Diese Themen bewegten Mengede 2023 Abiball-Desaster, Kaufland-Aus und schwere Unfälle

Abiball-Desaster und schwere Unfälle: Diese Themen bewegten Mengede 2023
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Ein Jahr, zwölf Monate, 365 Tage mit Nachrichten, Reportagen, Geschichten. Über Menschen, Ereignisse, Entwicklungen. Jubelfeiern und Tragödien. Wir haben das Jahr im Stadtbezirk Mengede Revue passieren lassen – und dabei in die Statistik geschaut: Welche Artikel haben unsere Leserinnen und Leser auf rn.de/mengede am meisten geklickt?

Die Top-Themen für den Stadtbezirk Mengede sind ein bunter Mix aus allen Lebensbereichen.

Gäste an Tischreihen. Dazwischen tragen Eltern einen Bierzelt-Tisch.
Tische wurden noch nach Beginn des Heinrich-Heine-Abiballs in die Ersatz-Halle in Dortmund-Eving getragen. © privat

1. Abiball wurde zum teuren Desaster

Diesen Anlass zu Feiern gibt es nur einmal im Leben: das Abitur. Es ist gleichzeitig der Übergang von zwei Lebensabschnitten. Und das wird gefeiert: rauschend, in tollem Ambiente und edlen Klamotten. Es gibt wohl kaum eine Familie, der der Abiball mit allem Drum und Dran kein hoher dreistelliger oder gar vierstelliger Betrag wert ist.

Die Vorfreude auf die Party des 2023er-Jahrgangs am Heinrich-Heine-Gymnasium in Nette endete wenige Stunden nach der Zeugnisübergabe. Die Dortmunder Agentur Abiballscout.de meldete sich beim Verein „Abiball am HHG“ und sagte den gebuchten Termin in der Halle „RomAntik“ am Fredenbaum ab. Eine Doppelbuchung.

Nach stundenlangem Krisenmanagement der Abiturientinnen und Abiturienten sowie deren Eltern hatte Abiballscout.de eine Ersatzhalle organisiert. Aber die war viel zu klein. Vereinbarte Dienstleistungen aus dem Vertrag waren defizitär oder fehlten ganz. 35 Stunden nach der Hiobsbotschaft endete der Abiball in einem Desaster mit Tränen und Wut.

Eine Klage erschien nach anwaltlicher Beratung sinnlos. Sie laufe auf einen Vergleich hinaus. Jeder Rechtsstreit aber kostet Geld. Das hatte der Abiball-Verein aber nicht. Er fungiert ja allein als juristische Person.

Kundin Allegra Demant auf dem Parkplatz vor der Mengeder Kaufland-Filiale.
Allegra Demant wohnt in Castrop-Rauxel, fährt aber regelmäßig ins Kaufland nach Mengede. Dass dieses schließen wird, findet sie „gar nicht gut“. © Natascha Jaschinski

2. Kaufland in Mengede schließt

Es ist der flächenmäßig größte Lebensmittel-Einzelhandel im Stadtbezirk: Kaufland im Ortszentrum Mengede. Im März 2025 schließt die Filiale an der Heimbrügge. Am 19. Oktober überbrachte die Kaufland-Geschäftsführung die Hiobsbotschaft den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie dem Betriebsrat.

Für den Sekretär der Gewerkschaft Verdi kommt die Schließung nicht überraschend: Schon als Real-Markt sei das Haus defizitär gewesen. Kaufland verweist ebenfalls auf eine negative Entwicklung des Geschäftsergebnisses in den vergangenen Jahren.

Mit jedem einzelnen Mitarbeiter will Kaufland über „Wege zur Weiterbeschäftigung“ sprechen, „um gemeinsam eine individuell passende Lösung zu finden“. Die Dortmunder Kaufland-Filialen in Oespel, Hombruch, Körne Aplerbeck und an der Bornstraße in der Nordstadt sollen ebenso bestehen bleiben wie die im Einkaufszentrum Widumer Tor in Castrop-Rauxel.

