geschichten erzählen, die das Leben geschrieben hat – und zwar über ganz gewöhnliche Menschen. Ganz gleich, ob sie vor kurzem oder bereits vor einigen Jahren verstorben sind. Möchten Sie uns und unsere Leser an Ihren Erinnerungen teilhaben lassen? Mit uns Menschen gedenken, die für immer in Ihren Herzen sind? Dann melden Sie sich per Mail an do-sued@mdhl.de

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