Steigende Baupreise und Zinsen, Engpässe bei Baumaterial - die Sorgen sind groß, dass der dringend nötige Neubau von Wohnungen nicht wie gewünscht voran kommt. Tatsächlich ist die Zahl der erteilten Baugenehmigungen schon im vergangenen Jahr in ganz NRW um 3 Prozent gesunken. Dortmund macht dabei aber eine positive Ausnahme.
Die Stadt Dortmund hat sich das Ziel von mindestens 2000 Wohnungsneubauten pro Jahr gesteckt. Zumindest mit Blick auf die erteilten Baugenehmigungen wird diese Zahl für das Jahr 2022 weit übertroffen. Das Statistische Landesamt meldet, dass in Dortmund im vergangenen Jahr Baugenehmigungen für 2616 Wohnungen erteilt wurden. Das ist im Vergleich zum Jahr 2021, als es 2262 Baugenehmigungen gab, ein Plus von 15,6 Prozent.
Das gute Ergebnis bei der Anzahl der baugenehmigten Wohnungen wurde in den vergangenen 35 Jahren nur zweimal - nämlich 1996 und 1999 - übertroffen. Das Ergebnis von 2022 ist also für dieses Jahrhundert ein Rekord. In der Verwaltung freut man sich, dass die Zahlen in Dortmund entgegen dem Landestrend so gut ausfallen, weil Dortmund viele neue Wohnungen dringend braucht.
Was auffällt, ist der Trend zum Geschosswohnungsbau: Während bei den neuen Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser in Dortmund mit einem Minus von 4,1 Prozent ein leichter Rückgang festzustellen ist, weisen die Zweifamilienhäuser mit einem Plus von 29,4 Prozent und die Mehrfamilienhäuser mit einem Plus von 32,8 Prozent einen starken Zuwachs auf.

In der Verwaltung führt man das auch auf ein Umschwenken bei der Ausweisung neuer Wohngebiete aus, bei der man in den vergangenen Jahren verstärkt auf den Mehrfamilienhausbau gesetzt habe. Dazu kommen verbesserte Fördermöglichkeiten. Die Stadt Dortmund konnte im vergangenen Jahr 65 Millionen Euro an Fördermitteln für öffentlich geförderten und damit preisgebundenen Wohnungsbau beim Land abrufen. 324 neue Mietwohnungen wurden damit gefördert.
Trotzdem mischt sich in die Freude über die gute Bilanz für 2022 auch Skepsis. „Ein Wermutstropfen ist natürlich, dass die baukonjunkturelle Lage auch an Dortmund nicht vorbeigehen wird“, stellt Stadtsprecher Christian Schön fest. Das werde sich allerdings erst in 2023 tatsächlich in den Zahlen widerspiegeln. „Die Tendenz aus den ersten Monaten und der Blick auf den Markt legen das zumindest nahe“, erklärt Schön.
Zudem bleibe abzuwarten, ob das erfreuliche Ergebnis bei den Baugenehmigungen angesichts der aktuellen Rahmenbedingungen rund um das Bauen in Deutschland tatsächlich zu mehr Neubauten führt.
Finanzierungsprobleme für Bauherren
Die Skepsis zur weiteren Entwicklung teilt auch Thomas Pape als Obermeister der Baugewerbe-Innung. Auch er hat die Sorge, dass nicht alle Baugenehmigungen tatsächlich umgesetzt werden. Eine Prognose abzugeben, wie viele Wohnungen tatsächlich gebaut werden, sei aber Glaskugel-Leserei, meint der Experte.
Das Hauptproblem sieht er auf Seiten der Bauherren und der Finanzierung. Steigende Baupreise und Zinsen sorgen hier für Unsicherheiten. Da komme es auch darauf an, wann man die Finanzierung abgeschlossen habe und ob man eventuell nachfinanzieren müsse, erklärt Pape. Manche Bauvorhaben könnten dabei ganz auf der Strecke bleiben.
Immerhin: An der Bauwirtschaft dürfte es nicht liegen, wenn nicht genug Wohnungen gebaut werden. „Unsere Mitgliedsbetriebe haben weiterhin gut zu tun“, berichtet der Innungs-Obermeister. Der zwischenzeitliche Materialengpass sei zwar nicht ganz verschwunden, aber deutlich gelindert.
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