Die Kunden waren traurig, als sie die Nachricht erfuhren. Manche kaufen mehrmals in der Woche in der Filiale ein. „Die Angebote hier sind so gut, da kann kein anderer mithalten“, sagte etwa die Mengederin Ulrike Drucis. Andere schätzen das breite Sortiment, das nicht nur Lebensmittel umfasst.

Unfallfahrzeuge und Anhänger auf dem Königshalt. Polizisten stehen an den Fahrzeugen.
Unfall am Ostersonntag in Dortmund-Mengede: Ein Auto geriet in den Gegenverkehr. © Mauermann / news4 Video-Line TV

3. Schwerer Unfall auf dem Königshalt

Blaulicht: Immer wenn Polizei oder Feuerwehr im Einsatz sind, stößt das auf ein hohes Interesse. Ein Unfall auf der Straße Königshalt landete auf Platz 3 der meistgeklickten Artikel.

Am Ostersonntag geriet ein Auto gegen Mittag auf dem Autobahnzubringer in Höhe Hansemannstraße in den Gegenverkehr. Dabei stieß es mit einem entgegenkommenden Fahrzeug zusammen und knallte anschließend noch in einen Anhänger am Straßenrand. Eine Person wurde leicht verletzt. Trotz Sperrung der Straße für die Unfallaufnahme kam es laut Polizei zu keinen größeren Behinderungen.

Unfallwrack des Opel Corsa am Straßenrand der Emscherallee.
Heftiger Unfall auf der Emscherallee an der Kreuzung Ellinghauser Straße am 22. Oktober. Ein VW Golf fuhr mit 194 km/h in einen Opel Corsa. © Jan Keuthen

Anders bei einem Crash am 22. Oktober, der auf Platz 6 unserer Liste gelandet ist: An dem Sonntag raste gegen 22 Uhr ein 19-Jähriger mit seinem VW Golf auf der Emscherallee in Höhe der Ellinghauser Straße in einen Opel Corsa. Bis 5 Uhr am Montagmorgen war die Polizei vor Ort, bis 8 Uhr dauerten die Aufräumarbeiten.

Der 19-jährige Dortmunder kam leicht verletzt ins Krankenhaus. Der 37-jährige Fahrer des Corsa erlitt schwere Verletzungen. Nach ersten Zeugenaussagen ordnete eine Staatsanwältin das Auslesen des Steuergeräts an. Das Ergebnis: Unmittelbar vor dem Aufprall war der Golf mit 194 km/h unterwegs. Den Fahrer erwartet ein Strafverfahren wegen des Verdachts der Teilnahme an einem verbotenen Kraftfahrzeugrennen sowie der fahrlässigen Körperverletzung bei einem Verkehrsunfall.

Marcel und Desire Grolius in ihrem Badezimmer mit Schwarzschimmel an der Decke.
Das Badezimmer der Grolius‘ ist extrem stark von Schimmel befallen. Die Familie verbringt dort so wenig Zeit wie möglich. © Natascha Jaschinski

4. Vermieter kündigt neunköpfiger Familie fristlos

Immer mal wieder teilen Leserinnen und Leser ihre Wohnsituation mit unserer Redaktion. Mal ist das Dach undicht, mal funktioniert die Heizung nicht, mal kommt es zu Meinungsverschiedenheiten über Mieterhöhungen oder Nebenkosten.

Besonders krass ist das Schicksal einer neunköpfigen Familie, die nach eigener Aussage „nur noch Psychoterror“ von ihrem Vermieter erlebte. Um sich vor unangemeldeten Besuchen, Forderungen und Vorwürfen zu schützen, hatte die Familie eine Überwachungskamera installiert und die Klingel abgestellt.

Der Konflikt schwelte schon länger und erwies sich als komplex. Im August 2023 zeigte Desire Grolius unserer Reporterin einen Brief des Vermieters. Binnen einer Woche sollten sie, ihr Mann und die sieben Kinder aus der Wohnung ausziehen. Der Mieterverein intervenierte gegen die fristlose Kündigung.

