DSW21-Vorstandschef Guntram Pehlke: „Ein gutes Jahr" für den Stadtwerke-Konzern. © Oliver Schaper (Archiv)
DSW21
DSW21 bekommt Millionen Euro - schreibt aber rote Zahlen
Erst Corona, dann die Turbulenzen auf den Energiemärkten: Der DSW21-Konzern bleibt davon nicht unberührt. Das Ergebnis fällt zwar deutlich besser aus als im Vorjahr - bleibt aber im roten Bereich.
Die Sektkorken lassen DSW21-Vorstandschef Guntram Pehlke und Finanzvorstand Jörg Jacoby beim Blick auf das Jahresergebnis 2021 nicht unbedingt knallen. Zufrieden sind sie dennoch: „Wir haben trotz schwieriger Rahmenbedingungen ein gutes Jahr hingelegt“, gibt Pehlke zu Protokoll.
Die DSW21-Zentrale an der Deggingstraße. © RN
DSW21 weist unter dem Strich zwar weiterhin rote Zahlen aus. Dabei ist es der 100prozentigen Stadt-Tochter aber gelungen, das Minus aus 2020 von 18,4 Millionen Euro auf ein Minus von 3,7 Millionen Euro zu drücken. Grund dafür: Die DSW21-Töchter haben abgeliefert.
Ein Ausreißer ist allerdings die Verkehrssparte. Busse und Bahnen im ÖPNV gehören zu den traditionellen Verlustbringern. In den zurückliegenden Jahren ist es DSW21 gelungen, das Minus bis 2020 auf rund 55 Mio. Euro zurückzuschrauben. 2021 ist der Fehlbetrag wieder auf minus 67,3 Millionen Euro gestiegen.
„Ohne den Rettungsschirm sähen wir deutlich schlechter aus“
DSW21 begründet das mit hohen Investitionen (etwa in Gleisbarbeiten und Stellwerkserneuerungen) sowie mit zusätzlichem Fahrpersonal. Der Verlust wäre noch höher, hätten Bund und Land nicht den „Rettungsschirm“ aufgespannt und DSW21 auch im vergangenen Jahr mit rund 26,3 Millionen Euro unter die Arme gegriffen.
Das Minus bei Bussen und Bahnen hat sich 2021 wieder erhöht. © RN
„Damit konnten wir Mindererlöse und Mehrausgaben durch die Coronapandemie fast vollständig ausgleichen“, stellt Finanzvorstand Jacoby fest. „Ohne den Rettungsschirm sähen wir deutlich schlechter aus.“ Er hoffe, so Jacoby, dass die Politik ihre Ankündigungen wahr mache und den Verkehrsunternehmen auch 2022 helfe.
Flughafen halbiert EU-Defizit und kommt dem Ziel näher
Zuversichtlich zeigt sich DSW21-Vorstandschef Pehlke in Sachen Flughafen. Bei den Wachstumsraten liege der Dortmund Airport über dem Branchenschnitt. Die Passagierzahlen seien von zuletzt gut 1,22 Millionen auf 1,69 Millionen gestiegen. Gleichzeitig ist das Defizit im Gesamtergebnis von minus 21,8 Millionen Euro auf minus 15,5 Millionen Euro gesunken.
Noch wichtiger für den Airport: Das EU-Betriebsergebnis, das Abschreibungen, Zinsen und hoheitliche Kosten ausklammert, konnte von minus 12 Millionen Euro auf minus 6,2 Millionen Euro nahezu halbiert werden. Nach den aktuellen Spielregeln muss das EU-Betriebsergebnis spätestens Ende 2023 ausgeglichen sein. „Das wird der Airport auch schaffen“, sagt Pehlke voraus.
Ob und wie stark die Passagierzahlen in Zukunft steigen, hängt vom weiteren Verlauf der Pandemie sowie von den Folgen des Ukraine-Krieges ab. Noch 2021 waren rund 95.000 Passagiere von Dortmund Airport aus nach Lviv (Lemberg), Kiew und Charkiw gestartet.
Urteil zu Spätflügen: Gibt es bald den nächsten Anlauf?
Weitere Unbekannte: die Frage der Spätflüge. Deren Genehmigung hatte das Münsteraner OVG im Januar 2022 teilweise gekippt „Wir werden unser Recht wahren und gehen davon aus, dass das Urteil nicht rechtskräftig wird“, sagt Pehlke.
Damit zielt der DSW21-Chef auf den Hinweis der Münsteraner Richter, nach dem die vom OVG gerügten Mängel in einem „ergänzenden Verfahren“ korrigiert werden könnten. Die Richter hatten moniert, die Münsteraner Bezirksregierung als Genehmigungsbehörde habe die Lärmschutzbelange nur unzureichend festgestellt und berücksichtigt.
Dortmunds Flughafen ist zurück auf dem Wachstumspfad und hat sein Defizit verringert © RN
Eine Revision gegen ihr Urteil hatten die Richter nicht zugelassen. Dagegen kann Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht eingelegt werden – spätestens einen Monat nach Zustellung der Urteilsbegründung. Sie wird Mitte April erwartet.
Danach steht eine weitere wichtige Entscheidung an: Der Airport setzt auf das "Okay" der Münsteraner Bezirksregierung zur östlichen Landeschwelle. Der Aiport hat beantragt, die Landeschwelle um 300 Meter in Richtung Unna zu verlegen, damit größeren Maschinen beim Landen die gesamte 2000 Meter-Bahn nutzen können. Zuletzt hieß es, die Entscheidung falle "frühestens im Mai".