2022 übernahm der jetzige Eigentümer das Haus. Schon damals wies der Mieterverein auf Mängel hin: großflächiger Schimmel im Badezimmer etwa und ein nasses Schlafzimmer nach einem Wasserschaden in der Nachbarwohnung. Fristen zur Behebung der Schäden ließ der Vermieter verstreichen. Der Mieterverein sah es im Sommer 2022 als gerechtfertigt an, die Miete zu kürzen.

Die Familie weigerte sich, neue Mietverträge mit höheren Zahlungen zu unterschreiben. Es folgten die unangemeldeten Besuche und immer neue Verbote seitens des Vermieters. Die Alternative wäre eine andere Wohnung – vorzugsweise in Mengede, weil die Familie dort vernetzt ist und die Oma dort lebt. Doch im Stadtteil war es schwer für neun Familienmitglieder eine vergleichbare Wohnung zu finden.

Andrea und Heinz Seifert auf der Straße vor ihrem Haus in der Mengeder Heide.
Andrea und Heinz Seifert leben direkt an der A2. Am Ende der Straße soll die B474n beginnen. Die Familie befürchtet weiteren Lärm und Gesundheitsbelastungen. © Uwe von Schirp

5. Leben am Autobahnkreuz

Beeinträchtigungen ganz anderer Art erleben Andrea und Heinz Seifert. Sie wohnen seit 23 Jahren am Autobahnkreuz von A2 und A45 in der Mengeder Heide – im Elternhaus des Familienvaters. 100.000 Autos, davon 20.000 Lastzüge rauschen vor ihrer Haustür vorbei. Täglich.

Die Lärmschutzwand hält das Rauschen der Fahrzeuge kaum ab: Das Lärmkataster des Landesumweltministeriums zeigt eine Belastung von 70 bis 75 Dezibel vor dem Haus an der Amselstraße. Im Garten hinter dem Haus sind es immer noch 65 bis 70 Dezibel.

Deswegen lehnt Familie Seifert den Bau der Bundesstraße B474n ab. Sie soll die Autobahn 45 als Ortsumfahrung Waltrop verlängern und nur 250 Meter an Seiferts Haus und Garten vorbeiführen. Laut Verkehrsprognose mit 30.000 weiteren Fahrzeugen täglich. „Der Lärm macht jetzt schon krank“, sagt Andrea Seifert, spricht von Bluthochdruck und Tinnitus.

Der Bericht über das Leben der Familie am Autobahnkreuz löste eine ganze Reihe an Leser-Reaktionen aus. 100.000 Autos täglich – kann das sein?, fragte etwa Klaus Konter. Er berichtete über die heutigen täglichen Staus auf der B235 zwischen Henrichenburg und Datteln. Die B474n böte hier eine dringend nötige Entlastung.

Die Zahlen zum Verkehr auf der Autobahn 2 und die Prognose zur neuen Bundesstraße sind jedoch nicht aus der Luft gegriffen, sondern basieren auf amtlichen Quellen.

Inhaberin Claudia Haskic zwischen Kleiderständern mit Braukleidern.
Claudia Haskic bezog mit ihrem Brautmodengeschäft "Lavie Sposa" im September neue Geschäftsräume in Dortmund-Bodelschwingh. © Anna Katharina Wrobel

Naturgemäß erzeugen „schlechte Nachrichten“ das größte Interesse. Für einen Aufreger sorgte ein 26-Jähriger im Neubaugebiet Erdbeerfeld, der im Oktober Sofa, Backofen und anderen Hausrat vom Balkon warf. Der Randalierer leider unter einer psychischen Erkrankung.

In unserer Hitliste der meistgeklickten Artikel finden sich jedoch auch positive Meldungen. Dazu zählte die Ankündigung, dass das Brautmodengeschäft „Lavie Sposa“ in die ehemaligen Geschäftsräume von „Drees Möbel & Küchen“ in Bodelschwingh zieht.

Und auch die Nachricht, dass Niko Maraslis den Mengeder „Burghof“ übernimmt, rangiert noch in den „Top Ten“. Übrigens gleichauf mit dem Bericht über die Sorge von Eigentümerin Irmela Heiderich, das Traditions-Restaurant stehe vor dem Aus. Niko Maraslis hatte den Artikel gelesen und sich bei Irmela Heiderich gemeldet.