Umschlag im Hafen steigt - aber Terminals spüren die Coronakrise
Mit der Entwicklung der Speicherstraße in ein Digital-Quartier mit rund 4100 Arbeitsplätzen ist der Dortmunder Hafen eine wichtige Option auf die Zukunft. Das Kerngeschäft aber bleibt der Güterumschlag.
Er ist im Vergleich zu 2020 um rund sieben Prozent auf 2,28 Millionen Tonnen gestiegen, hauptsächlich durch den Zuwachs beim Eisen- und Stahlumschlag.
Das Containerterminal an der Kanalstraße: Der Umschlag ist leicht gesunken. © CTD
Die beiden Container-Terminals allerdings verzeichneten durch die coronabedingten Störungen der Lieferketten erstmals einen Rückgang um rund 13 Prozent auf rund 211.000 Ladeeinheiten. Unter dem Strich hat die Dortmunder Hafen AG 1,3 Millionen Euro an die Mutter DSW21 abgeliefert. (Vorjahr: 1,5 Millionen Euro.)
34,6 Millionen Euro: DEW überweist die dickste Summe
Eine sichere Bank für DSW21 bleibt Gelsenwasser. 32,9 Millionen Euro überweist der Versorger an DSW21. Im Vorjahr waren es 32,2 Millionen Euro. Der Energiemarkt schlägt auch auf Gelsenwasser durch: Hohen Erlösen aus dem Verkauf von Gas und Strom stehen ebenso hohe Einkaufspreise gegenüber.
Die Energiemärkte bleiben für DEW21 eine riesige Baustelle. © RN
Auch DEW (Dortmunder Energie und Wasser), 60,1 Prozent-Tochter von DSW21, bleibt von der Krise auf den Energiemärkten nicht verschont. Corona hat zu „erheblichen Absatzrückgängen“ bei den Industriekunden geführt – und nach dem Wieder-Hochfahren der Wirtschaft zu einem bislang nicht gekannten Anstieg der Preise. „Und der wird weitergehen“, prognostiziert DSW21-Vorstandschef Pehlke. Erst recht, wenn es tatsächlich zu einem Stopp der Gaslieferungen aus Russland kommt.
Wie sich die Entwicklungen auf die künftigen Ergebnisse von DEW auswirken, bleibt vorläufig offen. Aktuell jedenfalls hat Dortmunds Versorger unter allen Töchtern das dickste Pfund an die Mutter DSW21 abgeliefert: 34,6 Millionen Euro, das sind rund 4 Millionen Euro weniger als 2020.
RWE-Aktienpaket wirft 12,2 Millionen Euro ab
Nach oben zeigt die Kurve bei den RWE-Aktien. Als größter kommunaler Anteilseigner hält DSW21 ein Paket von rund 24,5 Millionen Aktien (3,6 Prozent). DSW21 hat davon profitiert und bei einer Dividende von 0,85 Euro pro Aktie insgesamt 12,2 Millionen Euro kassiert. Die nächste Ausschüttung dürfte noch höher ausfallen: Als Vorschlag steht eine Dividende von 0,90 Euro/Aktie im Raum.
Aus der 36 Prozent-Beteiligung am Essener Kohleverstromer Steag hingegen geht DSW21 wie in den vergangenen Jahren leer aus. Das Unternehmen, das sich mit Hilfe einer Landesbürgschaft aktuell einen 400 Millionen Euro schweren Kredit zur Absicherung seiner Energiegeschäfte besorgt hat, blickt auf eine schwere Krise zurück.
DSW21-Finanzchef Jörg Jacoby hofft auch 2022 auf finanzielle Hilfe vom Bund. © DSW21
Steag befindet sich in einem Umbau, der von einem Treuhänder begleitet wird. Pehlke, bis vor Kurzem Aufsichtsratsvorsitzender des Energielieferanten, sieht Steag „auf einem guten Weg.“ Der Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) werde „über Plan liegen“. Zudem seien 300 Millionen Euro Verbindlichkeiten (Fremdkapital) abgetragen.
Bei DSW21 geht man fest davon aus, dass der Wert von Steag wieder steigt – „und das Unternehmen seinen festen Platz in der Energiebranche haben wird“, wie Pehlke formuliert. Ob DSW21 dann weiter an Steag beteiligt sein wird, ist offen: Steag soll bekanntlich verkauft werden – und damit auch die Anteile der Stadtwerke. Die Entscheidung trifft der Rat der Stadt.
Vielen Dank für Ihr Interesse an einem Artikel unseres Premium-Angebots. Bitte registrieren Sie sich kurz kostenfrei, um ihn vollständig lesen zu können.
Jetzt kostenfrei registrieren
Einfach Zugang freischalten und weiterlesen
Werden auch Sie RN+ Mitglied!
Entdecken Sie jetzt das Abo, das zu Ihnen passt. Jederzeit kündbar. Inklusive Newsletter.
Bitte bestätigen Sie Ihre Registrierung
Bitte bestätigen Sie Ihre Registrierung durch Klick auf den Link in der E-Mail, um weiterlesen zu können.
Prüfen Sie ggf. auch Ihren Spam-Ordner.
Einfach Zugang freischalten und weiterlesen
Werden auch Sie RN+ Mitglied!
Entdecken Sie jetzt das Abo, das zu Ihnen passt. Jederzeit kündbar. Inklusive Newsletter.